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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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sein Mob standen auf halbem Weg nach unten. Noch während ich geistig die möglichen Alternativen durchging, sah David auf und zwang mich durch sein herablassendes Grinsen dazu, weiterzugehen. Schließlich wäre jedes Zögern und jede Umkehr als Schwäche ausgelegt worden.
    Gefasst und abwehrbereit ging ich an der lachenden Gruppe vorbei und spürte, wie sich David in Bewegung setzte. Aber auf keinen Fall würde ich ihm die Genugtuung geben und mich zu ihm umdrehen. Stur marschierte ich weiter, bis Dominique zu meiner Rechten aufschloss und spielerisch nach mir schlug. Meine Faust fand seinen Solarplexus mit einer Geschwindigkeit, die selbst mich überraschte. Genau wie der zeitgleiche, feste Ruck an meinem Rucksack, der den gesamten Boden aufriss und dafür sorgte, dass sich der Inhalt über die gesamte Treppe verteilte. Das Geräusch der fallenden Hefte und Stifte klang in der plötzlich stillen Schule sehr laut und wurde abgelöst von dem Lachen und Gibbeln aller Schüler, die eigentlich nur sehr froh waren, dass die Attacke mir und nicht ihnen gegolten hatte. Trotzdem benötigte ich meine gesamte innere Gewissheit, ein guter Mensch zu sein, um mich nicht an Ort und Stelle mit David zu prügeln.
    Mein Stiefbruder schien nicht einmal annähernd zu ahnen in welcher Gefahr wir beide schwebten, denn er trat näher zu mir und flüsterte: »Bald bist du das unbeliebteste Mädchen der Schule.«
    Hatte ich es bisher geschafft, mir nichts anmerken zu lassen und mich auch nicht umzudrehen, konnte ich nun nicht anders als ihn anzusehen. Sein Gesicht war ein einziges Versprechen. Dieses Mal nicht aus Gewohnheit. Dieses Mal war es persönlich.
    »Das gehört dir, oder?« Die Frage riss mich zurück in die Realität und half mir, mich von Davids Anblick loszueisen. Ich wandte mich wieder in die Richtung, in die ich ursprünglich hatte gehen wollen.
    »Ja, Danke.« Ich nahm den Stift entgegen, den Elijah mir hinhielt. Erst als er sich zu meinen Heften bückte und immer noch nach oben sah, begriff ich, dass seine eigentliche Aufmerksamkeit David galt und nicht mir.
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun«, warnte mein Stiefbruder.
    Elijah reagierte nicht und hielt mir die ersten Hefte hin. Wie betäubt nahm ich sie entgegen, zu einer bloßen Staffage in einem ganz anderen Drama degradiert.
    David bückte sich und versuchte das letzte Buch festzuhalten. Elijah war schneller, obwohl er sich nicht einmal anzustrengen schien. Eben lag das Buch auf der Stufe, im nächsten Moment hielt er es in der Hand.
    »Hörst du schlecht?«, motzte David. Seine Worte wurden von dem lauten Applaus seiner Anhänger unterstrichen. Leiser fragte er: »Willst du es wirklich wegen IHR darauf ankommen lassen?«
    Immerhin war er klug genug, seine Position nicht zu gefährden, indem er den beliebtesten und begehrtesten Jungen der Schule wegen einer Kleinigkeit angriff.
    »Wegen keiner anderen.« Elijahs Lächeln war selbstsicher und gespenstisch ehrlich.
    Etwas veränderte sich in Davids Gesicht. Herablassung, Unglaube, aber auch etwas anderes huschten über seine Züge. Etwas, was ich nicht einordnen konnte, aber wirklich unheimlich fand. Dann verschwand dieser seltsame Ausdruck und machte einer tiefen Verärgerung Platz, weil er gegen Elijahs Beliebtheitsgrad nicht öffentlich ankommen konnte. Gezwungenermaßen nickte David Elijah zu und ging die Treppe nach unten. Seine Freunde folgten ihm auf dem Fuße, mir böse Blicke zuwerfend.
    »Ich denke, wir beide gehen heute Abend doch auf diese Party.« Elijah stellte sich neben mich und sah dem Mob hinterher. Auf seinem Gesicht las ich eine Entschlossenheit und eine Kampfbereitschaft, die ich sehr schmeichelhaft fand.
    »Ich denke, du hast Recht!« Wütend genug war ich jedenfalls.
    Elijah sah mich kurz ungläubig an, dann lag wieder das übliche, schelmische Lächeln über seine Lippen. »Und wann hole ich dich ab?«
    »Ist acht okay?«
    »Prima!« Er strahlte mich an, und unter seinem beunruhigend intensiven Prüfblick fühlte ich mich plötzlich seltsam entblößt und durchschaut. Sogar meine Haut begann zu kribbeln und bewies mir, dass ich aufgeregt war, obwohl keiner von uns beiden es ernst meinte. Aber hei … ich hatte ein Date!

    Fertig geschminkt starrte ich den Inhalt meines Kleiderschrankes an und kam zum selben Ergebnis wie Generationen vor mir: »Ich habe nichts anzuziehen.«
    Inzwischen hatte sich ein kleiner Berg an ausprobierten und abgelehnten Kleidungsstücken auf meinem Bett

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