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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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–, aber auch Jonah war es auf den ersten Blick – und wohin ein zweiter Blick führte, war ja hinreichend bekannt.
    »Danke, nein.«
    Sehnsüchtig sah ich zu, wie Rebecka ein Stück nahm und herzhaft hineinbiss. Kurz meldete sich mein Gewissen. Dann griff meine Paranoia ein und erinnerte mich daran, dass ich Rebecka ebenfalls so gut wie gar nicht kannte. Eben erfolgte Rettung durch sie hin oder her. Ich war alleine. Mal wieder.
    Zu meiner Überraschung schmerzte der Gedanke mehr, als mir lieb war. Vermutlich weil ich in den kurzen Genuss von Freundschaft und Vertrauen gekommen war. Hatte mir gefallen. »Bin gleich wieder da.«
    In der Mensa ignorierte ich David und seine Football-Buddies, die mir aus der Futter-fass-Schlange dumme Bemerkungen hinterhergrölten und investierte einen Dollar zwanzig in ein eingeschweißtes Brötchen aus dem Automaten. Mein Großvater oder David oder wer auch immer würde sicherlich nicht so weit gehen, sämtliche Fraß-Spender der Schule zu verseuchen.
    Trotzdem hatte ich mich noch nicht dazu durchgerungen, in das labbrige Brötchen zu beißen, als Justus direkt neben mir durch die Tür stürmte und mich fast über den Haufen rannte.
    »Vorsicht!« Gerade noch rechtzeitig brachte ich mein dürftiges Essen in Sicherheit und verhinderte, dass sich mein Lieblings-Schülerlotse mit Remoulade und Ei einsaute.
    »Tschuldige.« Er sah mich gehetzt an, schien aber gar nicht zu begreifen, wie viel Glück er dank meiner Geistesgegenwart gehabt hatte – oder ich, wenn man in die Waagschale warf, dass wir hier von meinem Mittagessen redeten.
    »Hei?!« Ich hielt ihn fest, als er zu seinen blauen Schlumpf-Freunden gehen wollte. »Was ist los?«
    »Es ist schon wieder ein Mädchen eingeschlafen und nicht wieder erwacht.«
    »Was? Wer?«
    Meine Frage ging unter, übertönte vom Knacken der Schulsprechanlage. Aber Justus` weit aufgerissene Augen und die Panik darin waren eindeutig. Er fragte sich, wann er selbst dran war. Genau wie die Schüler, die seine Aussage mitbekommen hatten. So langsam begann ich WIRKLICH an eine ansteckende Hysterie zu glauben.

    Ohne zu zögern schloss ich mich Justus und den anderen an, die Richtung Aula strömten. Nicht einmal das Gedränge machte mir etwas aus. Wo ich sonst in Panik geriet, weil ich mich nicht frei bewegen und notfalls verteidigen konnte, fühlte ich jetzt nur eine dumpfe Leere in meinem Inneren. Trotzdem platzierte ich mich an derselben Position wie bei der letzten Ansprache Simons`. Paranoia`R`Us. Bei dem Gedanken fielen mir meine Vorbehalte gegen Elijah und Rebecka wieder ein – und die gegen Jonah und David und eigentlich alle anderen Menschen die ich kannte. Aber zumindest Erstgenannter war nirgendwo zu entdecken. Rebecka entdeckte ich neben David, der wie gewöhnlich mit seinen streitsüchtigen Möchtegern-Football-Champions rumhing, und Jonah stand hinter einer Säule, so dass David ihn nicht sehen konnte. Er sah so gut aus wie immer, vielleicht ein wenig betretener. Ich grinste, selbst als Jonah aufsah und sich unsere Blicke begegneten. Immerhin war ich nicht die einzige Persona-non-grata.
    Als Simons die Bühne betrat, drehte ich mich nach vorne, spürte aber, dass Jonahs Blick noch einen Moment länger auf mir ruhte. Ein beunruhigendes Gefühl, das Adrenalin durch meine Adern strömen ließ und meinen Körper in Aufruhr versetzte.
    »Liebe Schüler und Schülerinnen. Wie sicherlich schon einige von euch gehört haben, ist es zu mehreren bedauerlichen Krankheitsfällen gekommen.« Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Jonah von der Säule löste und langsam und unauffällig den Raum verließ. »Da es sich um eine sogenannte hysterische Epidemie handelt, wird die Schule geschlossen, bis die Vorfälle lückenlos aufgeklärt sind. Ab Montag seit ihr anderen Schulen im Bezirk zugeteilt.«
    Einen Augenblick lang starrte ich auf die Bühne, während die anderen Schüler schon um mich herum gen Ausgang strömten und wusste selbst nicht so recht, ob ich wütend, erleichtert oder einfach nur schockiert sein sollte. Davon hatte Klaus kein Wort erwähnt. Und obwohl ich die Logik dahinter einsah, war ich persönlich mit dieser Lösung nicht glücklich. Verdammt noch mal, ich hatte mich grade eben erst hier eingewöhnt!
    Dieses Mal achtete ich darauf, dass auch ein Lehrer bei dem Pulk dabei war, der mit mir durch die Aulatür strömte. Leider bog Mister Förster nach links ab, während ich die Treppe nach unten nehmen musste. Ausgerechnet, denn David und

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