Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)

Tag!“
    Jack grinst sie genauso breit an wie Klaus.
    Wie leicht Menschen sich doch beeindrucken lassen! „Also, was jetzt? Wollt ihr eine Tasse Kaffee oder ja?“
    „Hallo, Kiddies!
    Kommt, setzt Euch zu uns!“ begrüsst Klaus die Kinder, die auch recht verwundert dreinschauen, während sie näher kommen. „Für Euch haben wir Kakao oder Saft. Oder wollt Ihr lieber eine Kola?“
    Noch bevor Marge protestieren kann, dass Klaus den Kindern Kola zum Frühstück anbietet, legt Jack schon beruhigend seine Hand auf ihren Oberarm. „Nicht böse sein, Meine Liebe!“
    „Heute ist ein besonderer Tag!“
     
    *
     
    Unermüdlich bereiten die Seeleute um sie herum das Schiff vor. Am Grossmast haben sie neben dem Hauptsegel auch das zusätzliche Topsegel gesetzt und straff gespannt.
    Auch das Rahsegel am Fockmast bläht sich schon im Wind, während die Matrosen achtern noch das Lateinsegel am Besanmast aufziehen.
    Tollkühn klettern die Seeleute über die Halteseile, um sogar noch die Bugsprietsegel in Position zu bringen. Bald ist jede verfügbare Fläche bereit, der Santa Maria Vortrieb zu geben!
    Als Krissie den Kopf weit in den Nacken legt, um dem geschäftigen Treiben zuzusehen, bemerkt sie erstmals, dass das Hauptsegel mit einem grossen, aufgestickten Symbol verziert ist. In der Aufregung des letzten Tages war es ihr noch nicht aufgefallen. Jetzt sieht sie voller Neugier das ungewöhnliche Muster, dass die Leinwand prägt!
    In einem strahlenden, zugleich kalten Marineblau prangt eine riesige Eisblume auf dem Segel.
    So wie man sie früher in manch kalten Winternächten an den Fensterscheiben unbeheizter Schlafzimmer sehen konnte. Damals, als die normalen Wohnhäuser noch Einfachverglasung hatten und das Temperaturgefälle zur kalten Winternacht solch Eisblumen beachtlicher Schönheit an die Scheiben zauberte.
    Das Beeindruckendste des Ornamentes liegt jedoch im Zentrum des Blumenmotivs. Als wenn es real wäre, blickt ein einzelnes, im gleichen Marineblau gesticktes Auge wachsam weit über die See hinaus!
    Je länger Krissie auf den Mittelpunkt der Verzierung blickt, um so mehr fühlt sie sich wie hingezogen zu diesem Auge, das so mild, und doch so gebieterisch, die Welt ringsum in seine Iris aufzusaugen scheint.
    Tags zuvor hatte Krissie die Zier des Segels nicht wahrgenommen. Umso mehr wird sie jetzt in seinen Bann gezogen, je länger sie schaut. Als blicke das Auge direkt auf sie herunter, gütig und streng zugleich!
    „Das ist ihr Wappen!“
    Jack ist Krissie´s Blick gefolgt.
    Seine Stimme hat unverhofft ihren Klang verändert.
    Andächtig, fast ehrfurchtsvoll, fährt er fort:
    „Die Eisblume, das ist das Symbol unserer Königin!“
    „Die Polarkönigin! Unsere Herrscherin im ewigen Eis!“
    „Und das Auge? …
    Es sieht so echt aus! …
    Als wenn es mich wirklich anschaut!“
    „Das tut es auch, Krissie!“
    „Dies ist das Traumauge der Zaubersterne!“ …
     
    *
     
    Gespannt und mit angehaltenem Atem lauschen die Menschen Jack´s Erzählungen. Andy und Marge haben sich unwillkürlich vorgebeugt. Selbst der dampfende Kaffee in ihren Tassen kühlt langsam ab.
    Philipp hält unbeweglich sein Kola –Glas in Händen. Er wagt kaum zu atmen, um den Zauber des Momentes nicht zu stören.
    Lisa und Krissie knien auf den Schiffsplanken, beide mit offenem Mund das Traumauge bestaunend.
    Ernst und würdevoll weiht Jack Krissie, die kleine Menschentochter, endlich in das Geheimnis ihrer Reise ein.
    „Durch das Traumauge hindurch sieht die Königin alles, was hier an Bord geschieht!
    Sie sieht jetzt auch auf uns herab. Sie beschützt uns! …
    Und sie wartet …!“
    „Sie wartet? …
    Worauf wartet sie denn?“
    „Die Königin erwartet voller Sehnsucht und Hoffnung Deine Ankunft!“
    Behutsam nimmt Jack Krissie an beiden Händen.
    Eindringlich schaut er Krissie an.
    Klaus sitzt ruhig daneben, ohne ein Wort zu sagen.
    Unvermutet sind Jack und Klaus jetzt voller Ernst und Bedacht.
    Krissie´s Mund ist ganz trocken geworden.
    Jack´s Worte klingen so unglaublich.
    Krissie muss schlucken, bevor sie leise und schüchtern dem grossen Piraten antworten kann.
    „Sie wartet auf mich?“
    „Ja, Krissie! Die Königin setzt ihre ganze Hoffnung auf Dich! …
    Dass Du ihr helfen kannst!“
    „Aber wie soll ich Eurer Königin helfen können? Ich bin doch noch klein!“
    „Klein bist Du fürwahr in Alter und Grösse, Krissie. Aber das ist nicht das Entscheidende. Ganz Traumland ist in grosser Sorge! Und nur Du, Liebe