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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Liebe und Zuwendung so sehr.«
    Aber Pauline war entschlossen, keinen Fuß in das Waisenhaus zu setzen. Sie half, Geldspenden zu sammeln, und sie spendete selbst, aber darüber hinaus wollte sie sich nicht engagieren. Vor einem Jahr hatte Mrs. Purcell die Kühnheit besessen, laut darüber nachzudenken, ob Pauline nicht einen der Säuglinge adoptieren wolle. Aber jeder wußte, was für Babys das waren – uneheliche, unerwünschte Kinder, die unverheiratete Frauen auf die Stufen des Waisenhauses legten. Pauline wollte nicht das Kind einer anderen Frau, sie wollte ihr eigenes Kind!
    Als sie zu ihrem Stand zurückkehrte, brachte sie für Louisa ein Glas Limonade mit, die es dankbar trank und dann stöhnte: »Du meine Güte, ist es heiß!«
    Pauline kam es wie ein Wunder vor, daß ihre Freundin bei dem eng geschnürten Korsett unter dem hochgeschlossenen Seidenkleid noch nicht in Ohnmacht gefallen war. Wenn Louisa sich bewegte, hörte man jedesmal das Geräusch der Fischbeinstäbe. Unter den Armen war das Kleid durchgeschwitzt.
    »Ich beneide dich um deine schlanke Figur, Pauline«, sagte sie, und es klang überhaupt nicht neidisch. »Du siehst immer so frisch aus, als könne dir die Hitze nichts anhaben. Sieh mich an. Das wird aus einer Frau, wenn sie Kinder bekommt. Ich versuche ja abzunehmen, aber es ist schwierig, denn wir sitzen jeden Tag dreimal mit acht Personen am Tisch.«
    Pauline trug die Bogen und Pfeile zusammen und legte sie ordentlich auf die Theke.
    »Du hast wirklich Glück«, fuhr Louisa fort, »Judd ist in der Schule, und Colin ißt meistens im Club. Du kannst jeder Versuchung aus dem Weg gehen.«
    Pauline hörte ihr nicht zu. Sie dachte: Ich weiß, Colin ist fähig zu lieben. Als ich ihn geheiratet habe, wußte ich, daß er es wahrscheinlich nicht wieder tun würde. Aber ich weiß auch, daß er in seinem Innern die Fähigkeit dazu besitzt. Sie hatte einmal ein deutliches Beispiel dieser Liebe gesehen, als sie vor neun Jahren Christina besucht hatte und erlebte, wie Colin seine junge Frau mit Zärtlichkeit, Fürsorge und Hingabe überschüttete. Diese verborgene und tiefe Quelle der Liebe in ihm mußte es immer noch geben. Vielleicht, dachte Pauline, war es falsch von mir, zu glauben, Colin werde nie wieder dazu fähig sein. Vielleicht hatte sie deshalb den Zugang zu dieser Quelle nicht gefunden. Vielleicht war sie doch nicht verschüttet und wartete darauf, von ihr entdeckt zu werden.
    »Nun sieh dir das an!« sagte Louisa. »Sieh dir dieses Mädchen an! Ich könnte schwören, sie wächst von Stunde zu Stunde!«
    Pauline drehte sich um und sah, daß Minerva Hamilton, Louisas älteste Tochter, auf den Stand zukam. Sie war groß, hatte dunkle Augen, hübsche Haare und einen sinnlichen Mund. Sie war beinahe sechzehn, und Pauline bemerkte, wie die Männer sich nach ihr umdrehten, als sie vorüberging.
    »Ihr laufen schon die ersten Verehrer nach«, sagte Louisa und fächelte sich Luft zu. »Ich finde, sie ist noch viel zu jung. Andererseits muß ich mich daran erinnern, daß ich mit achtzehn Mr. Hamilton geheiratet habe, und Minerva ist in zweieinhalb Jahren ebenso alt. Wenn ich daran denke!« Sie lachte. »Ich dachte, ich hätte Babys und das alles endlich hinter mir, und nun bin ich vielleicht bald Großmutter!«
    Pauline biß sich auf die Lippen, um Louisa nicht zu sagen, sie möge endlich den Mund halten. Statt dessen konzentrierte sich Pauline darauf, zu überlegen, wie sie es schaffen konnte, daß Colin sie liebte, und sie endlich von ihm ein Kind bekam.
    2
    Colin stand an der offenen Glastür, die von seinem Arbeitszimmer in den Garten führte. Er atmete tief die trockene, heiße Luft ein. Es fiel schwer, zu glauben, daß nach dem Kalender in einem Monat der Winter anfangen sollte. Es war ein Abend wie im Januar und nicht wie im April. Wie alle Schafzüchter in Victoria betete er, daß die Trockenheit den Wollertrag des Jahres nicht zu sehr beeinträchtigen werde. Die Preise auf dem Weltmarkt waren gefallen. Vor zwanzig Jahren gab es noch zweiundzwanzig Cents für ein Pfund; inzwischen waren es weniger als zwölf. Es wurde schwieriger und schwieriger, den jährlichen Gewinn von Kilmarnock zu vergrößern. Und nun herrschte auch noch diese Dürre!
    Colin betrachtete sein Spiegelbild in den Fensterscheiben, und er sah das Gesicht seines Vaters, des zwölften Laird von Kilmarnock. Es war ein strenger, aber gutaussehender Mann, der mit einem Blick einen Mann zum Verstummen und eine Frau zum Zittern

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