Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
ein Mensch. Es hing überall an Wänden und Zäunen im westlichen Distrikt und kündigte den GROSSEN AUSTRA - LISCHEN ZIRKUS mit den verheißungsvollen Worten an: ›Ein Panorama der Attraktionen! Die Ritter von Palästina! Alles in einem Riesenzelt für 600  Personen! Das beste Blechorchester auf Reisen! Die australischen Musiker werden Sie einen Abend lang mit ihren Melodien unterhalten, und in der Arena folgt eine aufsehenerregende Nummer nach der anderen. Nur bei uns treten Akrobaten aus Japan auf! Voll Stolz zeigen wir zum ersten Mal in Australien eine Nummer am TRAPEZ . Monsieur Leotard, der Erfinder des Trapez, wird ohne Netz unter der Zirkuskuppel durch die Luft fliegen. Der Zirkus wird ganz bestimmt am Freitag, dem 10 . April 1880 , in Cameron Town zu sehen sein.‹
    »Sieh nur, Tante Pauline!« rief Persephone und deutete auf ein Podest, wo ein Mann in einer bunten Jacke versuchte, die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu lenken. Auf einer Leinwand hinter ihm sah man einen gemalten blauen Himmel, Wolken und das weite grüne Land. Auf dem Podest stand noch ein Mann. Er sah so seltsam aus, daß alle Kinder stehenblieben und ihn mit offenem Mund anstarrten.
    Pauline blieb ebenfalls stehen. Aber nicht Häuptling Buffalo, ein ›echter Indianer mit roter Haut aus Amerika‹, der eine Lederhose und einen langen Federschmuck trug, zog Paulines Aufmerksamkeit auf sich. Sie starrte auf das Zelt nebenan, wo man eine andere Attraktion anpries. Für nur einen Penny konnte man in diesem Zelt, wie ein Mann mit lauter Stimme rief: »Miss Sylvia Starr leibhaftig!« sehen. »Sie ist die australische Venus und das Modell für Lindstroms berühmte Statue. Sie wird genau so vor Ihnen erscheinen wie für den Künstler. Und Sie werden verstehen, weshalb ihre Schönheit eine Sensation ist.« Hinter ihm sah man auf einem riesengroßen Plakat zwei Bilder von Miss Starr. Auf der rechten Seite trug sie ein rotes enganliegendes Kleid mit einer übertrieben schmalen Taille und einem ebenso übertrieben großen Busen, und auf der linken posierte sie als Venus, wobei Blumen den nackten Körper an gewissen Stellen bedeckten. Zwischen beiden Bildern konnte man Miss Starrs ›bewundernswerte Maße‹ von der Nase bis zu den Füßen lesen, einschließlich der Angaben: ›Größe: 1 , 62  m; Gewicht: 137  Pfund.‹
    Pauline interessierte sich weniger für Miss Starrs Schönheit. Sie staunte über die Menschenmenge, die Karten kaufte, um sie zu bewundern. Es waren alles Männer, und Pauline entging nicht, mit welchen Blicken sie das Plakat betrachteten. Pauline erinnerte sich noch gut daran, daß einmal die meisten Männer sie auf ähnliche Weise angesehen hatten. Aber inzwischen waren es weniger geworden, und das rief ihr wieder einmal ins Gedächtnis, wie die Jahre vergingen.
    Pauline dachte wieder an John Prior. Sie wußte, er hatte sie begehrenswert gefunden und mit ihr schlafen wollen. Aber das lehnte Pauline ab. Liebesaffären konnte sie haben. Es gab Verehrer, die sich um sie bemühten. Mehr als ein Mann hatte angedeutet, wie gerne er mit ihr auf vertrauterem Fuß stehen würde, auf einem Ball etwa, wenn sie zuviel Champagner getrunken hatte und sich auf der Tanzfläche von starken Armen im Kreis drehen ließ, während man ihr etwas Verführerisches und Erregendes ins Ohr flüsterte. In solchen Augenblicken überlegte sie manchmal, wie es wäre, nachzugeben, die Einladung in ein Gasthaus auf dem Land oder zu einer langen Wagenfahrt anzunehmen. Aber Pauline hatte kein Interesse an Sex. Das lieferte ihr Colin. Sie sehnte sich nach Liebe und wollte ein Kind.
    Und natürlich wollte sie Hugh Westbrook. Selbst nach all den Jahren, in denen sie versucht hatte, die schmerzlichen Erinnerungen zu begraben und das Verlangen zu leugnen, das sie für ihn empfand, war die alte Liebe noch vorhanden. Prior hatte die alte Liebe für Hugh neu entfacht, und jetzt dachte sie wieder darüber nach, wie ihr Leben wohl aussehen würde, wenn sie ihn geheiratet hätte. Würde ich dann Kinder haben? überlegte sie.
    »Mrs. MacGregor, da sind Sie ja! Ich habe Sie überall gesucht.«
    Es war Mrs. Purcell, die Leiterin des Waisenhauses. Sie hielt zwei Tassen Tee in der Hand und schien in der Hitze völlig aufgelöst. »Wir haben großen Erfolg beim Verkauf unserer Kunst. Wir werden fünf neue Betten für das Waisenhaus kaufen können. Wie geht es beim Bogenschießen? Ich würde mich so freuen, wenn Sie uns einmal im Waisenhaus besuchen. Die Kinder brauchen

Weitere Kostenlose Bücher