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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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daß Frank ›ungezwungen‹ die Möglichkeit haben sollte, Luanda, die einzige Tochter der Carmichaels, kennenzulernen.
    Frank nahm dankend ein Glas Whiskey an und stellte sich damit vor den Kamin. Es war September, der Winter ging zu Ende, und es war ein kalter Tag in Melbourne. Frank freute sich, wieder zurück in der Zivilisation, unter kultivierten Menschen zu sein und vernünftigen Whiskey zu trinken. Er und Carmichael diskutierten die Vorzüge einer Investition in der neuen Silbermine von Broken Hill. Als Carmichael nach einiger Zeit das Glas abstellte, die Hand ausstreckte und sagte: »Ich vertraue Ihnen, Frank. Betrachten Sie mich als einen Ihrer Partner«, erschien plötzlich Mrs. Carmichael in der Tür, als habe sie draußen gelauscht und das Ende der Unterredung abgewartet. »Da sind Sie ja! Also, Mr. Carmichael, seien Sie nicht so besitzergreifend und nehmen Sie unseren Gast nicht ganz allein in Beschlag. Mr. Downs«, fuhr sie liebenswürdig fort und trat ins Zimmer, »ich möchte Ihnen meine Tochter Lucinda vorstellen.«
    Frank stellte das Glas auf den Tisch und richtete sich auf. Als er sah, wer auf ihn zukam, wurde sein Blick starr.
    Lucinda Carmichael war groß – sogar größer als Ivy. Und sie streckte ihm mit einem offenen, bezaubernden Lächeln die Hand entgegen. Sie duftete nach Rosen und fürchtete sich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Frank Downs war angenehm überrascht und hörte sich sagen: »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Carmichael« – und diesmal war es tatsächlich nicht gelogen.
    4
    Anstatt auf der Stelle in den westlichen Distrikt zu fahren, um mit Hugh über die Silbermine zu sprechen, verschob Frank die Abreise aus Melbourne. Nach dem Mittagessen ging er am selben Abend mit Mr. und Mrs. Carmichael und Lucinda ins Theater. Am nächsten Tag erschien er wieder im Haus. Diesmal saß er mit Geoffrey auf dem Rasen und sprach über das Geschäft, während sie der schönen Lucinda zusahen, die auf dem neu angelegten Platz Tennis spielte. Er aß dort auch zu Abend und begleitete die Familie am folgenden Tag zu einem Ausflug ans Meer. Sie aßen in einem Restaurant in St. Kilda zu Mittag und unterhielten sich über die belebende Wirkung der Seeluft. Sechs Tage lang war Frank ständig in Gesellschaft von Miss Lucinda Carmichael – allerdings niemals allein mit ihr. Am Ende dieser Zeit traf er eine sehr praktische Entscheidung: Er konnte keine bessere Frau finden.
    Durch den Reichtum und die Verbindung von Lucindas Vater würde Frank sogar mehr bekommen, als er zunächst erwartet hatte. Wichtiger fand er jedoch Lindas umgängliches Wesen. Sie war nicht geziert und verlogen wie so viele andere, die er kennengelernt hatte, und die mit Sicherheit ihr wahres Gesicht zeigen würden, sobald die Trauung vorüber war. Lucinda war geradeheraus, selbstsicher und auf eine Art ehrlich, die ihm tatsächlich ein Gefühl dafür gab, wie das Eheleben mit ihr sein würde. Und als Frank sich die langen Beine vorstellte, die unter den Röcken verborgen sein mußten, den üppig gerundeten Busen über der schmalen Taille, entschied der wählerische Junggeselle, seine Suche sei zu Ende.
    Die Angelegenheit mußte weder mit den Eltern noch mit der Tochter lange besprochen werden. Die Carmichaels hatten deutlich gemacht, daß Frank ihnen ein willkommener Schwiegersohn wäre, und Lucinda war einundzwanzig, nach allgemeinen Maßstäben viel zu groß für eine Frau und heiratswillig. Es bestand auch kein Grund zu warten. Wenn Frank einmal einen Entschluß gefaßt hatte, verlor er niemals Zeit. Er mußte nur förmlich um Lucindas Hand anhalten, dann konnten sie sich auf eine angenehme Verlobungszeit von schicklicherweise sechs bis zwölf Monaten einrichten. Danach würde er seine Braut nach Lismore bringen und sie an das Leben auf dem Lande gewöhnen.
    Wenn er an das Vermögen dachte, das ihm seine Anteile an der Silbermine einbringen sollten, und an die Dividende, die ihm das Haus Carmichael beschert hatte, fand Frank, er habe ein gutes Geschäft gemacht. Und während er nun darauf wartete, daß sein Diener ihm Kaffee, Brandy und heißes Wasser zum Rasieren brachte, staunte er über sein großes Glück.
    Dann dachte er: Ich werde heute abend auf dem Weg zu den Carmichaels bei Ivy vorbeigehen.
    Eine Stunde später stand Frank vor Ivys Tür. Er brachte Champagner, Blumen und ein sehr teures Diamantarmband mit.
    »Du bist zurück!« rief Ivy, die ihn während seiner Reise nach Neusüdwales

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