Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
sehr vermißt hatte.
    Als Frank nun Ivys immer noch leuchtendrote Haare sah und den leichten Lavendelduft roch, der sie stets umgab, wurde ihm unerwartet weh ums Herz, und er bekam Gewissensbisse. Er hätte sofort zu ihr gehen sollen, nachdem er von der Reise zurück war. Aber er hatte unbedingt Carmichaels Zusage bekommen wollen, und dann war Lucinda auf der Bildfläche erschienen und dann, nun ja, die Woche war einfach so dahingegangen. Aber nun war er hier in Ivys gemütlicher Wohnung, überließ ihr seinen Mantel und gab ihr die Geschenke.
    »Habe ich dir gefehlt, Ivy?« fragte er.
    Ivy hatte mit ihm schimpfen wollen. Sie hatte seit mehr als drei Wochen nichts von ihm gehört und gesehen. Aber bei seinem Anblick, beim Klang seiner Stimme siegte ihre Liebe. Sie schmiegte sich an ihn, und er küßte sie. Und als seine Arme sich fest um sie schlossen, als sie seine Leidenschaft spürte, fragte sie sich, wie sie jemals hatte fürchten können, er werde sie verlassen. Sie würde niemals etwas sagen oder tun, das ihn verletzte.
    Deshalb wahrte sie auch ein Geheimnis, ihr großes Geheimnis.
    Sie wußte, daß Frank glaubte, sie könne nicht schwanger werden. Er sprach nie darüber, aber sie hatte nach ihrem ersten gemeinsamen Jahr gespürt, wie erleichtert er sich in dieser Hinsicht fühlte. Ivy wußte, es war einer der Gründe für die wunderbare Freiheit, wenn sie sich liebten. Deshalb hatte sie beschlossen, Frank diese Illusion nicht zu nehmen. Sie wollte nicht über das uneheliche Kind sprechen, das sie vor Jahren zur Welt gebracht hatte und von dem sie nicht einmal wußte, wo und wie es lebte. Ivy ahnte auch den Grund für das erstaunliche Ausbleiben einer Schwangerschaft. Nicht sie konnte keine Kinder bekommen, sondern Frank konnte keine zeugen. Aber das kam niemals über ihre Lippen.
    Ivy nahm Frank den Mantel ab, auf dem winterlicher Tau glänzte, und dankte ihm für den Champagner und das Bukett Orchideen aus dem Regenwald, deren Farben von Tiefblau bis Leuchtendrosa reichten. Ivy kannte diese seltenen Blüten – sie kamen den weiten Weg von der tropischen Nordküste von Queensland und waren sehr, sehr teuer.
    »Das war vielleicht ein Tag!« sagte Frank und stellte sich mit dem Rücken zum Kamin, um sich die Beine zu wärmen. »Ich mußte heute nachmittag eine Sonderausgabe drucken. Ich hatte vom letzten eingelaufenen Dampfschiff die Nachricht bekommen, daß die Amerikaner daran denken, das australische Wahlsystem für ihre Bundeswahlen zu übernehmen. Kannst du dir das vorstellen? Dort drüben haben sie bis jetzt noch keine geheimen Wahlen? Ivy, ich sage dir, eines Tages wird Australien in jeder Hinsicht ganz vorne sein. Übrigens …«, er griff in die Tasche und brachte ein kleines Päckchen zum Vorschein, »… das ist auch noch für dich.«
    »Was ist es?«
    »Mach es auf, Ivy. Heute feiern wir.«
    Während Frank den Champagner entkorkte und eingoß, beobachtete er gespannt, wie Ivy das Kästchen öffnete. Er freute sich schon im voraus auf ihre Reaktion. Das Armband war bei weitem das wertvollste Geschenk, das er ihr je gemacht hatte.
    »Es ist schön«, sagte Ivy und sah ihn verwirrt an. »Aber was ist der Grund dafür?«
    »Leg das Armband an und trink deinen Champagner. Ich habe dir gesagt, wir feiern.«
    Während Ivy trank und die Diamanten an ihrem Handgelenk im zuckenden Flammenschein blitzende Funken an die Wände warfen, berichtete ihr Frank von der Silbermine in Broken Hill. »Wir werden unvorstellbar reich sein, Ivy!«
    Sie ließ sich von seiner Stimmung anstecken und lachte glücklich.
    »Du bekommst eine größere Wohnung, Ivy. Wie findest du das? Und einen Hermelinmantel. Wie wäre es mit einem wunderschönen Cape?«
    »Ich brauche diese Dinge nicht, Frank«, sie lachte. »Ich habe dich. Das reicht mir.«
    Frank schwieg, denn er dachte an die andere Neuigkeit. Das würde nicht so leicht sein. Er räusperte sich. »Also, äh, da ist noch etwas anderes, Ivy. Ich muß dir etwas sagen.«
    Sie wartete.
    »Ich habe beschlossen zu heiraten.«
    Das Feuer im Kamin knisterte, und der Rauch verschwand im Schornstein. Draußen fuhr ein Einspänner vorbei, die Pferdehufe klapperten hohl auf dem Pflaster.
    Ivy starrte Frank an und hatte das Gefühl, sich in ein Stück Holz zu verwandeln. Also war es schließlich doch so gekommen, wie sie es befürchtet hatte. Wie lange schon bereitete sie sich auf diesen Augenblick vor? Sie hatte versucht, sich vorzustellen, wie es sein würde, wie er es ihr sagen und

Weitere Kostenlose Bücher