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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Haus«, sagte Joanna zu Adam und lief von der Veranda hinunter in den Hof.
    »Guten Tag!« rief Joanna, als sie Wachtmeister Johnson sah, der auf sie zuritt. Es war sein vierter Besuch in den vergangenen zwei Wochen, und als er sagte: »Da ich wußte, ich würde an Merinda vorbeikommen, Miss Drury, habe ich gedacht, ich bringe Ihnen die Post«, überraschte sie das nicht, denn das hatte er bisher jedesmal gesagt.
    »Vielen Dank, Mr. Johnson«, sagte sie. »Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen.« Joanna fiel auf, daß er zum ersten Mal in Uniform erschien. Er mußte wohl dienstlich unterwegs sein, denn man sah ihn selten in der unbequemen schwarzen Jacke mit den glänzenden Messingknöpfen. Als er schwungvoll absaß, bemerkte Joanna, daß seine Stiefel auf Hochglanz poliert waren und das Polizeiabzeichen am Hut in der Sonne blinkte. Sie roch auch Eau de Cologne und die unvermeidliche Pomade.
    »Was für ein wunderschöner Frühlingstag, Miss Drury«, sagte der junge Polizist und reichte ihr die Post.
    »O ja, Mr. Johnson«, erwiderte sie und warf einen schnellen Blick auf die Umschläge. Zwei Absenderangaben fielen ihr besonders auf. Der eine Brief kam aus Südaustralien und der andere von der Universität Cambridge in England.
    In diesem Augenblick kam Adam aus dem Haus. Wachtmeister Johnson drehte sich um und grüßte: »Guten Tag, mein Sohn!« Adam blieb wie erstarrt stehen und fing an zu schreien.
    2
    Joanna gab sich Mühe, nicht zu schnell zu fahren. Sie wollte Adam nicht noch mehr aufregen. Nachdem sie wieder ruhiger geworden war, hatte sie ihn in die Arme genommen und getröstet. Dann schlug sie eine Spazierfahrt vor, denn sie wollte ihn so schnell wie möglich vom Hof und aus der Nähe von Wachtmeister Johnson bringen.
    Jetzt rollten sie hinter einer kleinen Herde laut blökender Schafe und Lämmer langsam durch die wunderschöne Landschaft. Joanna warf einen prüfenden Blick auf den Jungen. Seine Augen waren noch immer rotgeweint, aber die lebendige Natur um ihn herum fesselte bereits wieder seine Aufmerksamkeit. Als sie ihn gefragt hatte, was ihm solche Angst machte, verschloß er sich wie eine Blume.
    Schließlich erreichten sie die Flußbiegung, und dort erwartete sie ein seltsames Schauspiel.
    Am Ufer stand eine gewaltige Maschine, die an eine Lokomotive erinnerte. Sie stieß schwarze Rauchwolken hervor und hielt große Räder in Schwung, die ihrerseits mit Hilfe von Lederriemen kleine Räder an einer Art großem, rechteckigem Wassertank antrieben. Aus dem Tank stieg Dampf auf, während aus Leitungsrohren am Boden kochend heißes Wasser hervorschoß. Joanna zog die Zügel an und blickte staunend auf die blökenden Schafe, die man in den Fluß und dann mit Stöcken zum Wassertank trieb. Dort standen Männer in geteerten Fässern und schrubbten die Schafe energisch im heißen Wasser. Wenn sie an der anderen Seite herauskamen, waren sie tropfnaß, aber wunderbar weiß und sauber.
    Joanna sah Hugh am Flußufer. Er hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und runzelte die Stirn.
    »Hallo!« rief sie.
    Er drehte sich um, und er sah sie unwillkürlich wieder so vor sich, wie sie in jener ersten Nacht aus dem Rindenhaus gelaufen war, weil Sarah sie erschreckt hatte, und als er sie kurz in den Armen hielt. Trotz aller Versuche, es zu vergessen, war die Erinnerung daran so lebendig wie eh und je: das Nachthemd, die offenen schimmernden Haare, die über Schulter und Brust fielen. Wie unsagbar zart, weich und warm Joanna sich in seinen Armen angefühlt hatte …
    Plötzlich mußte er daran denken, was Bill Lovell einmal vor Jahren gesagt hatte, als er betrunken war. »Nehmen wir zum Beispiel die Frau, mit der ich verheiratet war. Sie wollte nie, daß ich mit ihr schlief. Sie war immer froh, wenn ich schnell machte, und es nicht lange dauerte. So sind die Frauen nun einmal. Sie sind nicht wie die Männer. Es stößt sie ab. Ich weiß einfach nicht, warum der Herrgott die beiden Geschlechter so unterschiedlich gemacht hat. Wie kann ER dann erwarten, daß die menschliche Rasse nicht ausstirbt?«
    Und dann hörte er Phoebe Ferguson, der das gewisse Etablissement in St. Kilda gehörte, sagen: »Sie werden es kaum glauben, Mr. Westbrook, aber die meisten meiner Kunden sind verheiratete Männer. Zu mir kommen nicht viele Junggesellen wie Sie. Die Ehemänner kommen hierher, um sich das zu holen, was ihnen ihre Frauen nicht geben. Besonders die vornehmen Damen haben wenig Interesse für das Schlafzimmer.«
    Hugh

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