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Traurige Therapeuten: Roman (German Edition)

Traurige Therapeuten: Roman (German Edition)

Titel: Traurige Therapeuten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingomar von Kieseritzky
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Illustrationen von Tenniell; er verscherbelte auch eine herrliche Ausgabe von Joseph Ernest Renans Vie de Jesus , die du, liebe Aslauga, wie ich weiß, schmerzlich vermisst.
Malmot verließ hastig den Saal; die Flügeltür schloss so gut wie lautlos; ich schätze dezente Abgänge.
Malmot, meine Damen und Herren, das wird Sie interessieren, erwarb sich für den Erlös eine schöne Duodez-Ausgabe der Hundertzwanzig Tage von Sodom mit reizvollen Vignetten von Lalande, wissen Sie, ornamental gelöste Kopulationen in allen Positionen, die für diese Sache vorstellbar sind.
Auf den lieben Gott, rief der Reverend mit frommer Emphase, auf die Positionen, auf die Potenz, auf die Leidenschaft, auf die Liebe –
Lucy Treeball erstickte des Gatten Aufzählung (mehr war’s ja nicht) und sagte: Kusch, Jonathan!
Meine Aslauga fixierte mich kalt tête-à-tête sozusagen, stand auf, schmiss ihren Stuhl um und rauschte ab. Fand Malmots Abgang irgendwie stilvoller, nichtsdestoweniger ist der Ausdruck ‹Abgang› immer etwas anrüchig, egal, in welchem Zusammenhang zwischen Himmel und Hölle. Ging zum Nächsten über; hatte mich wieder gesetzt. Meine Leute hörten mir auch im Sitzen zu. Hätte gern Studien über Das Sitzen gemacht.
Nun einen Toast auf Babkin, meinen Privat-Sekretär –
Sir Edward, sagte freudig Reverend Treeball, Babkin ging schon vor drei Jahren den Weg allen Fleisches, ich selbst war es, der ihm das letzte Öl mit Pfeffer und Salz reichte. – Und ich hielt die Totenrede unter der wunderbar schweinischen Skrolptur – Pardon – Skulptur von Casa – nein, Canova auf dem von Tieren und Toten überbevölkerten Friedhof, und ich sagte am Grabe, Babkin, sagte ich: Ist der Odem auch perdu –
Schon gut, mein Bester, exzellent – aber danke, sagte ich.
Es hat sich, rief Treeball, sogar gereimt … damals.
Babkin, nun gut, sagte ich, es lebe sein Fuchsbandwurm.
Halleluja, sagte fröhlich der Reverend.
War wohl der Einzige, der sich amüsierte.
Ich toastete auf unseren Dr. Mauser … in memoriam – nichts Menschliches war ihm fremd, seine prognoselosen Diagnosen wandte er ohne Vorurteil auf Mensch und Tier an; von wenigen Irrtümern abgesehen, starb alles saniert.
Ich trinke auf Dr. Stache, Hausarzt und Sterbebegleiter von unerreichbarem Rang, ist er doch der Erfinder der Störherd-Theorie und adelt durch seine Kunst die Große Zahl …
Wie ich sah, hatten sich einige Gäste davongemacht – ich saß am Tischende und zählte den traurigen Rest –, die Treeballs warteten wohl auf ein himmlisches Dessert. Heyse bot mir noch die Stirn, der Dr. Schmitt, Taxidermist Frécot und der Photograph.
Strehlow fehlte, dem ich gern einen Nachruf zu Lebzeiten kredenzt hätte. Ich schickte Johnson in seine Schmerzenskammer.
Das Finale war kurz; wollte zu Bett und bei einem Rouge in den alten Photoalben blättern; nichts erhebt einen Mann mehr, als positive Erinnerungen aufzufrischen.
Der Baron erschien; keine Ahnung, wer wen stützte, sahen beide mitgenommen aus, Strehlow und der alte Johnson, den ich um einen letzten Dienst bat – er möge aus dem Keller zwei Flaschen Château Margaux bringen.
Der Baron sah würdig aus – den hageren Leib hatte er in einen seidenen, ehemals indigofarbenen Morgenmantel gehüllt … Reichtum aus dem Erbe seiner Mutter, die wie so viele baltische Mütter in diesen postrevolutionären Zeiten behauptete, Gesellschafterin bei den Romanows gewesen zu sein.
Die Aussicht auf einen Grand Cru belebte die Gemeinde sichtlich, vor allem Reverend Treeball.
Ein Margaux, rief er mit seiner hohen Fistelstimme, vortrefflich! Trank ihn anlässlich der Trauerfeier für Lord Saxon … trauriges Schicksal schon zu Lebzeiten … erlitt Kopfschuss bei Patrouille in Verdun im Oktober 1917, widmete sich der Schweinezucht und fiel in Jauchegrube, Ende, aus, dahin. Ich stellte meine Predigt unter das Motto von Pascal: «Alles menschliche Unglück rührt von dem Unwissen her, wie man ruhig im Zimmer bleibt …» Kam gut an. Als die Lady starb – Blutvergiftung nach Schweinebiss (es waren Hampshires, wohlgemut, fit und fett), legte ich das Paulus-Wort zugrunde: «Haben als hätte man nicht» – kam gut an.
Ich dankte dem Reverend für seine Informationen. Johnson brachte die Flaschen.
Die beiden letzten, Sir, sagte er und schloss ein Auge. Ich verstand; Solidarität des Personals tut wohl.
Im Park tobte ein Schneesturm, aber im Kamin gloste noch Glut, wie man so sagt. Friedliche Stimmung, alle irgendwie groggy.
Eine Flasche

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