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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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müsste es demnach passiert sein«, sagte er. »Zwischen Hüxtertorbrücke und Mühlentorbrücke. Die Spurensicherung soll sich diesen Abschnitt noch mal vornehmen.«
    »Wir sollten auch unsere Spürhunde einsetzen«, schlug Ida-Marie vor.
    »Du hast recht«, sagte Andresen. »Wir müssen irgendwie weitermachen. Und der Tatort kann wichtig sein.«
    »Das ist das eine«, sagte Kregel. »Aber wir sollten uns auch noch stärker auf den Verwandten- und Bekanntenkreis der beiden Frauen konzentrieren.«
    »Und die Arbeitskollegen«, ergänzte Ida-Marie.
    »Bislang waren unsere Gespräche leider nicht sonderlich erfolgreich«, resümierte Andresen. »Aber wir setzen sie natürlich fort. Wie kommst du eigentlich mit dem Täterprofil voran?«
    Ihrer Miene nach zu urteilen, hatte Ida-Marie gehofft, dass er sie nicht darauf ansprechen würde. »Bei den spärlichen Informationen, die uns vorliegen, kann ich leider noch nichts Konkretes sagen. Ich habe allerdings Kontakt zu dem Kriminalpsychologen vom LKA aufgenommen.«
    »Gut, vielleicht kann er uns weiterhelfen. Hat sonst noch jemand etwas zu berichten?«
    Niemand meldete sich.
    »Dann schlage ich vor, dass wir uns wieder an die Arbeit machen.«
    In Windeseile löste sich die Runde auf. Andresen blieb allein zurück und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Er war unzufrieden mit den Ermittlungen. Es tat sich zu wenig. Ihre Besprechung hatte kaum neue Erkenntnisse gebracht. Zwar konnten sie mittlerweile den Tatort grob einkreisen, und er wusste, dass Katharina Kocks Freund einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, aber das war auch schon alles an Neuigkeiten.
    Zurück an seinem Arbeitsplatz brachte Kregel ihm eine Liste mit Personen, mit denen sie kurzfristig sprechen mussten. Er hatte die Namen anhand eines Adressbuches, das er in Katharina Kocks Wohnung gefunden hatten, zusammengestellt.
    »Wir sollten morgen noch einmal in ihre Wohnung. Vielleicht finden wir noch andere Dinge, die uns weiterhelfen«, sagte Kregel.
    »Da fällt mir ein, habt ihr eigentlich auch die Wohnung von Brigitte Jochimsen durchsucht?«
    »Haben wir«, antwortete Kregel. »Mehrfach sogar, weil wir anfangs auch Selbstmord nicht ausgeschlossen haben. Einen Abschiedsbrief haben wir bekanntermaßen nicht gefunden.«
    Andresen nickte, während Kregel wieder verschwand. Er nahm sich vor, am Nachmittag weitere Gespräche zu führen. Vorher wollte er sich noch ein wenig am Kanal umsehen. Den möglichen Tatort und die Umgebung betrachten, um den Blickwinkel des Täters einnehmen zu können.
    Es klopfte. Sibius stand in der Tür.
    »Hallo, Birger. Ich wollte nur kurz fragen, wie es gelaufen ist.«
    »Wir tun unser Bestes.«
    »Das weiß ich. Darum will ich auch gar nicht lange stören.«
    »Frank, warte mal einen Augenblick. Wegen gestern …«
    »Ist schon okay, Birger«, blockte Sibius ab. »Du kannst tun, was du willst. Es geht mich wirklich nichts an. Vergessen wir die Sache einfach.«
    »Ich will trotzdem wissen, wer hier diese Märchen über mich verbreitet. Vielleicht unser Maulwurf, der immer sofort die Medien informiert?«
    »Da muss ich dich enttäuschen. Der Presse und dem Radio habe ich Bescheid gegeben. Wir müssen sie in dieser Angelegenheit einbeziehen. Das kann uns helfen.«
    »Du weichst meiner eigentlichen Frage aus.«
    Sibius schüttelte fast unmerklich den Kopf. »Du solltest deine Kräfte nicht damit verschwenden, dir unnötige Gedanken zu machen. Niemand will dir etwas Böses.« Damit drehte er sich um und ging. Andresen war versucht aufzuspringen und seinem Chef hinterherzurennen. Dessen Worte hatten ihn noch wütender gemacht. Derjenige, der Sibius gesteckt hatte, dass er sich privat mit Ida-Marie traf, wollte ihm bestimmt nichts Gutes, so viel stand fest. Er hatte keine Feinde in der Mordkommission, verstand sich gut mit den Kollegen. Dennoch gab es offenbar jemanden, der ihm schaden wollte.
    Andresen beruhigte sich wieder und schob die Gedanken an den Maulwurf und Ida-Marie beiseite. Er blieb noch ein paar Minuten sitzen und blätterte unmotiviert einige Papiere durch, ehe er schließlich aufstand, sich seine Jacke schnappte und das Büro verließ.
    Er stand auf der Mühlentorbrücke und blickte hinunter in das dunkle Wasser der Kanaltrave. Es hatte angefangen zu nieseln, und die Sicht betrug keine hundert Meter mehr.
    Andresen versuchte sich vorzustellen, wie der Mörder in der dunklen Nacht seinen Opfern aufgelauert und sie im Wasser ertränkt hatte. Ohne zu wissen, warum, glaubte er,

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