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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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unheimliche Pause entstand. Absolute Ruhe in der stillen Nacht. Er wartete auf das knisternde Geräusch, wenn die Dachpappe des Hallendachs Feuer fan- gen würde.
    Es vergingen mehrere Minuten, in denen er glaubte, das Feuer wäre wieder erloschen. Doch dann gab es plötzlich einen explodierenden Knall, und der Nachthimmel über der Sporthalle erhellte sich.
    Er lief zurück zu seinem Fahrrad, stieg schwungvoll auf und fuhr so schnell er konnte davon. In den Fensterscheiben der umliegenden Häuser spiegelten sich bereits erste Flammen, die aus dem Dach der Sporthalle schlugen.
    Als er Minuten später auf die Wallstraße Richtung Bahnhof abbog, blendeten ihn die Blaulichter der heranrasenden Löschzüge und Polizeiwagen. Der Brand war schneller gemeldet worden, als er gedacht hatte. Er wusste, was das zu bedeuten hatte. Seine Aktion hatte funktioniert. Die ganze Sporthalle stand in Flammen.

9

    Frank Sibius betrat als Letzter den Besprechungsraum. Er wirkte angespannt, wie so oft in letzter Zeit.
    »Der Brand ist mittlerweile unter Kontrolle«, begann er ohne Umschweife. »Ich habe eben mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr gesprochen. Die Spusi ist bereits auf dem Weg. Wir müssen wohl davon ausgehen, dass es sich um einen Anschlag gehandelt hat.«
    Im Raum herrschte Stille. Andresen ahnte, was das hieß. Die Kapazitäten des Kommissariats waren ohnehin begrenzt. Neben dem Doppelmord jetzt auch noch einen Brandanschlag auf eine Schule aufzuklären, bedeutete Sonderschichten und schlaflose Nächte.
    »Es wurden zwei Kanister gefunden, die allem Anschein nach mit Benzin gefüllt waren. Der Brand hat seinen Ursprung wahrscheinlich auf dem Dach der Sporthalle.«
    »Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, dass das Feuer etwas mit dem Mord an Brigitte Jochimsen zu tun hat?« Ida-Marie blickte in die erstaunten Gesichter ihrer Kollegen. »Immerhin geht es um die Schule, an der sie jahrzehntelang unterrichtet hat.«
    »Nein, es deutet nichts darauf hin«, antwortete Sibius. »Ein solcher Zusammenhang scheint mir auch eher abwegig zu sein. Ein Frauenmörder und ein Feuerteufel, das passt nicht unbedingt zusammen. Aber natürlich müssen wir es in Betracht ziehen.«
    »Wenn er die Benzinkanister zurückgelassen hat, werden wir auch DNA von ihm finden«, sagte Andresen. »Dann wissen wir Bescheid, ob es derselbe Täter ist.«
    »Richtig«, sagte Sibius. »Ich muss jetzt wieder los. Birger, übernimm du bitte.«
    Andresen nickte und setzte sich ans Kopfende des großen Besprechungstischs. Er bat Kregel, seine neuesten Erkenntnisse vorzustellen, nachdem dieser ihn bereits auf dem Flur informiert hatte, dass sein Gespräch mit Oliver Rehm, dem Freund von Katharina Kock, einen schwierigen Verlauf genommen hatte.
    »Er hat erzählt, wie glücklich sie waren und dass sie im nächsten Jahr heiraten wollten.« Kregels Stimme klang schwer. Es war ihm anzumerken, dass ihn das Ganze mitgenommen hatte. »Ich habe ihm erzählt, dass wir davon ausgehen, dass seine Freundin einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Daraufhin fing er an zu lachen und hörte überhaupt nicht mehr auf. Und im nächsten Moment brach er wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Er schluchzte und wimmerte nur noch. Ich habe umgehend einen Krankenwagen und den sozialpsychiatrischen Dienst gerufen. Rehm wurde ins Uniklinikum gebracht. Er war völlig neben der Spur.«
    »Hast du dich in der Wohnung umgesehen?«
    »Klar, ich habe aber nichts Interessantes gefunden.«
    »Danke, Ben«, sagte Andresen. »Dann müssen wir wohl warten, bis es ihm besser geht. Möglicherweise kann er uns ja helfen.« Er blickte auf seine Unterlagen und zupfte unentschlossen an seinem rechten Ohrläppchen. »Machen wir weiter. Julia, was hast du bei den Kollegen der WSP erreicht?«
    Julia berichtete, dass sie die Strömungsverhältnisse der Kanaltrave in ihrer ersten Vermutung richtig eingeschätzt hatten. Das Wasser des Kanals floss in nordöstlicher Richtung in die Trave, wenn auch nicht mit hoher Fließgeschwindigkeit. Der Leiter der Wasserschutzpolizei ging davon aus, dass die leblosen Körper der beiden Frauen, vorausgesetzt sie waren nicht länger als zehn Stunden im Wasser geschwommen, bis zu einem Kilometer vom Tatort weggetrieben sein konnten.
    Andresen stand auf und stellte sich vor die große Lübeck-Karte, die an der Kopfseite des Besprechungsraumes hing. Er fuhr mit den Fingern darüber und markierte einen Bereich entlang der Kanaltrave mit bunten Plastikfähnchen.
    »Hier irgendwo

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