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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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dass der Mörder die Taten auf der der Altstadt zugewandten Uferseite begangen hatte. Er beschloss, am Ufer entlangzugehen, in der vagen Hoffnung, irgendetwas zu finden, das ihm weiterhalf.
    Tagsüber war hier verhältnismäßig viel los, sinnierte Andresen, während er den Weg entlang des Kanals ging. Schulkinder, Frauen mit Kinderwägen, Rentner, Jogger, Fahrradfahrer und auch Geschäftsleute, die in ihrer Mittagspause auf dem Weg in die Innenstadt waren. Nachts dagegen konnte es hier ganz schön unheimlich sein. Keine passende Umgebung für Frauen, die allein unterwegs waren.
    Wonach sollte er bloß suchen?, dachte er. Was hatte er sich vorgestellt? Dass der Mörder einen Hinweiszettel am Tatort liegen gelassen hatte? Sie würden hier nichts finden. Fußabdrücke hatte längst der hartnäckige Aprilregen verwischt, der seit Tagen das Wetter in Schleswig-Holstein bestimmte. Und Blutspuren gab es wohl keine. Was sollte er also noch länger hier?
    Obwohl der Regen stärker wurde, ging Andresen weiter in Richtung Hüxtertor. Er blickte hinüber auf die andere Uferseite. Dort lag der Ruderclub. Das einzige Gebäude weit und breit. Vielleicht hatte jemand von den Ruderern etwas gesehen? Er verwarf den Gedanken. Nachts war sicherlich niemand von ihnen hier anzutreffen. Trotzdem mussten sie zumindest mit ihnen sprechen.
    Er ging weiter am Fluss entlang bis zum Café Restaurant Sachers. Der Regen war mittlerweile so stark, dass er durch seine Jacke drang. In der Ferne hörte er ein heftiges Grollen.
    Kurzerhand beschloss er, eine Kleinigkeit im Sachers zu essen. Er suchte sich einen Fensterplatz in dem wintergartenähnlichen Vorbau. Von hier aus hatte er einen guten Blick auf den Kanal. Auch das gegenüberliegende Ufer war ohne Probleme einsehbar.
    Wie lange hatte das Sachers eigentlich unter der Woche geöffnet? Ihm fiel ein, dass sich im gleichen Gebäude zur Straßenseite hin das Hüx befand. Wenn die Diskothek in den Tatnächten geöffnet gewesen war, hatten sie mit einem Schlag einen ganzen Haufen potenzieller Zeugen.
    Er bestellte eine Pizza und eine Apfelsaftschorle und blickte nachdenklich auf die regennasse Flusslandschaft. Im Augenwinkel registrierte er, dass zwei junge Leute das Café betraten. Er drehte sich um und sah, dass es sein Sohn Ole in Begleitung eines jungen Mädchens war. Die beiden bemerkten ihn nicht und setzten sich an einen Tisch am anderen Ende des Cafés.
    Ob das Oles Freundin war? Andresen wusste nichts davon, dass sein Sohn liiert war. Aber falls es so war, hatte er wirklich ein gutes Händchen bewiesen. Das Mädchen war ausgesprochen hübsch.
    Während die Bedienung seine Apfelsaftschorle brachte, wandte er seinen Blick erneut in Richtung Ole. Er sah, dass sich sein Sohn und das junge Mädchen zaghaft küssten. Anschließend lächelten sie sich verliebt an und streichelten sich gegenseitig durchs Haar. Andresen wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Plötzlich stand Ole auf und verschwand auf die Toilette. Andresen entschied schnell und folgte ihm. An den Pissoirs stellte er sich direkt neben seinen Sohn.
    »Hallo, Ole.«
    Ole war derart überrascht, dass er sich beinahe zu Andresen umgedreht hätte. »Papa, was machst du denn hier?«
    »Ich war gerade zufällig in der Nähe und dachte, ich esse hier zu Mittag.«
    Ole nickte und knöpfte seine Hose zu.
    »Eine nette Begleitung hast du da«, sagte Andresen.
    Ole war das Thema sichtlich unangenehm. Er ging zum Waschbecken und betätigte den Wasserhahn.
    »Hast du heute Abend schon etwas vor?«, fragte Andresen.
    Ole sah ihn verwundert an.
    »Wie wäre es, wenn du zum Essen vorbeikommst? Ich koche uns was, und wir quatschen uns mal wieder so richtig aus. Wenn du möchtest, kannst du sie mitbringen.« Andresen machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür.
    »Ich weiß noch nicht so recht, ich rufe dich später an«, antwortete Ole kurz angebunden und verschwand im Café.
    Als Andresen an seinen Platz zurückging, sah er, dass Ole seiner Freundin etwas erklärte und sie dabei entschuldigend ansah. Die Bedienung brachte seine Pizza. Er nutzte die Gelegenheit, um sich rasch vorzustellen und sich nach den Öffnungszeiten zu erkundigen.
    »Unter der Woche haben wir bis dreiundzwanzig Uhr geöffnet, samstags und sonntags bis etwa vierundzwanzig Uhr«, antwortete die brünette Mittdreißigerin. »Im Einzelfall auch mal eine halbe Stunde länger. Zu den Öffnungszeiten des Hüx kann ich leider nichts sagen.«
    »Haben Sie am vergangenen

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