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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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seine Arbeit gefährlich oder unangenehm, aber insgesamt hatte er nur selten Momente des Zweifels oder der Selbstprüfung erlebt. Doch jetzt hatte er das Gefühl, der Himmel sei über ihm aufgebrochen wie eine Kristallkugel. Boone versuchte, sich auf die anstehenden Aufgaben zu konzentrieren – Spur wechseln, auf den Vordermann achten –, aber sein widerspenstiger Verstand hörte nicht auf, ihn mit Fragen zu bombardieren. Er war glücklich, als Ramirez ihn auf dem Handy anrief. Das war eine willkommene Ablenkung.
    »Mr. Boone, wir haben ein Problem. Doyle ist krank.«

    »Heute Morgen hat er noch einen munteren Eindruck gemacht.«
    »Ja, ich weiß. Nachdem Sie mit ihm geredet haben, sind wir nach Culver City gefahren und haben im Hotel eingecheckt. Bis nach dem Mittagessen war alles in Ordnung. Dann hat Doyle gesagt, er hätte Magenschmerzen und würde sich hinlegen.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Immer noch im Bett. Er stöhnt und schwitzt. Cannero und Riles sind auch hier. Sie glauben, Doyle hätte sich in Thailand irgendeinen Infekt eingefangen. Sie wissen schon, Malaria oder so was. Sollen wir ihn ins Krankenhaus bringen?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Füllen Sie Eis in Plastikbeutel, und legen sie es ihm an den Hals oder unter die Arme. Ich bin im Auto und in zehn Minuten da.«
    Culver City war ein eingemeindeter Vorort von Los Angeles. Während des Zweiten Weltkriegs hatten hier die meisten der Hollywood-Studios gestanden, aber nur eins davon war erhalten geblieben. Das Culver Hotel war ein dreieckiger Ziegelbau mitten in der Innenstadt. Zwischen den jungen, lauten Weinlokalen und schicken Restaurants wirkte es wie ein schwerfälliger Opa.
    Boone durchquerte die Hotellobby und fuhr mit dem Aufzug zu den beiden Suiten hinauf, die er im siebten Stock reserviert hatte. Niemand reagierte, als er anklopfte. Hatten seine Männer Doyle schon ins Krankenhaus gebracht? Warum hatten sie ihn nicht angerufen?
    Die Suiten hatte er mit einer Kreditkarte bezahlt, die auf eine Tarnfirma auf den Cayman-Inseln lief. Boone fuhr wieder in die Lobby hinunter und zeigte die Karte an der Rezeption vor, woraufhin die junge Empfangsdame ihm zwei
Schlüsselkarten überreichte. Er fuhr wieder hinauf und öffnete die Tür der ersten Suite.
    Myron Riles, ein ehemaliger Polizist aus Texas, lag tot in einer Blutlache auf dem Boden. Der zweite Söldner, Anthony Cannero, lag mit einem Einschussloch in der Stirn auf dem Sofa. Die Wand dahinter sah aus, als hätte man sie mit roter Farbe bespritzt.
    Boone zog seine Pistole, näherte sich der Tür zum Schlafzimmer und stieß sie auf. Carlos Ramirez lag mit zurückgebogenem Kopf und weit aufgerissenen Augen neben dem Bett. Doyle hatte es irgendwie geschafft, den kleinen Mann zu packen und ihm das Genick zu brechen, ohne dass der Alarm schlagen konnte.
    Und dann? Boone kehrte ins Wohnzimmer zurück und stellte fest, dass auf dem Teppichboden Schaumstoffstückchen und Bettlakenfetzen verstreut lagen. Doyle hatte Ramirez die Waffe abgenommen und in ein Kopfkissen gesteckt; als er ins Wohnzimmer gekommen war, hatte das Kissen die Schüsse gedämpft. Und jetzt fiel ihm noch mehr auf: zwei Brieftaschen auf dem Boden und ein entleerter Geldgürtel auf dem Sofa. Beide Söldner trugen Jeans, die das Blut dunkel eingefärbt hatte. Boone kniete nieder und untersuchte die Einschüsse. Doyle hatte den Männern, als sie bereits tot waren, in die Genitalien geschossen.
    Wohin war er verschwunden? In die Wüste? Das wäre die logische Wahl. Boone erinnerte sich an Doyles Gesicht am Morgen. Ich habe mir eine Geschichte für Sie ausgedacht. Das Ende fehlt noch.
    In der Suite war es unnatürlich still – das Königreich der Toten. Boone spielte kurz mit dem Gedanken, die Polizei zu rufen, entschied sich dann aber dagegen. Die Überwachungskameras in der Lobby hatten ihn gefilmt, und er hatte mit zwei – nein, drei – Hotelangestellten gesprochen. Die Polizei würde ihn sofort für dringend tatverdächtig halten. Was
Doyle anging, so gab es nicht einmal Beweise für seine Existenz, denn während der letzten Wochen hatte ein Expertenteam der Evergreen Foundation Doyles Spuren aus den Datenbanken von einem halben Dutzend Staaten getilgt. Der Killer hatte sich in ein modernes Gespenst verwandelt und schwebte nun durch die Welt wie ein Geist durch ein Spukhaus.
    Boone sammelte Brieftaschen und gefälschte Ausweise ein, hängte das BITTE-NICHT-STÖREN-Schild an die Türen beider Suiten und verließ das Hotel über

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