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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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jemand.«

    Im Halbschlaf stand Gabriel auf und zog sich Hemd und Hose an. »Wahrscheinlich nur Josettas Freund.«
    »Ich glaube kaum, dass ein Diakon mit einem Sturmgewehr rumlaufen würde.«
    Jemand hämmerte an die Vordertür. Gabriel band sich die Schuhe zu, während Maya die Taschenlampe nahm und sich den Schwertköcher über die Schulter warf.
    »Beeil dich! Wir müssen hinten raus.«
    Gabriel schob die Terrassentür auf, und sie schlüpften hinaus. Maya überlegte, ob sie parallel zur Straße laufen und sich hinter den Büschen verstecken sollten, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Sie kannte die Gegend nicht und wusste nicht, aus welcher Richtung der Angriff erfolgen würde. Eine Harlequinregel lautete: Wähle den Weg deines Gegners.
    Aus dem Haus ertönte ein Krachen. Der Mann mit dem Gewehr hatte die Tür aufgebrochen. Er rief etwas, aber sie konnten die Worte nicht verstehen.
    »Bleib hinter mir«, flüsterte Maya. »Wir verschanzen uns in einem anderen Haus.«
    Sie rannten ums Haus herum und über die Straße zu einem Gebäude ohne Auffahrt und Vorgarten. Gabriel lief auf die Rückseite und trat die Küchentür ein. In dem leeren Haus roch es nach Dachpappe und Kiefernholz. Es gab keine Lichtschalter, und nackte Kabel hingen von der Decke wie Luftwurzeln in einer Höhle.
    Maya führte Gabriel durch einen kurzen Flur in ein Zimmer. »Und jetzt?«, fragte er.
    »Jetzt warten wir.«
    »Und wenn er uns findet?«
    »Wird er eine unangenehme Überraschung erleben.« Sie drückte Gabriel die Taschenlampe in die Hand und zeigte zur gegenüberliegenden Wand. »Setz dich da hin. Wenn er hereinkommt, leuchtest du ihm direkt in die Augen.«
    »Und du?«

    Maya zog das Schwert aus dem Köcher und stellte sich neben die Tür. »Er hat ein Sturmgewehr. Ich werde so schnell zuschlagen, wie ich kann.«
    Fünf Minuten vergingen, dann trat der Angreifer die Haustür ein. Schuhe polterten über den nackten Boden. Die Türen knarrten, als der Mann das Haus durchsuchte. Wann immer er ein leeres Zimmer betrat, fluchte er leise.
    Schritte. Und dann stand eine dunkle Gestalt auf der Schwelle. Gabriel schaltete die Taschenlampe ein, und Maya hob das Schwert.
    »Da bist du ja endlich«, sagte eine vertraute Stimme.
    »Hollis! Was für eine Überraschung!«, rief Gabriel lachend und ließ die Taschenlampe sinken. »Wie hast du uns gefunden?«
    »Ich bin über die mexikanische Grenze gegangen und habe dann Kontakt zu Linden aufgenommen. Er hat mir gesagt, wo ihr seid.«
    Maya trat ins Zimmer. »Schön, dich zu sehen, Hollis. Wir können deine Hilfe gebrauchen.«
    »Im Auto habe ich eine Pumpgun und zwei saubere Handys. Aber zunächst müssen wir eine Sache klären. Maya, ich habe einen neuen Namen angenommen. Linden hat ihn akzeptiert, und nun möchte ich auch dich um deine Erlaubnis bitten.«
    Gabriel wirkte verwirrt. »Wovon redest du? Du brauchst unsere Erlaubnis nicht, wenn du dir einen falschen Namen zulegen willst. Wir alle benutzen gefälschte Pässe.«
    »Er spricht nicht von Pässen.« Maya ließ das Schwert in den Köcher zurückgleiten. »Wie lautet dein Name?«
    »Priest.«
    »Willst du dieses Leben wirklich führen, Priest?«
    »Ja, das will ich.«
    »Willst du diesen Tod wirklich sterben?«
    »Auch das will ich.«

    Maya erinnerte sich daran, wie Hollis und Vicki in New York händchenhaltend durch die Catherine Street geschlendert waren. Dieses Liebespaar war für immer aus der Welt verschwunden.
    »Verdammt durch das Fleisch«, flüsterte sie.
    »Ja«, sagte Priest, »aber gerettet durch das Blut.«

NEUNUNDDREISSIG
    M itten im Berufsverkehr fuhr Boone über den Sepulveda-Pass nach Los Angeles zurück. Wie träge Blutzellen durch eine verstopfte Arterie schoben sich Tausende von Autos über den Freeway. Die meisten Leute hörten Musik oder das endlose Geplapper der Radiomoderatoren, die zur Hauptverkehrszeit auf Sendung waren. Boone hatte einige der Gespräche verfolgt und war über den ständigen Gebrauch des Wortes »Freiheit« sehr amüsiert. Die neue Gesellschaftsordnung hatte mit Freiheit nichts mehr zu tun. Sie erinnerte ihn vielmehr an eine Fabrik, die er einmal in Hongkong besichtigt hatte, wo Karotten auf dem Fließband durch eine Schälanlage liefen. Ein Computer hatte alle nicht der Norm entsprechenden Exemplare aussortiert, der Rest wurde zum Verkauf verpackt.
    Seit acht Jahren widmete er sich der Aufgabe, die Feinde der Bruderschaft zu vernichten und das Panopticon zu verwirklichen. Manchmal war

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