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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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den Namen Victory From Sin Fraser. Mit Reverend Morganfields Hilfe habe ich einen Text über sie geschrieben. Die Leute wollen mehr über sie erfahren. Victory ist nicht mehr nur meine Tochter, sie ist jetzt ein Engel.«
    Der Traveler nickte voller Mitgefühl. Maya fragte sich, ob sie nun mit Josetta am Tisch sitzen und ihr beim Weinen zuschauen müsste. Aber Vickis Mutter war stark. Sie nahm ihre Handtasche und ging zur Tür.
    »Morgen Früh um acht bin ich wieder da. Halten Sie sich bitte bereit.«
    Sie standen im Wohnzimmer und schauten Josetta nach, die zum Pförtnerhaus hinunterfuhr. »Sie machen eine Heilige aus Vicki«, sagte Maya.
    »Klingt danach.«
    »Aber sie war nur ein Mensch, Gabriel! Keine Figur in einem Buntglasfenster. Weißt du noch, der Abend in der Karaoke-Bar? Weißt du noch, wie Hollis ihr gezeigt hat, wie man tanzt?«

    »Eine Heilige ist nichts weiter als eine normale Frau plus ein paar hundert Jahre.«
    Sie setzten sich an den Küchentisch und beobachteten die Sonne, die hinter den Hügeln versank wie ein orangefarbener Ballon, der Helium verlor. Gabriel beschloss, duschen zu gehen. Maya hörte ihn unter der kalten Brause keuchen, als sie ihren Laptop einschaltete und Linden eine verschlüsselte Nachricht schickte.
    Josetta hatte Recht – diese Siedlung war tatsächlich ein sicherer Ort für diese Nacht. Aber irgendetwas an diesem Modellhaus erregte ihr Unbehagen. Irgendjemand hatte in allen Räumen Fotos von einem Ehepaar und zwei Kindern aufgestellt. Auf einem Bild stand die Familie auf einem Anglersteg, und der kleine Junge hielt eine Forelle in die Kamera. Auf einem anderen trug die Tochter Ballettschuhe und ein Schneeflockenkostüm.
    Gabriel kam mit nassen Haaren in die Küche zurück. Er nahm die Sandwiches aus der Tüte und legte sie auf den Tisch. »Als ich klein war, habe ich immer von so einem Haus geträumt. Neue Möbel. Ein Garten. Eltern, die jede Menge Freunde haben und ständig Partys feiern.«
    »Auch ich habe mir so etwas gewünscht. Ein Backsteinhaus in Hampstead und einen Vater, der nicht um die Welt reist, um Leute umzubringen.«
     
    Das Doppelbett im Elternschlafzimmer entpuppte sich als ein unter einer Tagesdecke verstecktes Sperrholzpodest. Als es dunkel wurde, breiteten sie ihre Schlafsäcke darauf aus. Gabriel legte sich neben Maya und schob seinen Arm unter ihren Kopf. In diesem Augenblick hatte sie das Gefühl, als wären sie ein altes Ehepaar, das sich seit Jahrzehnten kennt. Sie hatte sich die Liebe immer als Leidenschaft vorgestellt, die Opfer verlangt, aber es konnte auch anders sein – ein Moment stiller Nähe, der sich anfühlte, als würde er ewig dauern.

    Gabriel lächelte. »Würde ich gegen eine Harlequinregel verstoßen, wenn ich dir sage, wie wunderschön du bist?«
    »Ich glaube, die meisten Regeln haben wir ohnehin schon gebrochen.«
    »Gut. Du bist nämlich wirklich wunderschön, und ich bin glücklich, heute Abend mit dir hier zu sein.«
    Er küsste sie, drehte sich auf die Seite und schlief ein. Maya setzte sich auf und versuchte, sich die Zukunft vorzustellen. Die nächsten Tage würden gefährlich werden, aber wenigstens war ihre Oberschenkelwunde fast verheilt. Obwohl ihr morgens speiübel war, sah sie kein bisschen schwanger aus. Gabriel hatte nichts von den Vitaminpillen und den kleinen Snacks bemerkt, die Maya in ihrer Kuriertasche ständig bei sich trug. Sie entschied, früher aufzustehen und unbeobachtet ein paar Kekse zu knabbern, bevor sie in den Tag starteten.
    Der nächtliche Wind fegte durch die Schlucht und pfiff ums Haus. Gabriel drehte sich nach links, und sie schaute auf den Traveler hinunter. Am Himmel hing ein Dreiviertelmond, und seine Strahlen fielen auf Gabriels Körper. Das kalte Licht. So hatte ihr Vater den Mond immer genannt.
    Aus der Ferne hörte Maya ein gedämpftes Geräusch – ein Auto fuhr die Straße herauf. Barfuß lief sie über den kalten Fliesenboden zum Fenster und spähte durch einen Schlitz im Vorhang. Ein dreitüriger Wagen mit Fließheck, dessen Scheinwerfer die Straße beleuchteten, hatte vor dem Haus gehalten. Der Fahrer stellte den Motor ab und stieg aus dem Auto. Er trug etwas in der rechten Hand, und als er über den Gehweg herankam, erkannte Maya die kompakte Silhouette und das gebogene Magazin eines Sturmgewehres.
    Sie rannte ins Schlafzimmer und rüttelte Gabriel an der Schulter. »Beeil dich, zieh dich an. Wir müssen hier weg.«
    »Warum? Was ist denn los?«
    »Vor dem Haus ist

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