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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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leuchteten hell, aber der Weg war von Unkraut überwuchert; es war allzu leicht, sich zu verfahren. Nach dem ersten Kilometer kurbelte Maya die Seitenscheibe herunter. Sie konnte das Zirpen der Grillen und das Knirschen der Räder im Kies hören.
    Auf halber Höhe des Bergs stoppte Boone den Wagen vor dem Eingang der ehemaligen Goldmine. Ein mit Stacheldraht gesicherter Maschendrahtzaun umgab das Gelände, und überall standen ZUTRITT-VERBOTEN-Schilder. Jemand war ihnen zuvorgekommen; vor dem mit Kette und Vorhängeschloss gesicherten Eingangstor stand eine rote Limousine.
    Maya und Boone stiegen aus dem Auto. Nun, da Boone sie bis zum Bergwerk geführt hatte, gab es keinen Grund mehr, ihn noch länger am Leben zu lassen. Aber die Pumpgun würde zu viel Lärm machen; sie würde eins ihrer Messer benutzen und ihm die Kehle durchschneiden.
    »Er ist hier«, sagte Boone. »Einer meiner Mitarbeiter hat diesen Mietwagen gefahren. Doyle muss das Auto gestohlen haben, nachdem er die Männer im Hotel umgebracht hat.«
    Maya trat einen Schritt zurück und schaute am Hang hinauf.
Außenlaternen markierten den gewundenen Fußweg zum Gipfel.
    »Wer bewacht die Kinder?«
    »Ich habe zwei Mitarbeiter hiergelassen. Sicher werden sie misstrauisch werden, wenn Doyle allein hier aufkreuzt.«
    Boone ging zu dem roten Mietwagen, öffnete die Fahrertür und inspizierte den Müll, den Doyle auf den Beifahrersitz geworfen hatte. Maya berührte die Beule an ihrem Jackenärmel, unter der das Stilett steckte, aber dann zögerte sie und ließ das Messer stecken.
    Das Schicksal soll entscheiden , dachte sie und zog ihren Zufallszahlengenerator heraus. Eine gerade Zahl wäre Boones Todesurteil; eine ungerade würde einen Aufschub bedeuten. Maya drückte auf den Knopf, und im Display erschien 3224. Die Zufallszahl hatte auf Tod entschieden, gleichzeitig rief sie in Maya eine heftige, intuitive Reaktion hervor. Das will ich nicht, dachte sie. So bin ich nicht . Sie steckte das Gerät schnell wieder ein, bevor Boones Kopf hinter dem Wagen auftauchte.
    »Ich habe steriles Verbandszeug und Watte gefunden.«
    »Glauben Sie, dass einer Ihrer Männer ihn verletzt hat?«
    »Das bezweifle ich. Vermutlich hat Doyle sich ein Messer besorgt und die Ortungskugeln aus seiner Brust und seiner Hand entfernt.«
    Maya legte eine Hand an Boones Automatik, die in ihrem Hosenbund steckte, und zog sie heraus. Boone blieb ruhig stehen, so als erwarte er seine Exekution. Aber dann drehte Maya die Waffe um und reichte sie ihm. »Machen Sie keinen Lärm, wenn wir raufgehen. Sobald wir uns im Licht zeigen, sind wir ein leichtes Ziel.«
    Priest hatte sie mit einer Pumpgun mit ledernem Trageriemen ausgestattet. Die Flinte erinnerte Maya an eine lupara , wie sie die Sizilianer tragen. Sie schlang sich den Riemen über die Schulter, stieg auf das Dach der Limousine und kletterte
über das Tor. Boone tat es ihr gleich, und dann stiegen sie den Pfad zur Mine hinauf. Die Luft war kühl und frisch und duftete nach Salbei. Das einzige Geräusch kam vom Stromgenerator der Mine; er klang wie ein tuckernder Rasenmäher, den irgendein verwirrter Bürger hier draußen vergessen hatte.
    Sie kamen zu einem mit Holzschindeln verkleideten Haus mit Blechdach. Licht drang durch die alten Zeitungen, mit denen die Fenster von innen abgeklebt waren. »Was ist da drin?«, fragte Maya.
    »Hier schlafen die beiden Männer und bereiten sich ihre Mahlzeiten zu.«
    Als sie die Veranda betraten, knarrte ein Bodenbrett. Maya versuchte, einen Blick hineinzuwerfen, aber die Zeitungen bedeckten das Fensterglas lückenlos. Sie legte die Pumpgun an und flüsterte Boone zu: »Sie stoßen die Tür auf, und dann treten Sie einen Schritt zurück.«
    Boone drehte den Türknauf, dann gab er der Tür einen Stoß. Maya sprang ins Haus und fand sich in einem länglichen Raum mit Kühlschrank, Gaskocher und Küchentisch wieder. Neben einem umgekippten Stuhl lag ein Toter. Ein dunkler Blutfleck hatte sich mitten auf seinem weißen T-Shirt ausgebreitet, ein zweiter prangte unterhalb der Gürtellinie.
    »Kennen Sie den?«
    »Ein österreichischer Expolizist namens Voss.«
    »Wo sind die Kinder?«
    »Wir haben ein paar Betten in dem Lagerraum aufgestellt, wo früher das Erz veredelt wurde.«
    Sie traten wieder in die Nacht hinaus und liefen weiter bergan, vorbei an den Stampfmaschinen, mit denen man früher die Gesteinsbrocken zerkleinert hatte. Nachdem man das Erz zu Schotter zermalmt hatte, wurde es durch Siebe in

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