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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Welt Zugang zu denselben Daten haben.«
    Sie fuhren mit dem Fahrstuhl in den Keller und gingen durch einen Flur, an dessen Ende sich eine Tür ohne Griff befand. Sobald Lawrence die Hand schwenkte, glitt die Tür auf. Er forderte Dr. Richardson auf einzutreten, und der Neurobiologe betrat einen fensterlosen Raum, in dem sich lediglich ein Holztisch und zwei hölzerne Stühle befanden.

    »Dies ist ein speziell gesicherter Raum«, erklärte Lawrence. »Alles, was hier gesagt wird, ist als vertraulich zu behandeln.«
    »Und wo ist General Nash?«
    »Keine Sorge. Er wird in einigen Minuten bei Ihnen sein.«
     
    Lawrence schwenkte die rechte Hand, und die Tür schloss sich, sodass Richardson in dem Wahrheitsraum eingesperrt war. Während der vergangenen sechs Jahre hatte die Evergreen Foundation ein geheimes Forschungsprojekt finanziert, dessen Ziel es war herauszufinden, wann ein Mensch lügt. Man benutzte dazu keinen Stimmenanalysator oder einen Polygrafen, der die Atemfrequenz und den Blutdruck maß. Die Ergebnisse solcher Tests konnten durch Gefühle wie Angst verzerrt werden, und ein guter Schauspieler war in der Lage, die Apparate zu täuschen.
    Statt sich auf äußere physische Veränderungen zu verlassen, blickten die Wissenschaftler der Evergreen Foundation mittels eines Positronenemissonstomographen ins Innere des Gehirns. Bei dem Wahrheitsraum handelte es sich im Grunde um nichts anderes als eine große PET-Kabine, in der man reden, essen und herumgehen konnte. Die Person, deren Verhalten kontrolliert wurde, brauchte davon nichts zu erfahren, was den Vorteil hatte, dass sie sich ungezwungener benahm.
    Wenn man das Gehirn eines Menschen beobachtete, während er auf Fragen antwortete, sah man die Reaktion verschiedener Teile des Organs auf seine Worte. Die Wissenschaftler der Stiftung fanden heraus, dass es für das Gehirn einfacher war, die Wahrheit zu sagen. Wenn jemand log, glühten der präfrontale Kortex und der Gyrus cinguli anterior wie geschmolzene Lava.
     
    Lawrence ging über den Flur zu einer anderen Tür ohne Klinke. Das Schloss öffnete sich, und er betrat einen im Halbdunkel
liegenden Raum. In eine der Wände waren vier Bildschirme eingelassen, unterhalb derer sich die dazugehörigen Computer und ein langer Tisch mit Bedienungselementen befanden. Ein dicker, bärtiger Mann saß an dem Tisch und tippte etwas auf einer Computertastatur ein. Gregory Vincent hatte die Geräte, die an diesem Tag benutzt wurden, gebaut und installiert.
    »Hat er alle Metallsachen abgelegt?«
    »Ja.«
    »Wieso sind Sie nicht mit reingegangen? Hatten Sie Angst, etwas zu sagen, während ich zuschaue?«
    Lawrence schob einen Bürostuhl neben Vincent an den Tisch und setzte sich. »Ich habe mich nur an die Anweisungen gehalten.«
    »Ja, klar.« Vincent kratzte sich am Bauch. »Niemand ist gern im Wahrheitsraum.«
    Lawrence schaute hoch zu den Bildschirmen und sah Richardsons Körper als eine unscharfe Ansammlung verschiedenfarbiger Flächen. Die Farben änderten sich jedes Mal, wenn Richardson atmete, schluckte oder über seine gegenwärtige Situation nachdachte. Er hatte sich in einen digitalen Menschen verwandelt, dessen Bestandteile von den Computern in dem Kontrollraum analysiert und quantifiziert werden konnten.
    »Sieht gut aus«, meinte Vincent. »Das wird ein Kinderspiel.« Er blickte auf einen kleinen, von der Decke hängenden Überwachungsmonitor. Ein glatzköpfiger Mann kam den Flur entlang. »Perfektes Timing. Der Herr General ist im Anmarsch.« Lawrence setzte die passende Maske auf. Aufmerksam. Konzentriert. Er beobachtete auf dem Bildschirm, wie Kennard Nash den Wahrheitsraum betrat. Der General war Mitte sechzig, hatte eine breite Nase und eine militärisch aufrechte Körperhaltung. Lawrence bewunderte an Nash, dass er seine gnadenlose Härte durch das joviale Auftreten eines erfolgreichen Sporttrainers zu tarnen verstand.

    Richardson erhob sich, und Nash gab ihm die Hand. »Dr. Richardson! Es freut mich, Sie persönlich kennen zu lernen. Ich bin Kennard Nash, der Vorstandsvorsitzende der Evergreen Foundation.«
    »Es ist mir eine Ehre, General Nash. Ich erinnere mich an Sie noch aus der Zeit, als Sie für die Regierung gearbeitet haben.«
    »Ja, das war wirklich eine spannende Erfahrung, aber dann wollte ich mich einer neue Herausforderung stellen. Da kam mir das interessante Angebot von Evergreen wie gerufen.«
    Die beiden Männer setzten sich an den Tisch. Im Kontrollraum tippte Vincent Befehle in den

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