Treffpunkt Las Vegas
tot auf der Bahre liegt. Daher sagte ich den Schnüfflern, daß ich ihm noch am Abend vorher begegnet wäre und mit ihm gesprochen hätte. Die Klammhaken fragten mich dann, wann und wo ich ihn zuletzt boxen gesehen habe. Als ich es ihnen sagte, da versuchten sie, mich gleich fertigzumachen, und behaupteten, ich hätte sicher eine Wut auf ihn gehabt, weil er mir ein Ding nach Maß verpaßt und weil ich seinetwegen Schwierigkeiten im Dienst hatte. Ganz gewiß hätte ich daraufhin Rache geschworen. Dann riefen sie Beckenridge an und fragten ihn über den Verlauf der Schlägerei aus.«
»Und was hat Beckenridge erwidert?«
»Er nahm mich in Schutz und riet ihnen, der Sache überhaupt keine Bedeutung beizumessen, weil ich mich angeblich zu gern mit jedem schlage. Kannst du dir das vorstellen, Donald? Behauptet da mir nichts, dir nichts, ich soll streitsüchtig sein. Das ist doch eine Frechheit!«
»Und was dann?«
»Dann schleppten sie mich auf die Polizeistation und bearbeiteten mich nach Strich und Faden. Mal brüllten sie mich an, mal redeten sie zuckersüß auf mich ein. Es wäre besser für mich, wenn ich zugeben würde, daß ich ihn umgebracht hätte. Aber dann konnte ich sie doch davon überzeugen, daß ich überhaupt keine Ahnung von der Sache hatte, und so ließen sie mich laufen. Schließlich habe ich doch während der Zeit gearbeitet, als der Mord begangen wurde. Ich sage dir, Donald, das sind vielleicht Heinis.«
»Paß auf, Louie. Ich habe etwas Geld gespart. Beckenridge will dir dreißig Tage Urlaub geben. Wie wär's, wenn du mich in Form brachtest?«
»Du meinst als Boxer?«
Ich nickte.
Seine Augen leuchteten auf. »Das ist ein Wort. Wir könnten wirklich etwas aus dir machen. Willst du später in den Ring gehen?«
»Nein. Das nicht, möchte nur richtig boxen können.«
»Das ist wirklich prima... aber...«
»Ich habe genügend Geld, Louie, und werde dir dasselbe zahlen, was du im Kasino hier verdienst. Deine Stellung bleibt dir erhalten, bis du zurückkommst.«
Louie war Feuer und Flamme. »Wir könnten ja gleich hier anfangen. Im Keller läßt sich eine Sparringsecke einrichten, und ich könnte dir jeden Tag Unterricht geben und...«
»Nein, ich bin etwas mit den Nerven herunter. Ich möchte für eine Weile aus dem Trubel heraus und irgendwohin, wo ich Ruhe habe.
Möchte ein kleines Trainingslager aufschlagen, vielleicht in der Nähe von Reno. Übrigens wird auch ein Mädchen mit von der Partie sein.«
»Ein Mädchen?«
»Ja. Warum nicht?«
Er blinzelte mich verschmitzt an und fragte: »Wann fahren wir los?«
»Heute noch«, erwiderte ich. »Ich werde mir jetzt einen gebrauchten Wagen kaufen, in dem wir unsere Ausrüstung unterbringen können. Wir werden abseits der Straße zelten und es uns ganz bequem machen. Das wird uns nicht allzuviel kosten.«
»Das ist ein Ding«, platzte Louie freudig heraus. »Ich bin sowieso ein Freund des Campingsports. Zelten und im Freien kochen, das gehört zu den Sachen, die ich bestens verstehe.«
»Dann packe deine Siebensachen zusammen. Wir müssen uns beeilen. Ich habe so eine Ahnung, als ob die Polizei versuchen würde, uns an der Abreise zu hindern, wenn wir ihr nicht zuvorkommen.«
Einen Augenblick zeigte sich in seinen Augen ein Schimmer von Unbehagen. Dann riß er sich zusammen und sagte: »Du kannst gar nicht so schnell aufbrechen, daß ich das Tempo nicht mithalten könnte, Donald. Ich habe ein paar Boxhandschuhe, aber die sind zu leicht. Für das Training brauchen wir schon ein paar Unzen mehr, außerdem noch einen Sandsack. Ich habe meinen verkauft, als ich aus Los Angeles abhaute. Aber wir können für...«
»Den kaufen wir in Reno.«
13
Ich mußte damit rechnen, daß Bertha versuchen würde, mich im Hotel abzufangen, und deshalb ging ich nicht mehr zurück. Meine Ersparnisse trug ich ohnehin als Reiseschecks bei mir. Ich kaufte mir also einen etwas klapprigen, aber noch fahrtüchtigen Wagen, ein wollenes Oberhemd, ein paar Overalls sowie einen Ledermantel, dazu Schlafdecken, einen Spirituskocher, Kochtöpfe und verschiedene Konserven. Um halb vier Uhr nachmittags war ich reisefertig.
Als wir still und heimlich zur Stadt hinausfuhren, glichen wir in allem den typischen Wüstenbewohnern, die hin und wieder für kurze Zeit aus dem Staub ihres Heimatortes in die Oase Las Vegas flüchten. Niemand versuchte, uns anzuhalten. Unbehelligt kamen wir auch an einem mit Polizisten besetzten Kraftwagen vorbei. Die Beamten musterten uns zwar
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