Treffpunkt Las Vegas
übrigens weiterfahren?«
»Ich sage dir noch Bescheid«, antwortete ich.
Louie machte ein etwas verlegenes Gesicht. »Ich denke, ich nehme meine Decken hier herüber und...«
»Ist schon in Ordnung«, sagte Helen. »Ich habe bereits drei Lager gebaut, alle nebeneinander.«
Louie sah uns zunächst etwas ungläubig an. Da ich aber keinen Widerspruch erhob, sagte er nur: »Auch gut.«
Eine Weile dösten wir noch in die Nacht hinein.
»Wie wär's mit einem kleinen Lagerfeuer?« fragte Louie.
»Lieber nicht. Es könnte sein, daß uns jemand von der Hauptstraße her sieht.«
»Daran hatte ich nicht gedacht. Aber ein wenig Musik könnte doch nicht schaden?«
»Hast du ein Kofferradio mit?« fragte ich.
»Etwas Besseres«, antwortete Louie.
Aus einer Hosentasche kam eine Mundharmonika zum Vorschein. Mit seinen großen, rauhen Pranken umschloß er behutsam das kleine Instrument.
Ich war auf »Home, sweet home« und sonstige Mundharmonikaschnulzen vorbereitet, aber Louie bot uns wesentlich Besseres. Die Melodien, die er seinem Instrument entlockte, standen mit dem Frieden den eine sternklare Nacht in der Wüste verbreitet, in harmonischem Einklang.
Helen rückte näher an mich heran und lehnte ihren Kopf an meine Schulter, während ich den Arm um ihre Taille legte. Ich spürte ihre regelmäßigen Atemzüge und die Wärme ihrer Wangen. Zaghaft griff sie nach meiner Hand. Ihre Schultern hoben und senkten sich, als sie tief Atem holte und einen langen Seufzer von sich gab. Die Abendluft war noch angenehm lau...
Zweimal im Verlauf einer Stunde hörten wir in der Ferne das Motorengeräusch vorbeisausender Autos. Scheinwerfer blitzten auf der Fernverkehrsstraße auf.
Nach einer Weile hörte Louie auf zu musizieren; er brach sein Spiel nicht unvermittelt ab, sondern ließ es langsam und leise in der Nacht verklingen.
Da saßen wir nun inmitten von Kakteenbüschen und schwiegen, blickten zu den funkelnden Sternen hinauf oder sahen den in der Ferne vorbeirasenden Wagen nach. Immer noch an mich gelehnt, flüsterte Helen: »Bezaubernd, diese Nacht... mir ist, als sei ich dem Himmel nahe.«
Ein wenig später stahl sich fast unmerklich das erste kalte Lüftchen durch die windstille Nacht. Mehr und mehr kühle Luft wehte uns entgegen. Helen schmiegte sich enger an mich und zog die Beine an. Ein letzter lauwarmer Luftzug wehte über uns hinweg, aber dann folgte eine kalte Brise nach der anderen, und Helen begann zu frösteln.
»Es wird kalt«, sagte Louie.
»Höchste Zeit, schlafen zu gehen«, ermahnte uns Helen. »Ich schlafe außen und Sie, Donald, in der Mitte.«
Helen ging zu ihrer Decke und streifte ihr Kleid ab. Die Dunkelheit ging ungnädig mit mir um und ließ keine Augenweide zu. Sie gab lediglich die Silhouette ihres Körpers preis. Mit einem behaglichen Seufzer schlüpfte sie unter ihre Decke, unter der sie sich nach einiger Strampelei ihrer Unterwäsche entledigte. Dann richtete sie sich auf, um einen Schlafanzug anzuziehen.
»Nacht allerseits«, rief sie leise.
»Schlafen Sie gut«, flüsterte ich ihr zu.
Der leicht verlegene Louie hüllte sich in Schweigen und tat so, als habe sie sich nur von mir verabschiedet. Aber Helen rief zu ihm hinüber: »He, Louie.«
»Ja, was denn?«
»Gute Nacht.«
»Nacht, Miss Framley«, murmelte er, glücklich darüber, besonders beachtet worden zu sein. Dann zogen auch Louie und ich unsere Anzüge aus und krochen unter die Decken.
Kurz vor Morgengrauen wachte ich für einen Augenblick auf und sah den Horizont in einem kalten Blaugrün glänzen. Nach und nach ging es in ein blasses Orange über, das langsam kräftiger wurde. Kleine Wölkchen glühten in leuchtendem Karmesinrot. Zu meiner rechten Seite vernahm ich das rhythmische Atmen von Helen und zur linken Louies halblautes Schnarchen. Ich nahm mir vor, aufzustehen, sobald die Morgendämmerung vollends angebrochen war, und kroch wieder unter meine Decken.
Kann es einen schöneren Tagesanfang geben, als in frischer Luft mit einem gesunden Appetit zu erwachen?... Wenn das herrliche Aroma frisch gebrühten Kaffees bereits anzeigt, daß das Frühstück nicht mehr lange auf sich warten lassen kann?
Als ich mit diesem wunderbaren Gefühl erwachte, stand die Sonne wie ein großer Feuerball bereits über dem Horizont und ließ die großen Kakteen lange Schatten in den Wüstensand werfen. Unter Helens Decke bemerkte ich ein emsiges Krabbeln, daraus schloß ich, daß sie dabei war, sich anzuziehen. Louie beugte sich gerade
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