Treffpunkt Scheuermühle
überqueren, und das wäre von den Kapuzenleuten sicher bemerkt worden.
In der Zwischenzeit waren diese noch näher an das Versteck der Jungen herangekommen. Axel und Julian begannen zu schwitzen. Dabei hatte es an diesem Tag höchstens sieben Grad!
Der Knickerbocker preßte seinen Cousin fest auf den Boden und gegen das Holz. Wenn sie sich so klein wie möglich machten, vielleicht wurden sie dann übersehen.
Da geschah es! Die Holzstücke gerieten in Bewegung und begannen zu rutschen. Unter lautem Gepolter fiel der Stapel nach beiden Seiten auseinander.
Die Gespenster-Party
Axel und Julian duckten sich, so tief es nur ging. Beiden pochte das Herz wild und laut.
„Gleich werden sie sich auf uns stürzen und uns packen“, dachte Julian zitternd. „Wieso bin ich nur mit Axel mitgekommen?“
Aber nichts dergleichen geschah. Die Klagegesänge waren mittlerweile so laut geworden, daß die Kapuzenleute von dem Gepolter wahrscheinlich gar nichts mitbekommen hatten.
Als Axel es wagte, den Kopf zu heben, atmete er erleichtert auf. Der gruselige Zug hatte die Richtung geändert und marschierte nun über den Steg.
„Kannst langsamer klappern und schlottern“, wisperte er Julian zu.
Die Kapuzenmenschen bogen nach der Schleuse links ab und steuerten auf die Mühle zu. Es quietschte und ächzte, und der Gesang wurde leiser und leiser. Dann knarrte und wimmerte es wieder, und ein leises Poltern setzte dem ganzen Spuk ein abruptes Ende.
Auf der Wiese am Mühlbach war wieder Stille eingekehrt.
Die beiden Jungen warteten noch eine Weile in ihrem Versteck. Kam auch bestimmt keiner der Kapuzenleute zurück? Als sich nichts rührte, stürzte Axel hinter dem Holzstoß hervor und lief über die Brücke. Er traute seinen Augen nicht!
Verschwunden! Die Kapuzenleute waren fort. Sie hatten sich in Luft aufgelöst. Oder waren sie im Nebel untergetaucht?
„In die Mühle können sie nicht gegangen sein. Sie hat schließlich keine Tür!“ überlegte Axel laut. „Allerdings hat etwas gequietscht. Es könnte einen Geheimeingang geben.“ Nachdenklich ließ er seine Blicke über die graue Bretterwand und das Mühlrad streifen.
„Da!“ keuchte Julian erschrocken. „Ein Licht – im Fenster! Oben!“
Als Axel den Kopf hob, tauchte für den Bruchteil einer Sekunde der Schatten einer hageren, menschlichen Gestalt hinter der Scheibe auf. Im nächsten Augenblick erlosch das Licht aber wieder. Es befand sich also jemand in der Mühle. Hatte dieser Jemand mit den Kapuzenleuten zu tun?
Weiter kam Axel mit seinen Überlegungen nicht, denn er wurde am Ärmel gepackt und fortgerissen. Entsetzt drehte er sich um und blickte in das blasse Gesicht von Julian.
„Bitte komm, ich will weg von da! Das... das ist zu gefährlich“, wimmerte der Junge und zog seinen Cousin zu den Pferden.
Axel wehrte sich nicht. Er wußte, daß es im Augenblick keinen Sinn hatte, weitere Nachforschungen anzustellen. Außerdem dämmerte es bereits, und der Nebel wurde auch immer dichter. Sie mußten sich schleunigst auf den Heimweg machen. In der Dunkelheit könnten sie sich sonst leicht im Wald verirren.
Am Abend saßen Axel und Julian mit Tante Clarissa vor dem offenen Kamin. Die Tante hatte eine köstliche Linzertorte gebacken, die sich die Jungen schmecken ließen.
„Was ist eigentlich in dieser Torte drinnen?“ erkundigte sich Julian.
„Nüsse! Viele geriebene Haselnüsse und Johannisbeermarmelade! Außerdem Zimt, Muskat und Nelkenpulver!“ verriet Tante Clarissa, die von ihren Freunden oft Schuhu genannt wurde. Diesen Spitznamen verdankte die Tante ihrer ziemlich langen, schmalen Nase und den riesigen, runden Brillen, die sie trug.
„Wie eine weise Eule siehst du damit aus!“ hatte Axel als kleiner Junge einmal festgestellt. „Wie ein echter Schuhu!“ Seit damals war Clarissa dieser Name geblieben.
„Stell dir vor, Schuhu“, begann Axel plötzlich, „nächste Woche sind so viele Feiertage, daß wir richtige Mini-Ferien haben! Vier Tage sind schulfrei. Viele Freunde fahren fort. Nur ich muß daheim in Linz in der Wohnung sitzen und mich langweilen“, fügte er mit betrübtem Gesicht hinzu. „Mama ist nämlich fort!“
„Wieso kommst du nicht zu mir?“ schlug ihm Clarissa vor. Genau das hatte Axel erreichen wollen.
„Gerne“, sagte er. „Aber können meine Knickerbocker-Kumpel auch mit? Du weißt schon: Dominik, Poppi und Lilo!“
Die Tante war einverstanden. „Was werdet ihr denn die vier Tage unternehmen?“ wollte
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