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Treibgut - 11

Treibgut - 11

Titel: Treibgut - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Witzko
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nach ihm schnappte, seine Hand aber nicht erwischte, da er sie gerade noch rechtzeitig wegzog. »Siehst du, es mag mich und versucht, meine Hand zu lecken«, log er, »sie mögen nämlich das Salz des Schweißes.«
    Zumindest teilweise erwies sich Scheïjians Behauptung als richtig, da Ishajids Reittier wirklich von sehr sanftmütigem Wesen war. Was jedoch das andere anbelangte, so lernte Scheïjian schnell, daß etwas Wahres an den Worten der Priesterin gewesen war, da es ihn aus den tiefsten Tiefen seiner Maultierseele heraus verabscheute und sich deshalb wie das erwähnte Ungeheuer aufführte, so daß sein Reiter es sich zur Angewohnheit machte, immer dann, wenn ihn das Tier seine Abneigung zu sehr spüren ließ, ihm die greulichsten Drohungen ins Ohr zu flüstern: »Benimm dich, Bruder, oder ich werde dich schlachten und pökeln. Vielleicht schneide ich dich auch in Streifen, lege dich in Soße ein und backe dich in Teig.« Das Maultier zeigte sich davon wenig beeindruckt. Darauf angesprochen, was er mit dem Vieh zu flüstern habe, erklärte Scheïjian seiner Begleiterin in sanftmütiger Versonnenheit: »Sie mögen es, wenn man mit ihnen spricht. Nicht wahr, du armes Würstchen?«
    Jetzt, da die beiden Menschen von der fernen Insel wußten, wonach sie zu suchen hatten, fiel es ihnen leicht, die Fährte der vermißten Priesterin aufzunehmen und im Auge zu behalten. Wenn nötig, erkundigten sie sich unterwegs in den winzigen Weilern und Gehöften, ob Xanjida während des Winters vorbeigekommen war, meistens mit Erfolg. Es war nicht das erste Mal, daß Scheïjian von der Bruderschaft vom Zweiten Finger Tsas so etwas tat, und man hatte ihm vor Jahren beigebracht, worauf er zu achten hatte, wenn er jemanden verfolgte, der nicht davon wußte. Man hatte ihn gelehrt, abzuschätzen, welche Wegstrecken die betreffende Person zurücklegen würde, wenn sie zu Fuß unterwegs war, wie sich diese Strecken verlängerten, wenn das Gelände und die Häufigkeit von Karren und Gefährten dafür sprachen, daß sie auf einem davon mitgenommen worden sein konnte und welche Schlüsse er daraus ziehen durfte, wann und wo sie gerastet, nach Wasser gesucht und um Nahrung vorgesprochen hatte. Daher kamen die beiden nicht wesentlich langsamer voran, als wären sie lediglich auf ihren Tieren gemütlich nach Süden geritten.
    Gleich hinter Trontsand verlor sich die deutliche Spur. Ishajid und Scheïjian folgten noch eine Weile der Straße nach Süden, wendeten, ritten zurück bis nördlich Trontsands, erkundigten sich dort und kehrten dann wieder um zu dem kleinen Flecken.
    Am schmalen Strand der Ortschaft, der nach wenigen Schritten Sands in kargen Boden überging, bewachsen mit blondem langen Gras, doch häufig durchbrochen von geriffeltem grauen Gestein, mit dem Blick aufs Meer, auf dem einzelne Fischer in Blickweite ihre Netze nach Salzarelen ausgeworfen hatten, faßte Ishajid zusammen: »Wir gehen seit einiger Zeit nur noch im Kreis. Sie kam genau bis Trontsand und nicht weiter. Hier endet ihre Spur, und wenn wir den Bericht der letzten Bäuerin mit jenem vergleichen, den wir aus Salza über Xanjida haben, so scheint ihre Krankheit sie abermals ereilt zu haben. Wer kann sagen, wohin sie im Fieberwahn ging?«
    »Wenigstens einen Weg muß es geben, Schwester, das wissen wir«, wandte Scheïjian ein. Wenige Augenblicke später zerbrach die unfreiwillige Gemeinschaft aus Menschen und Maultieren. Das Ende wurde durch ein aufgeregtes Schnauben der abgesattelt grasenden Tiere angekündigt und durch ihr fluchtartiges Davongaloppieren vollzogen. Die Ursache dieser Trennung war ein einzelner Wolf, der sich an den Strand verirrt hatte. Auf der Suche nach irgend etwas hatte er die Schnauze in eine Oase rotleuchtender Blumen im fahlgelben Grasmeer gesteckt, ihren Blütenstaub eingeatmet und stand nun niesend da, verwundert auf den goldenen Staub blickend, der ihn wie eine Wolke umgab und der sich als feiner Puder auf seiner Nase niederließ. Die angespannt zu ihm herübersehenden Menschen hatte er genauso spät bemerkt wie sie ihn. Einige Herzschläge lang starrte er sie mit dem rätselhaften Blick seiner Art an, dann drehte er sich um und trottete gemächlich davon, als wolle er mit der Beiläufigkeit seiner Bewegungen klarmachen, daß es hier nichts Beunruhigendes gab, abgesehen von diesem frechen kitzelnden Staub, und als wüßte er doch insgeheim sehr genau, daß er das harmloseste Geschöpf weit und breit war.
    »Es ist nicht schade um die

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