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Treibgut der Strudelsee

Treibgut der Strudelsee

Titel: Treibgut der Strudelsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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die Ohren zu, wenn die Schmerzensschreie derer ertönten, die von den Kindern und Alten mit Salbe behandelt und mit grauen Leinenwickeln verbunden wurden. Sie alle wussten, dass sie wieder auf die Ruderbänke mussten, sobald die Sonne im Osten aufging – falls sie jemals wieder ihre Strahlen über den Horizont schicken würde. Es stank erbärmlich nach Schweiß, nach verfaultem Fleisch, Fisch und ranzigem Fett. Die Kisten mit den Vorräten waren im Bug und im Heck gestapelt. Nur die wenigsten enthielten Nahrung. In den anderen befanden sich Waffen für Logghard, streng bewacht von Jejeds Männern.
    Wer stark genug war, ließ alle Torturen über sich ergehen, das Beißen der Salben, die Schmerzen bei jeder Bewegung und das Löffeln des stinkenden Breis, der von den Kindern gereicht wurde. Für jeden gab es an Bord der Lichtfähre eine Verwendung – aber auch in Logghard?
    Wie sollten Kinder und Greise gegen die Mächte aus der Schattenzone kämpfen? fragte sich Mythor, der den Brei mit Abscheu hinunterwürgte. Golad und Yellen teilten das Lager mit ihm, dazu einige Legionäre, die auf den Bänken vor und hinter ihnen gesessen hatten. Schnell stellte sich heraus, dass Mythors Art, zu reden oder sich zu bewegen, viele in ihren Bann schlug. Bald hatten sich zwei Dutzend Männer um die Freunde gesammelt, vier Dutzend Fäuste, auf die man zählen konnte, wenn es zum Äußersten kam.
    »Ihr solltet versuchen zu schlafen«, sagte Mythor, der sich ebenfalls nur langsam an die wiedergewonnene Bewegungsfreiheit gewöhnen konnte.
    »Wie soll ich schlafen«, fragte Golad, »wenn Farina vielleicht jetzt von diesen Bestien…?«
    Er sprach nicht aus, was alle dachten – und was noch in ihren Köpfen herumgeisterte:… wenn dieser Untote sich frei an Bord bewegen kann!
    »Du musst bei Kräften sein, wenn wir bei Sonnenaufgang wieder auf die Bänke müssen«, sagte Mythor.
    Golad schüttelte heftig den Kopf.
    »Glaubst du das?« fragte Yellen. »Glaubst du denn wirklich, dass wir den nächsten Morgen erleben werden?«
    Sadagar war angeekelt und nahe daran, etwas anzustellen, damit er wieder nach oben gebracht wurde. Chrandor, den bisher kaum etwas berührt hatte, schien noch schlimmer zumute zu sein. Er sah aus, als müsse er sich jeden Augenblick übergeben. Der Steinmann versuchte vergeblich zu ergründen, ob dies geschauspielert oder echt war. Natürlich, der Pirat suchte wie er unentwegt nach einer Möglichkeit, die Reise nach Logghard so bequem wie eben möglich zu überstehen. Konnte er sich auf ihn überhaupt verlassen?
    Beim Kleinen Nadomir! dachte der Steinmann und verschluckte sich dabei fast. Nach seinen jüngsten Erfahrungen mit dem Königstroll würde er sich hüten, ihn noch einmal wegen einer Nichtigkeit anzurufen.
    »Wir müssen Mythor finden. Du weißt ja, wie er aussieht!« flüsterte er, als sie die Treppe verließen und begannen, sich durch das Gewühl der ächzenden und sich windenden Leiber weiter in den Bauch des Schiffes vorzuarbeiten.
    »Ich möchte wissen, wie viele von uns noch leben, sollten wir jemals Logghard erreichen. Noch ein Tag wie dieser, und Jejed kann sich selbst an die Ruder setzen.«
    »Er wird seine Gründe haben«, flüsterte der Steinmann.
    Chrandor sah ihn zweifelnd an. Was die beiden ansehen mussten, ließ Zweifel an der Gesinnung des Kapitäns aufkommen, wie sie durch die Unterhaltung mit Rachamon offenbar geworden war.
    Chrandor trat wütend gegen einen Bottich mit abgestandenem Wasser. »Kann dein Nadomir das nicht wenigstens in Wein verwandeln?«
    Schnell legte Sadagar einen Finger auf den Mund. »Nenne seinen Namen nicht, jedenfalls nicht so laut!«
    »Wer sollte ihn schon hören?« Chrandor schüttelte seine rechte Hand den vier Aufsehern entgegen, die vor und auf den Kisten mit den Waffen hockten. Konnte Aß seine Gedanken lesen, dass er seine Tentakelfinger sofort zur Faust ballte?
    »Dort drüben!« sagte Sadagar. »Da liegt Mythor!«
    Der Sohn des Kometen hob den Kopf, als er den Gefährten und dessen merkwürdigen Begleiter auf sich zukommen sah. Dabei schaute Chrandor so verwegen drein, dass die Männer, die ihn umringten, unwillkürlich eine Gasse bildeten.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ Sadagar sich vor Mythor nieder, während Chrandor es vorzog zu stehen. Golad blickte Mythor an, als wolle er sagen: Wer sind diese beiden Käuze?
    »Mythor«, stieß der Steinmann hervor und brachte ein unglückliches Lächeln zustande. »Da wären wir wieder beisammen.«
    Aber

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