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Treibgut der Strudelsee

Treibgut der Strudelsee

Titel: Treibgut der Strudelsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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es klang gerade so, als wolle er damit ausdrücken, dass sie wieder einmal beide in der gleichen Jauchegrube gelandet seien.
    »Das ist Steinmann Sadagar«, stellte Mythor den Gefährten den anderen vor. »Und dein Begleiter…?«
    »Chrandor«, sagte Sadagar. »Ein berüchtigter Piratenkönig.« Augenblicklich wurde er ernst. »Mythor, ich weiß, dass jetzt keine Zeit für Späße ist. Wir haben an Deck einiges belauschen können.«
    »Baß hat das getan«, versetzte Chrandor mit unbewegter Miene.
    »Wer…?«
    »Später, Mythor. Es geht jetzt um diesen Oblak und das Mädchen.«
    Golad kam mit einem Ruck in die Höhe und biss für einen Herzschlag die Zähne zusammen, als der Schmerz ihm durch den Körper fuhr. Er packte den Steinmann an den Schultern. »Farina? Sag, was weißt du über sie? Lebt sie noch?«
    »Das ist Golad«, erklärte Mythor. »Farinas Gefährte.«
    Sadagar sah dem jungen Hünen in die Augen und nickte dann. »Also hört zu…«
    Und er berichtete. Als er geendet hatte, herrschte für eine Weile betretenes Schweigen. Golads große Hände zitterten, und seine Blicke ließen die Qualen erahnen, die er litt.
    »Dann hatte ich also recht«, murmelte Mythor. »Jejed spielt uns nur den Menschenschinder vor, uns und seiner Mannschaft. Rachamon ist gefährlicher. Aber Oblak, Sadagar?«
    »Der Magier sagte voraus, dass er zurückkehren werde, und er sagte etwas von einem roten Leuchten, das aus der Tiefe kam, als Oblak unterging.«
    »Die Seelen der toten Seefahrer!« flüsterte einer der Legionäre fast andächtig. Es wurde gehört und verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Schlafende wurden geweckt. Geschundene Körper rückten näher heran. Köpfe schoben sich über die Schultern und starrten Mythor, Sadagar und Golad an.
    Die Angst kam auf leisen Sohlen, kroch über die geteerten Innenwände, die Stützbalken und die Lager der Erschöpften. Sie fraß sich in die Seelen der Männer, brannte sich in ihren Verstand.
    »Es geht die Sage«, flüsterte jemand, »dass jene, die nie von ihrer Fahrt über die Strudelsee zurückkehrten, nicht wirklich starben. Ihre Seelen leben in den Tiefen des Meeres weiter und lauern auf Opfer.«
    »Aberglaube!« knurrte Yellen.
    »Nein!« rief ein anderer. »Nur die Macht der Untoten konnte Oblak die Kraft geben, an einem der Ruder hochzuklettern.«
    »Wovon niemand etwas bemerkt hat«, sagte Mythor nachdenklich. Er sah die Blicke, die Golad von einigen zugeworfen wurden, und erfasste die Stimmung unter den Männern. Mit Farinas Enttarnung hatte für sie alles begonnen. Sie hatte das Unheil über das Schiff gebracht! Sie musste von Bord!
    Hier unten hatte wohl kaum einer mehr die Kraft, sich zu erheben. Die Mannschaft aber war bei Kräften, und sosehr die Seefahrer auf ihren Kapitän eingeschworen waren – es war nur eine Frage der Zeit, wann sie meutern und Farinas Herausgabe fordern würden. Eine Frage der Zeit und dessen, was da kommen mochte.
    Regen prasselte auf das Deck. Durch einige Ritzen tropfte es und heulte der Wind.
    »Golad, du und ich gehen an Deck. Jejed wird unsere Hilfe brauchen. Es ist besser, wenn alle wissen, woran sie sind.«
    »Wie willst du das schaffen, Mythor?« fragte Sadagar entsetzt. »Die Wachen hinten bei den Kisten…«
    Mythor ließ den Blick über die Gesichter der Männer schweifen, die in drei, vier Reihen hintereinander um ihn herumsaßen. »Wer von euch glaubt, dass das Mädchen Unheil über uns gebracht hat?«
    Einige Köpfe ruckten in die Höhe. Lippen öffneten und schlossen sich wieder.
    »Keiner von uns, Mythor. Nur feige Memmen glauben das!« knurrte Yellen.
    »Dann hört zu. Sadagar wird die Wachen hierherlocken, und wir…«
    »Wer?« fuhr der Steinmann auf. »Ich?«
    »Sadagar, du bist nicht nur ein sturer Hund, sondern auch ein Feigling«, kam es von Chrandor. »Ich werde das übernehmen.«
    Bevor weitere Pläne geschmiedet werden konnten, drehte der Pirat sich um, legte beide »Hände« trichterförmig an den Mund und schrie: »He, ihr dahinten! Hier sind noch zwei, die gar keine Männer sind! Kommt her und holt die Weiber fort, bevor wir sie uns vornehmen!«
    Drei der vier Seefahrer sprangen auf und bahnten sich ihren Weg durch die Liegenden.
    »Oder hätte ich sagen sollen, ihr habt die Pest?« überlegte Chrandor laut.
    »Hüte dich!« flüsterte Yellen erschrocken. »Dann säßen wir wirklich im Tollhaus!«
    Die Aufseher waren heran. »Wo sind die Weiber?« fragte einer.
    »Na, da doch!« Chrandor deutete auf Sadagar und

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