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Treibgut der Strudelsee

Treibgut der Strudelsee

Titel: Treibgut der Strudelsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Anschein, als könne er dem, was nun draußen geschah, nicht mehr Einhalt gebieten.
    Dann fiel der Riegel. Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit, und ein Wesen, wie die drei es noch nie zuvor gesehen hatten, glitt geschwind durch den Spalt.
    »Was… was ist das?« Jejed machte ein paar Schritte zurück, bis er mit dem Rücken gegen eine Wand stieß. Abergläubische Furcht ließ ihn zittern.
    Auch Golad war zurückgewichen. Doch dann sah er, wie dort, wo das schleimige, tentakelbewehrte Ding nun am Boden zu kleben schien, etwas im Licht der flackernden Lampe blitzte.
    »Das ist… ein Messer!« stieß er hervor. »Und… das Ding bringt es uns! Seht hin, es zieht sich zurück!«
    *
    Rachamon fluchte und schrie, aber die Ohren der Männer waren taub geworden. Abergläubische Furcht ließ sie vor dem schleimigen Wesen fliehen, das seine Tentakel wie Beine gebrauchte und sie regelrecht über das Deck jagte, wobei in einem weiteren Glied ein blitzendes Messer eingerollt war. Rachamon begriff noch nicht, was plötzlich geschehen war, obwohl er ahnte, dass es für das Auftauchen des Geschöpfes eine sehr natürliche Erklärung gab.
    »Du! Bleib stehen!« Er griff nach dem Arm eines in wilder Furcht an ihm Vorbeirennenden und riss den Mann herum. Im nächsten Moment traf ihn ein Faustschlag und beförderte ihn auf die Planken.
    Der Magier rang nach Luft, und dann sah er fast gleichzeitig die offene Tür des Aufbaus und den Rauch, der unter der Kiste auf der Treppenluke hervorquoll.
    »Dämonen!« schrien die Männer. »Dämonen haben vom Schiff Besitz ergriffen!«
    »Das sind keine Dämonen, ihr Narren!« brüllte der Seemagier. »Seht ihr denn nicht, was…«
    Erste Flammen schlugen aus den Planken. Rachamon sah, dass niemand auf ihn hörte, und richtete sich auf. Das Feuer, die offene Tür – das alles konnte nur eines bedeuten.
    Er vergaß die Mannschaft und stürmte auf den Aufbau zu, um seinen Gegnern zuvorzukommen. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie zwei Seefahrer sich über Bord stürzten.
    Er hatte den Aufbau noch nicht erreicht, als das Schleimwesen an ihm vorbeiglitt und in der Türöffnung verschwand, um im nächsten Augenblick mit einem weiteren zurückzukehren. Noch während der Magier ihnen hinterherblickte und sie zwischen den Planken verschwinden sah, wurde die Tür vollends aufgestoßen, und Jejed trat ins Freie.
    Rachamon wich zurück. Ein heiserer Schrei entrang sich seiner Kehle. Der Morone kam auf ihn zu, ganz langsam und mit einem Messer in der Faust.
    Rachamon wich zurück, Schritt für Schritt. Und plötzlich waren die Stimmen wieder in ihm. Sie lockten noch stärker als zuvor. Sie lockten ihn fort vom Schiff, in die Tiefen des Strudels, wo die Erfüllung auf ihn wartete, auf ihn allein. Jejed würde ihn nicht daran hindern, ihnen zu folgen! Niemand würde das tun können!
    Rachamon verlor den Boden unter den Füßen, ruderte wild mit den Armen und stürzte mit wahnsinnigem Lachen in die Tiefe. Die Strömung riss ihn mit sich fort.
    Jejed blickte ihm nicht nach. Mit versteinerter Miene suchte er das Deck nach seinen Männern ab, und als habe sein Auftauchen allein den Bann gebrochen, hörten die Seefahrer auf zu rasen und starrten ihn fassungslos an.
    »Kommt her!« rief Jejed, und jene, die sich nicht in die Fluten gestürzt hatten, scharten sich um ihren Kapitän und blickten ihm scheu in die Augen.
    Jejed verlor kein Wort über das Gewesene. Golad und Farina stellten sich hinter ihn. Auch Golad hatte ein Messer in der Hand.
    »Schafft die Kiste beiseite«, befahl Jejed, »und holt die Legionäre an Deck! Bindet die Ruderer los!«
    Die Männer gehorchten. Kurz darauf war das Feuer gelöscht. Das Deck drohte vor Männern zu bersten, die sich jetzt um Jejed, Golad, Yellen und Sadagar scharten, der verstohlen beobachtete, wie Chrandor seine Arme wieder in die Handschuhe mit Aß und Baß schob. Er ließ sich die Messer zurückgeben, mit denen er selbst eine Öffnung in die Planken geschnitten hatte, die groß genug war, um Aß und Baß hindurchkriechen zu lassen, bevor er das Feuer entfachte.
    Und die Gasihara wurde immer schneller. Ungestüme Naturgewalten rissen sie mit sich fort, während eine brennende Sonne am Himmel stand. Immer tiefer geriet die Lichtfähre in den Sarmara-Strudel hinein, immer näher kam sein Zentrum.
    »Nadomir«, flüsterte der Steinmann. »Ich weiß, du hast Wichtigeres zu tun, als mir zu erscheinen und uns zu retten. Aber bei Erain, ich werde dir nie verzeihen, wenn

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