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Treibgut

Treibgut

Titel: Treibgut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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mir leid«, meinte er entschuldigend. »Ich muss zu einem Notfall.« Schon halb im Gehen begriffen drehte er sich noch einmal um. »Sie finden mich gegen zwölf in der Cafeteria.«
     
    Bei seinem Eintreffen wurde Henning bereits von Doktor Kleinschmitt erwartet, der sich, einen Teller mit belegten Brötchen und eine Tasse Kaffee vor sich, an einem der Tische niedergelassen hatte. Henning, fiel auf, dass das grelle Neonlicht, in das der Raum getaucht war, dem Arzt eine krankhafte Blässe verlieh. Seine hinter einem runden Brillengestell verborgenen Augen wirkten verkniffen und er fuhr sich häufig mit der Zunge über die Lippen.
    »Ich frag mich«, knüpfte Friedhelm Kleinschmitt ohne Umschweife an ihre auf dem Gang begonnene Unterhaltung an, »woher Sie wussten, dass …?«
    »Dass Sie beide sich kannten? Darauf bin ich durch Zufall gestoßen«, erwiderte Henning. Als er auf die Parkplatzszene zu sprechen kam, wurde sein Gegenüber unruhig. Es schien ihm peinlich zu sein, dass ihre Auseinandersetzung von Fremden beobachtet worden war.
    »Hört sich jetzt vielleicht verrückt an«, meinte er, »aber ich habe Danko damals aufgesucht, um ihn daran zu erinnern, dass er mir noch 1.000 Euro schuldet.«
    Seine Antwort ließ Henning aufhorchen. »Dann ist er Ihnen den Betrag schuldig geblieben?«
    Ein Nicken bestätigte seine Vermutung.
    »Wissen Sie, wofür er das Geld gebraucht hat?«
    »Ich glaube, sein Auto hat damals gerade den Geist aufgegeben.«
    Seiner ausweichenden Antwort nach zu urteilen, schien ihm das Thema unangenehm zu sein. Um das Gespräch nicht ins Stocken geraten zu lassen, erkundigte sich Henning erst einmal nach etwas Unverfänglicherem: »Wie haben Sie sich eigentlich kennengelernt?«
    »Durchs Studium«, lautete die bereitwillige Auskunft. »Wobei Danko da schon längst kein Unbekannter mehr für mich gewesen ist. Er war damals richtig bekannt durch seine sportliche Erfolge!«
    »Sportliche Erfolge?«, wunderte sich Henning. »Davon weiß ich ja gar nichts.« Kleinschmitt war anscheinend froh darüber, von dem unliebsamen Schuldenthema ablenken zu können, und erzählte, dass Danko vor seinem Medizinstudium eine Profisportlerkarriere als Langstreckenschwimmer angestrebt hatte. »Er war sogar fürs Olympiateam qualifiziert.«
    »Was ist passiert?«
    »Doping«, teilte der Arzt mit einem Anflug von Bedauern mit. »Nichtsdestotrotz habe ich seine Wettkämpfe mit großem Interesse verfolgt. Es hat mich fasziniert, wie er den anderen stets eine Nasenlänge voraus war.« Er schüttelte den Kopf. »Sehr tragisch, dass er dem Tsunami zum Opfer gefallen ist. Das Schicksal geht manchmal schon seltsame Wege. Finden Sie nicht auch?«
    »Das können Sie laut sagen!«, pflichtete ihm Henning bei.
    Nachdem er sich einen entsprechenden Vermerk gemacht hatte, kam er nochmals auf das verliehene Geld zu sprechen.
    Auf die Frage, ob ihm denn nie die Idee gekommen sei, es einzuklagen, meinte der Arzt: »Ich glaub nicht, dass mir das was gebracht hätte.« Ein bitteres Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »War ein Freundschaftsdienst, bar auf die Hand ohne Belege.«
    Henning zog die Augenbrauen hoch. »Das war aber ganz schön leichtsinnig.«
    Doktor Kleinschmitt nickte. »Im Grunde war das Ganze ein abgekartetes Spiel. Nur hab ich Dussel das erst begriffen, als es schon zu spät war.« Als er weitersprach, klang seine Stimme ganz rau.
    »Denn statt sich ein neues Auto zu kaufen«, meinte er mit Blick auf den gegen die Fensterscheibe trommelnden Regen, »hat er seine Spielschulden beglichen.«
    Einen Moment lang war Henning zu überrascht, um etwas darauf erwidern zu können. Mit allem hätte er gerechnet, nur damit nicht. »Woher wussten Sie …, ich meine, wie …?«
    »Wie der Schwindel aufgeflogen ist? Reiner Zufall. Danko war von einer befreundeten Krankenschwester beim Roulett beobachtet worden. Es ist um richtig viel Geld gegangen. Von Danko verspieltes Geld«, stellte er klar.
    »Als ich ihn damit konfrontiert hab, sprach er von einem einmaligen Ausrutscher. Er bat mich, mein Wissen für mich zu behalten. Wie Sie sich vorstellen können, war ihm das Ganze mehr als peinlich.« Er fuhr sich durch sein wirr vom Kopf abstehendes Haar. »Wenn Sie mich fragen, war das auch der Grund für seine damals völlig unerwartete Kündigung. Hat wohl Angst gekriegt, die Sache könnte sich rumsprechen.« Doktor Kleinschmitt räusperte sich. »Dabei muss er doch gewusst haben, dass ich dichthalte.«
    »Sie vielleicht schon«, gab

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