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Treibgut

Treibgut

Titel: Treibgut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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ihm Henning zu bedenken. »Trotzdem muss er geahnt haben, dass sich so etwas nicht auf Dauer verheimlichen lässt. Von daher war es sicher ein kluger Schachzug, die Stellung zu wechseln, bevor es Gerede gibt. So was wirft schließlich auf niemanden ein gutes Licht.« Henning schluckte. Seine Kehle war mit einem Mal ganz ausgetrocknet. »Apropos Schachzug: Wissen Sie zufällig noch, in welchem Kasino das war?«
    »Prag? Wien? Leipzig?« Weil er sich unsicher war, schlug er vor, sich bei der Krankenschwester danach zu erkundigen. Henning notiert sich ihren Namen und verabschiedete sich von Doktor Kleinschmitt. Was er jetzt brauchte, war Zeit, um die Fülle an neuen Informationen zu verarbeiten. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung wusste er, dass Spielsucht ein nicht zu unterschätzendes Motiv darstellte.

17
     
     
    Wieder zu Hause startete er Leonas Computer und wählte sich ins Internet ein. Laut einer jüngst erhobenen Studie gab es derzeit in Deutschland etwa 150.000Spielsüchtige. 90 Prozent davon waren Männer. Auch wenn Henning im Verlauf der Jahre so manchen Straftäter, der durch die Spielsucht in die Kriminalität getriebenen worden war, überführt hatte, erschütterte ihn diese Statistik. Seiner Erfahrung nach bot die Abhängigkeit ein weites Feld für kriminelle Handlungen. Anscheinend hatte sich Danko Dierks in ernsthaften Geldnöten befunden. Während Henning über die sich daraus ergebenden Konsequenzen nachsann, hörte er, wie die Wohnungstür aufgesperrt wurde. Kurz darauf betrat Leona den Raum.
    »Ich hoffe, du isst gerne Chinanudeln«, begrüßte sie ihn gut gelaunt und zauberte zwei in Alufolie verpackte Plastikschalen aus ihrer Tasche hervor. Dann eilte sie in die Küche, um Gläser und Besteck zu holen.
     
    Henning hatte gerade den letzten Bissen mit einem Schluck Mineralwasser hinuntergespült, als sein Handy klingelte. Eine völlig verstörte Marlies teilte ihm unter Schluchzen mit, dass Peer im Krankenhaus läge. Wie sich herausstellte, war sein Freund bei einer Schießerei am Sassnitzer Hafen verwundet worden, als er einen auf der Flucht befindlichen Drogendealer zu stellen versucht hatte. Marlies’ Worten zufolge hatte die Kugel sein Schlüsselbein gestreift und war in der linken Schulter stecken geblieben. Peers Zustand war zum Glück nicht lebensbedrohlich; Marlies schien dennoch unter Schock zu stehen. Auch Henning nahm die Nachricht sehr mit. Zumal er auf diese Weise schon einmal einen guten Freund verloren hatte.
    Das Mindeste, was er tun konnte, war, heute noch zurückzufahren.
    Davon jedoch wollte Marlies nichts wissen. »Im Augenblick kannst du sowieso nichts für Peer tun.«
    »Ja, aber …«
    »Nichts aber! Finde lieber heraus, was mit Lea passiert ist«, begründete sie ihre ablehnende Haltung. Es knackte in der Leitung. Marlies hatte aufgelegt.
    »Was ist denn los, was ist passiert?«, erkundigte sich Leona ahnungsvoll.
    Obwohl sie sich das meiste bereits anhand der mitverfolgten Gesprächsfetzen zusammengereimt hatte, spiegelte sich Betroffenheit auf ihrem Gesicht wider, als Henning ihr alles erzählt hatte.
    »Wohin soll das noch führen?«
    »Ich weiß es auch nicht«, bekannte Henning, bevor er das Thema wechselte, um sie auf andere Gedanken zu bringen.
    »Hab ich dir eigentlich schon erzählt, was ich heute in Dresden in Erfahrung gebracht habe?«
    Als er Leona von seinem Gespräch mit Doktor Kleinschmitt berichtete, schüttelte sie ungläubig den Kopf. »Das ist ja ein Ding! Da war der Kerl also spielsüchtig und keiner will etwas davon bemerkt haben. Wirklich komisch. Das lässt das Ganze natürlich in einem völlig neuem Licht erscheinen. Am Ende war Lea gar der Preis, um sich von seinen Spielschulden freizukaufen.«
    Henning spürte, wie ihm die Gesichtszüge entgleisten. »Du meinst, er hat sein eigenes Kind verkauft?«
    »Warum nicht? Er hat gespielt und er hat verloren. Er muss gewusst haben, was er riskiert, wenn er sich auf dieses Spiel einlässt.« Sie konnte ihn langsam die Luft durch die Nase blasen hören.
    »Kannst du mir mal verraten, wie er das angestellt haben soll?«
    »Mir scheint, du unterschätzt, dass wir es hier mit einem in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Fall zu tun haben. Außergewöhnlich deshalb«, fuhr sie in eindringlichem Ton fort, »weil Danko anscheinend nicht nur der Einzige war, der wusste, wo sich seine Frau an diesem Tag aufhielt, sondern weil er darüber hinaus auch noch über das notwendige medizinische Wissen

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