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Treibgut

Treibgut

Titel: Treibgut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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verfügte.«
    »Du glaubst doch nicht, dass …«
    »Dass seine Magenkrämpfe vorgetäuscht gewesen sein könnten?«, unterbrach sie ihn mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Wieso nicht? Oder hast du eine bessere Erklärung?«
    Als Henning nichts erwiderte, warf sie einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor 21 Uhr. »Mir fällt im Moment nur eine Person ein, die etwas darüber wissen könnte.«
    »Elena?«
    Leona nickte. »Wenn ich du wäre, würde ich sie anrufen. Ich bin schon gespannt, was sie dazu zu sagen hat. Mir will einfach nicht in den Kopf, dass ihr nichts aufgefallen sein soll. Ich meine, wenn ich einen spielsüchtigen Mann habe, muss sich das doch irgendwie bemerkbar machen.«
    Henning betrachtete sie skeptisch. »Hältst du es wirklich für eine gute Idee sie in ihrer derzeitigen Verfassung damit zu konfrontieren?«
    »Wenn du das Risiko nicht eingehen willst – bitte. Nur wirst du dann vielleicht nie erfahren, was damals tatsächlich vorgefallen ist.«
    Ihre Worte ließen Henning zum Telefon greifen. Sein Anruf wurde von einer der Schwestern entgegengenommen. Kurz darauf drang Elenas Stimme an sein Ohr. »Irgendwelche Neuigkeiten?«, erkundigte sie sich atemlos.
    »Kommt ganz darauf an …« Er räusperte sich.
    »Worauf?«
    »Ob Sie gewusst haben, dass Sie mit einem Glücksspieler verheiratet waren.« Er schwieg, um die Reaktion seiner Worte abzuwarten. Eine ihm endlos erscheinende Weile lang war nur ein leises Rauschen zu hören. Vielleicht hätte er seine Worte sensibler formulieren sollen? Gerade als er sich besorgt erkundigen wollte, ob sie noch da sei, brach Elena ihr Schweigen, indem sie seine Worte wiederholte.
    Obwohl sie meilenweit voneinander entfernt waren, meinte Henning ihre Fassungslosigkeit mit Händen greifen zu können. »Aber …, also, Sie glauben doch hoffentlich nicht, dass ich davon gewusst haben könnte …?«, fragte sie tonlos. »Ich meine, wie hätte ich denn ahnen sollen, dass es das äh … Glückspiel und nicht eine andere Frau war, deretwegen er sich nachts wie ein Dieb aus dem Haus geschlichen hat. Schließlich …«
    Ihr unbeholfener Versuch, sich ihm verständlich zu machen, veranlasste Henning zu der Frage, ob sie irgendwelche Veränderungen an ihrem Mann wahrgenommen habe. »War er vielleicht gereizt, oder haben Sie den Eindruck gehabt, dass ihn irgendetwas bedrückt haben könnte?«
    »Zerstreut vielleicht … Allerdings habe ich ihn nie … Wie soll ich sagen? Ich habe ihn nie unbeherrscht erlebt.«
    »Und wie sah es in finanzieller Hinsicht aus?«, kam Henning auf das ursprüngliche Thema zurück.
    »Nicht gerade rosig«, gab Elena unumwunden zu. »Aber daraus, dass ich knapp bei Kasse war … bin«, verbesserte sie sich, »habe ich nie ein Geheimnis gemacht.«
    »Sie vielleicht nicht. Bei Ihrem Mann hingegen …«
    »Glauben Sie wirklich, er hat mir das auf die Nase gebunden?«
    »Wie jetzt?«, wunderte sich Henning.
    »Wie? Na wie schon. Wir haben schließlich eine moderne Ehe geführt, in der jeder sein eigenes Konto besaß.«
    »Dann hat es also keine Zahlungsrückstände oder offene Rechnungen gegeben?«
    »So verzweifelt war unsere Lage zum Glück noch nicht. Ich …, also, ich weiß nur, dass Danko einen Kredit aufgenommen hat, um sich die für seine Praxis notwendigen Gerätschaften kaufen zu können. Ganz pleite kann er demnach nicht gewesen sein, sonst hätte ihm die Bank kaum ein Darlehn gewährt.« Ihrer immer leiser werdenden Stimme war anzumerken, wie viel Überwindung es sie kostete, darüber zu sprechen. Um ihr weitere Aufregung zu ersparen, unterließ es Henning, ihr von Leonas Vermutungen hinsichtlich eines sich aus der Spielsucht ergebenden Motivs zu erzählen. Wie es aussah, hätte sie ihm sowieso nicht weiterhelfen können. Nachdem er versprochen hatte, sie auf dem Laufenden zu halten, legte er auf.
    »Und, was hat Elena gesagt?«
    »Sie scheint tatsächlich nichts von Dankos Spielleidenschaft gewusst zu haben. Hat gedacht, ihr Mann geht fremd, weil er sich des Nachts heimlich davongeschlichen hat.«
    »Na, wer sagt’s denn«, triumphierte Leona, um gleich hinterher zu schicken: »Jetzt musst du nur noch rausfinden, in welchen Kasinos er sich rumgetrieben hat.«
    »Worauf du dich verlassen kannst.« Ein siegessicheres Lächeln umspielte Hennings Mundwinkel, als er hinzufügte: »Und ich weiß auch schon, wer mich dabei unterstützen wird. Kannst du dich an meinen Freund Erich Kröger erinnern?«
    »Der dir den entscheidenden Hinweis im Fall

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