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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hubschraubersuche auf. Bornemann wartete, bis sich das Geräusch der Motoren völlig verloren hatte, dann kroch er aus der Höhle und schleifte die Koffer hinter sich her. Er suchte lange nach einem geeigneten Platz. Er mußte trocken sein, unauffällig, leicht wiederzufinden und gut zu tarnen. Ein Hohlraum in einer Felswand schien ihm endlich richtig zu sein. Er schleppte Steine zusammen, Erde und rupfte Steinpflanzen mit den Wurzeln aus, öffnete die Koffer und setzte sich vor seinen Reichtum, so wie er oft in den vergangenen Tagen vor seinen Millionen gesessen hatte und mit beiden Händen in den Geldscheinen gewühlt hatte.
    »Es lohnt sich«, sagte er heiser. »Es lohnt sich. Und wenn zehn Jahre Zuchthaus dran hängen.«
    Mit zitternden Fingern zählte er soviel Geldscheine ab, wie er in seine Tasche stopfen konnte. Es waren, wenn er sich vollstopfte wie eine pralle Wurst, 274.000 Mark. Bornemann klopfte gegen seine sich ausbeulenden Taschen. Sein Rock ging nicht mehr zu, sein Mantel stand wie ein Brett.
    Das ist genug für den Anfang, dachte er. Mit einer Viertelmillion ist man schon etwas auf der Welt. Das andere hole ich nach und nach ab. Die Welt dreht sich schnell, und wer weiß noch im nächsten Jahr, daß es einmal einen Hans Bornemann gegeben hat, der mit zwei Millionen in bar ruhig aus seiner Bank nach Hause ging, so wie jeden Abend. Ein braver Kassierer …
    Er verschloß die Koffer wieder, legte sie in den Felsspalt und begann, die Steine darüberzustapeln, die Ritzen mit Erde zu verschmieren und in die Erde die Steinpflanzen zu setzen. Es waren genügsame Pflanzen, sie wuchsen bestimmt an. Als er zurücktrat, hatte er selbst Mühe, die Stelle zu erkennen, wo eineinhalb Millionen versteckt worden waren.
    Um später die Stelle wiederzufinden, pflanzte Bornemann noch eine Latsche um, jene niedrige Nadelpflanze, die bis hoch hinauf zur Schneegrenze wächst und Wind und Frost trotzt.
    Er hatte gerade auch diese Arbeit vollendet, als ihn das Summen der Hubschrauber wieder in seine Höhle trieb. Mit langen Sprüngen hetzte er zu dem Felsen und kroch außer Sichtweite.
    Das alte Spiel begann wieder. Das Kreisen, das monotone Brummen, das Abtasten der Berge.
    Bornemann streckte sich aus, faltete die Hände über seiner vollgestopften Jacke. Die Scheine knisterten bei jeder Bewegung.
    Jetzt werden sie Lutz Lorentzen verhören, dachte er. Jetzt werden sie ihn in die Zange nehmen. Armer Kerl! Er wird noch zugrunde gehen an seiner Ehrlichkeit.
    Wie einfach wäre alles gewesen, wenn er mir ein neues Gesicht gemacht hätte!
    Die Aussöhnung zwischen dem alten Patz und seiner Tochter Ilse war nur das Zukitten eines Risses. In Wahrheit schwelte es unter der Tünche der Eintracht weiter. Ilse nahm zwar den Entmündigungsantrag zurück, aber dafür schikanierte sie Frau van Heerstraten so, daß diese sich bei Marianne Steegert beschwerte.
    »Ich bin gekommen, um abzunehmen und mich pflegen zu lassen«, sagte sie erregt. »Aber was treffe ich an? Einen preußischen Exerzierplatz! Ich möchte die Kur abbrechen! Das Benehmen Ihres Kompagnons ist scheußlich. Vor zehn Minuten schrie sie mich vor allen anderen Damen an: ›Los! Los! Fett muß bewegt werden, sonst wird es ranzig!‹ – Muß ich mir das bieten lassen, bei fünfundsiebzig Mark am Tag?«
    Marianne Steegert seufzte. Es war kein Arbeiten mehr mit Ilse. Ihr Haß gegen alles und jeden wurde immer stärker. Sie trieb die Damen bei der Gymnastik bis an die Grenze des Möglichen, und wenn sie nach Luft ringend in den Ecken saßen, stand sie in der Mitte der Turnhalle und sagte hämisch:
    »Die Männer mögen einen durchtrainierten Körper. Die jungen Sekretärinnen Ihrer Männer haben sie. Sie keuchen nicht und ringen nie nach Atem. Warum wundert es Sie, daß Sie vernachlässigt werden? Eine bemalte Maske allein genügt nicht mehr, meine Damen, Ihr Körper muß etwas leisten! Also bitte, aufstellen! Nehmen Sie die Seilchen. Und hüpfen … eins … und eins … und eins … schön hoch, meine Damen … leichtfüßig … hüüüüpfen … Die andere ist neunzehn und hüpft wie eine Elfe …«
    »Es geht nicht mehr«, sagte Marianne zu dem alten Patz, der sich erstaunlich gut erholt hatte. Daß Cornelia van Heerstraten abgefahren war, erschütterte ihn nicht so, wie Ilse gehofft hatte. Er hatte Lucie Haff kennengelernt, die Opernsängerin, die mit einem Schminkgesicht voller Pickel gekommen war und nun das zweite Peeling hinter sich hatte. Mit ihr ging er nach St.

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