Treibhaus der Träume
langen, nackten, braunen Schenkel lagen bloß. Darüber die Wölbung ihres kleinen, glatten Gesäßes. Sie schlief nackt, wie immer.
»Gute Nacht«, sagte Marianne heiser.
Sie wartete in der Tür, aber es kam keine Antwort.
»Ilse –«
»Ja.«
»Gute Nacht.«
»Nacht –«
Der braune Schenkel streckte sich.
Ein gereiztes, herrliches Tier.
Die nächsten Tage liefen dahin wie immer. ›Dicki‹, räumte ohne zu fragen die Trümmer aus Mariannes Zimmer und zerkleinerte sie zu Anmachholz für den offenen Kamin der Terrasse. Marianne rief ein Möbelhaus an und bestellte sich neue Möbel. Heitere Möbel im französischen Stil. Fröhlich wie ein Frühling in Paris. Ilse Patz kümmerte sich intensiv um die Gymnastikstunden der Damen, machte Waldläufe mit ihnen, organisierte Wettschwimmen und vermied es – außer zu den Mahlzeiten – mit Marianne zusammen zu sein.
Qualvoll war es mittags und abends. Dann saßen Marianne, Ilse und Dr. Lorentzen gemeinsam am Tisch und bemühten sich, unbefangen zu sein.
Ihr Heuchler, dachte Ilse dann und kaute wütend auf ihren Bissen herum. Ihr sitzt wie die Lämmchen, und dabei habt ihr den Wolf gefressen.
Aber Ilses Augen sprachen anders. Sie strahlten Lorentzen an. Sie lockten. Wenn sie sich vorbeugte, um etwas aus den Schüsseln zu nehmen, konnte man tief in den Ausschnitt des Kleides sehen.
»Seit wann trägst du keinen Büstenhalter mehr?« fragte Marianne nach der dritten gemeinsamen Tafel.
»Seit gestern. Es macht mir Spaß so.«
»Gemein sieht es aus.«
»Ich werde morgen sogar ›oben ohne‹ kommen.«
»Das sieht dir ähnlich.«
»Angst um den Doktor? O Gott, wer Brüste operiert, wird sich doch von einer Brust nicht aus der Fassung bringen lassen. Er hätte ja den Beruf völlig verfehlt.«
Aber es geschah nichts. Es blieb bei dem fehlenden Büstenhalter und dem tiefen Ausschnitt. Nur das Lächeln um Ilses volle geschminkte Lippen wurde stärker. Selbst Felsen brechen auseinander, wenn ein Tropfen Wasser sie Millionen Jahre lang zersägt. Und Lorentzen ist kein Fels … er ist ein Mann voll Blut und Kraft.
In der Klinik brach unterdessen der erste Operationstag an. Man merkte es daran, daß Joan Bridge schon am frühen Morgen zwei Beruhigungsinjektionen bekommen mußte. Im OP wurde der Boden geschrubbt. Zwei Putzfrauen in Gummihandschuhen hantierten mit Eimern und nach Karbol riechendem Seifenwasser unter dem Kommando Adam Czschisczinskis.
»Auch die Fenster, die Türklinken, die Schränke, alles!« schrie ›Dicki‹. Er trug eine Gummischürze, als sei er selbst Chirurg. »Alles muß stenil sein! Wenn der Chef kommt, muß er sagen: Ah! Nicht die kleinste Bakterie ist in der Luft. Was glaubt ihr, was das gibt, wenn so ein Ding in 'ne offene Brust kommt, he?!«
Um 9 Uhr war der ›Stenilputz‹ beendet. Mit gekräuselter Stirn sah ›Dicki‹, daß die beiden OP-Schwestern und der junge Assistenzarzt so ohne weiteres von draußen hereinkamen, zwar in weißen Schuhen, aber ohne eine ›Backteriejen-Schleuse‹ betreten zu haben. ›Dicki‹ verstand das nicht. Für ihn wäre es eher verständlich gewesen, wenn sie wie Engel hereingeschwebt wären.
In ihrem Zimmer rannte Joan Bridge hin und her. Die beiden Beruhigungsinjektionen schien ihr Körper wie Himbeerwasser aufgesaugt zu haben. Immer wieder stellte sie sich vor den Spiegel, öffnete ihr Spitzennachthemd und reckte ihre schönen, vollen, runden Brüste vor.
Gleich werden sie daran herumschneiden, dachte sie. Unten ein Schnitt, und die Brustwarze trennen sie ganz heraus. Diese schöne, dunkelrote, prall stehende Warze. Und dann nehmen sie Fett heraus und machen alles kleiner und setzen die Warze oben drauf, wie eine Mokkabohne auf eine Buttercremetorte. O Gott, o Gott … wenn es bloß keinen Fehler gibt.
Sie schob die Brüste unter die Spitze des Nachthemdes und lief weiter im Zimmer herum. Nach zehn Minuten hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, riß die Balkontür auf und trat hinaus auf die kleine Loggia. Vor ihr lag das sanfte Tal mit dem Dach, leuchteten die Gebäude der Schönheitsfarm, sah sie die Frauen um das Schwimmbecken liegen, Ilse Patz zuschauend, die vom Dreimeterbrett Kopfsprünge vorführte.
Luft! Luft!
Sie breitete die Arme aus und atmete ein paarmal tief ein. Aber es wurde nicht besser … die Angst packte sie von neuem. Sie lief zurück zum Spiegel, starrte sich an und erkannte sich kaum wieder.
Und wieder packte sie ihre Brüste aus, legte die Hände wie Teller
Weitere Kostenlose Bücher