Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Zaun aufstieß. »Gewonnen!«
    Lorentzen, zwei Schritte hinter ihr, keuchte ein wenig und breitete die Arme aus.
    »Zugegeben. Sie waren schneller. Es läßt sich eben nicht leugnen, daß ich schon ein alter Mann bin. Haben Sie Mitleid mit dem Verlierer.«
    »Mitleid sei gewährt.«
    Einem unwiderstehlichen Drang folgend warf Marianne die Arme um den Nacken Lorentzens und küßte ihn. Dann prallte sie zurück und befreite sich mit einem Ruck aus seinen Armen, die sie festhalten wollten.
    »Das wollte ich nicht«, sagte sie leise. »Das war impulsiv. Das hätte nicht sein dürfen.«
    »Warum nicht, Marianne?« Dr. Lorentzen faßte sie an den Schultern. Sie wehrte sich nicht, als er sie dicht an sich heranzog. »Dieser Kuß hat für mich mehr bedeutet, als Sie ahnen.«
    »Vergessen wir ihn. Bitte!« Ihre Stimme war belegt. Unter seinen Händen spürte er, wie sie zitterte.
    »Ich stelle eine ganz dumme Frage, Marianne«, sagte er ernst.
    »Ja?« Sie sah ihn an. In ihren blauen großen Augen war der Widerschein des Mondes. Und Angst lag in ihnen.
    Dr. Lorentzen holte tief Atem. »Könnten Sie einen alten Mann wie mich lieben, Marianne?«
    »Du bist nicht alt.« Langsam glitten ihre Arme wieder um seinen Nacken. Ihre Lippen zitterten wie im Frost. »Dein wirkliches Leben beginnt doch erst …«
    Adam Czschisczinski saß auf einer Bank an der Hauswand, genoß die schöne Sommernacht, atmete die Düfte der Blumen ein und trank eine Flasche Bier, als Ilse Patz aus der Kreisstadt zurückkam. Er hörte sie im Bürotrakt rumoren, dann ging auf der Privatetage das Licht an.
    »Wo ist meine Freundin?« fragte Ilse Patz. Sie beugte sich über das Balkongitter, unter dem ›Dicki‹ auf der Bank saß und die Nacht bewunderte.
    »Fortgefahren.« Adam Czschisczinski nahm einen tiefen Schluck Bier. »Nach St. Hubert.«
    »Wieso denn das?«
    »Ich habe die Chefin nicht interviewt.«
    »Hat sie nichts hinterlassen?«
    »Nein, aber der Chefarzt ist mit. Blauer Anzug, silbergrauer Schlips …«
    »Danke!«
    ›Dicki‹ zuckte zusammen. Die Balkontür krachte zu. Glas klirrte. Adam hob lauschend den Kopf. Er hörte Möbel rücken, dann splitterte etwas. Eine Vase. Und dann noch einmal. Rumbum! Eine Blumenschüssel.
    Ilse Patz ballte die Fäuste. Sie stand im Zimmer Mariannes und warf, was greifbar war, gegen die Wand. Zuletzt nahm sie ein Bild Mariannes vom Schreibtisch und schleuderte es auf den Dielenboden. Der schwere Silberrahmen verbog sich, das Glas zersprang.
    »Du Schlange!« schrie Ilse. »Du Aas! Aber warte! Noch gebe ich nicht auf! Ich fange erst an! Erleben sollst du, was du nicht für möglich hältst! Ich bekomme ihn! Ich bekomme ihn, oder ich zerschneide mir das Gesicht und die Brüste und alles, alles! Du kennst mich noch nicht, du blondes, zahmes Gretchen!«
    Sie raste. Furienhaft, tollwütig. So bricht ein Vulkan aus und zerstört alles um sich herum.
    Unter dem Balkon zog ›Dicki‹ den Kopf ein und trank langsam sein kühles Bier.
    »Oje«, sagte er, als oben ein Stuhl zerbrach. »Ich werd' dem Doktor morgen von meinen Pillen geben.«
    Über diesen Vorfall wurde nicht mehr gesprochen.
    Nur als Marianne spät in der Nacht in ihr Zimmer kam, glücklich, müde, mit brennenden Fußsohlen vom vielen Tanzen, und die Zerstörung sah, ging sie sofort nebenan in das Zimmer Ilses.
    Die Tür war offen. Ilse lag noch wach im Bett wie ein trotziges Kind. Sie warf das Buch weg, in dem sie las, als Marianne hereinkam.
    »Danke«, sagte Marianne ruhig. »Mir gefielen die Möbel schon lange nicht mehr. Ich kaufe mir morgen in München neue.«
    »Sei nicht zu sicher.« Ilse Patz schnippte nervös mit den Fingern. »Sei nicht so sicher, du …«
    »Ich liebe ihn.«
    »Ich auch.«
    »Er hat mich geküßt.«
    »Morgen wird er mich küssen.«
    »Willst du einen Skandal heraufbeschwören? Soll wegen Lutz alles das hier, was wir aufgebaut haben, zusammenfallen?«
    »Das frage ich dich. Wer wirft sich denn ihm an den Hals?«
    Sie schwiegen und blitzten sich an wie zwei unversöhnliche Gegner.
    »Ich habe ihn zuerst gekannt«, sagte Marianne schließlich leise. Es klang fast flehend. »Ich habe ihn hierhergebracht. Du kannst hundert Männer haben, wie du schon hundert gehabt hast.«
    »Hundertneun«, sagte Ilse Patz giftig. »Du bist geschmacklos, Marianne. Warten wir es doch ab …«
    »Sollen wir uns bekämpfen, Ilse?«
    Ilse Patz gab keine Antwort mehr. Sie drehte sich auf die Seite und zog die Decke hoch. Dabei verschob sie sich. Ihre

Weitere Kostenlose Bücher