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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gott, daß es anheilt. Genauso einfach ist es. Als ich zum erstenmal diese Operation in Paris sah, habe ich so gedacht wie Sie. Das wächst nie an. Das stößt sich ab. Das gibt die schönste Schweinerei an Eiterung. Das entzündet sich. Nichts von alledem. Die Natur ist ein Wunderheiler. Wir Ärzte stehen oft vor diesem Phänomen. Die Brustwarze wird einwachsen, und nach einem halben Jahr muß man schon sehr nahe herangehen, um zu sehen, daß um den Warzenhof eine haarfeine Narbe liegt. Selbst die Aufgabe der Brustwarze, ein erogenes Zentrum der Frau zu sein, bleibt erhalten. Die Nerven tasten sich wieder heran – sie sind klüger, als wir denken. Was ich also jetzt tue, ist kein Wunder und keine Zauberei und kein leichtfertiger Versuch. Die Natur hilft uns.«
    Er machte mit dem Skalpell einen kreisrunden Schnitt in die glatte weiße Haut, nachdem er die zur Seite gelegte Brustwarze wieder aus dem feuchten Tuch gewickelt hatte und die Größe des Warzenhofes genau ausgemessen auf die neue Brust übertrug. Dann setzte er die Brustwarze in das Hautfenster. Sie paßte genau.
    »Nadel.«
    Die OP-Schwester reichte ihm mit der Pinzette eine winzige Nadel. Der kaum sichtbare Kunststoff-Faden war mit ihr verschmolzen. Nadel und Faden bildeten eine Dicke, im Gegensatz zu den anderen Nadeln, die durch das Öhr größere Stichwunden in der Haut verursachten. Mit diesen öhrlosen Nadeln, fein wie ein dünnes Frauenhaar, nähte Lorentzen den Warzenhof in die neue Brust ein. Stiche, die man kaum sah. Narben, die keiner sehen würde.
    »Gratuliere, Chef«, sagte der Assistent völlig respektlos, als Dr. Lorentzen die Einpflanzung abgeschlossen hatte. Die Begeisterung ging mit ihm durch. »Das ist ein Kunstwerk! So etwas habe ich noch nicht gesehen.«
    »Das Problem kommt noch.« Lorentzen richtete sich auf. Die zweite OP-Schwester wechselte die Abdecktücher. Über die neue kleine Brust wurde ein steriles Laken gebreitet. Die rechte große Brust lag nun frei unter dem starken Scheinwerfer. »Hier.« Lorentzen tippte auf Joans Brust. »Sie zu verkleinern ist keine Kunst. Aber sie genauso klein zu machen wie die linke Brust, sie wie ein Zwilling aussehen zu lassen, die Brustwarze in genau der gleichen Höhe einzupflanzen wie auf der anderen Seite … das ist schwer. Stellen Sie sich vor, Joan Bridge stellt nach zehn Tagen, wenn die Bandagen fallen, fest, daß die rechte Brustwarze zwei Zentimeter tiefer sitzt als die linke. Das ist dann kaum zu reparieren ohne später sichtbare Narben; von dem Skandal, den sie machen wird, ganz abgesehen. Hier, bei der zweiten Brust, muß der Chirurg Bildhauer, Geometriker, Mathematiker und Held in einer Person sein.« Lorentzen beugte sich über die große, weißglänzende Brust mit dem schönen dunklen Warzenhof.
    »Skalpell!« sagte er knapp.
    Die OP-Schwester reichte ihm das Messer an.
    Von jetzt ab arbeiteten sie wortlos.
    Nach einer Stunde wurde Joan Bridge vom Tisch geschoben und aus dem OP gefahren. Sie träumte noch immer von Italien und sang leise in der Narkose. Es klang wie das Wimmern eines jungen Hundes.
    In einer Ecke, an einem Tisch, stand der Assistent und wog das Drüsengewebe, das man herausgenommen hatte, auf einer Waage.
    »Fast drei Pfund!« rief er zu Lorentzen, der sich wieder wusch. Als nächste kam die kleine Lehrerin mit ihren Tränensäcken.
    »Ich habe in Paris einmal neun Pfund auf der Waage gehabt«, sagte Lorentzen.
    »Nicht möglich.« Die OP-Schwester machte ein schiefes Gesicht. »So etwas gibt es nicht.«
    »Sie ahnen nicht, wie grausam manchmal die Natur sein kann.« Dr. Lorentzen ließ die Hände abtropfen. »Wir werden es noch erleben. Wir haben noch viel Elend anzusehen und unglückliche Menschen davon zu befreien.«
    In ihrem Zimmer erwachte Joan Bridge und blinzelte in die Sonne. Sie wußte erst gar nicht, wo sie sich befand; eben noch war sie neben Alfredo durch die römische Campagna gewandert … Dann erkannte sie das Zimmer, das Bett, das Bild an der Wand – es war Neapel –, die Blumen auf der Fensterbank, die Gardinen.
    Mit beiden Händen tastete sie nach ihrer Brust und zuckte zusammen. Flach war da alles, flach wie ein Brett. Nur eine stramme Bandage umzog ihren Oberkörper.
    Über Joan zerplatzte die Sonne. »Schwester!« schrie sie hell. »Schwester! Was ist das?! Er hat mir alles weggenommen. Er hat mir beide Brüste weggenommen! Schweeeester!«
    Die Türen der anderen Zimmer wurden aufgerissen. Verstörte Gesichter blickten auf den langen

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