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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weißen Gang, den Schwester Frieda und der II. Assistenzarzt entlangrannten. Die rote Lampe über der Tür Nummer 14 zuckte wie wild. Aus dem Schwesternzimmer hörte man das summende Alarmsignal.
    »Was ist denn los?« fragte die Baronin v. Durrhaus. Sie trug über einem Bikini nur eine kurze Jacke aus Frottierstoff. Sie hatte auf dem Balkon in der Sonne gelegen, als der grelle Schrei Joan Bridges sie aufschreckte. Nun stand sie im Gang, mit dicken, an den Seiten sich herauswölbenden Oberschenkeln, die so gar nicht zu ihrer verhältnismäßig schlanken Taille und zu den im Vergleich zu den Schenkeln etwas kleinen Brüsten paßten. Auch ein schrecklich dicker Mann stand in der Tür des Zimmers; sein Bauch hing wie eine Schneewächte kurz vor dem Absturz über seine Beine.
    »Bitte, keine Beunruhigung!« sagte Schwester Frieda im Vorbeilaufen. »Das ist alles nur ein Irrtum.«
    »Bei einem Irrtum schreit man nicht, als würde man abgestochen. Wo ist der Chefarzt?«
    »Er operiert.« Der II. Assistenzarzt blieb stehen und versuchte, mit einem Lächeln die fragenden Blicke der anderen Patienten abzufangen. »Miß Bridge ist aus der Narkose erwacht.«
    »Und da brüllt man so?« Die Baronin strich sich durch die gebleichten Haare. »Ich habe schon sechs Narkosen hinter mir, aber so viehisch geschrien habe ich noch nie. Was geben Sie denn hier für komische Narkosemittel?«
    »Die normalen.« Der Assistent hob beide Hände. »Meine Damen und Herren, bitte gehen Sie in Ihre Zimmer zurück. Es ist bestimmt nichts geschehen. Nur ein Mißverständnis. Eine … eine kleine Nervensache …«
    Schwester Frieda hatte das Zimmer 14 erreicht und riß die Tür auf. Joan Bridge saß im Bett, hatte sich das herrliche Spitzennachthemd vom Leib gerissen und zerfetzt an die Wand geworfen. Mit irrem Blick starrte sie die Schwester an und tippte dann mit beiden Händen auf ihre flache Bandage.
    »Meine Brüste …«, stammelte sie. Nun hatte sie wieder ihre greinende Kinderstimme. »Er hat sie mir einfach weggeschnitten. Einfach weg. Ich bin flach wie ein Brett. So kann ich nicht weiterleben. Ich werde mir das Leben nehmen. Jawohl. Ihr Doktor ist ein Mörder. Er hat mich auf dem Gewissen!«
    Joan Bridge ließ sich zurückfallen ins Bett und schlug die Hände vors Gesicht. Sie zuckte zusammen, als die Tür zufiel, nachdem der II. Assistent eingetreten war.
    »Gnädige Frau …«, begann er, aber Joan streckte abwehrend beide Arme vor.
    »Schweigen Sie! Beruhigen Sie mich nicht!« schrie sie. »Was ich fühle, können Sie nicht wegreden. Er hat mir alles weggeschnitten.«
    »Im Gegenteil! Sie werden eine schöne, kleine feste Brust haben. So, wie Sie es sich gewünscht haben.«
    Joan Bridge richtete sich wieder auf. Ungläubig starrte sie den jungen Arzt an. Schwester Frieda räumte das Zimmer auf. Sie wickelte das zerfetzte Nachthemd zusammen, ging zum Schrank und holte ein neues heraus. Damit kam sie zu Joan und hielt es hoch.
    »Sie erkälten sich so nackt«, sagte sie kurzangebunden. »Ziehen Sie das an.«
    Joan strich wieder über die Bandage. »Aber hier ist doch nichts, Doc.«
    »Diese Bandagen sind notwendig für den Heilvorgang. Wenn wir in zehn Tagen alles abwickeln, werden Sie sehen, wie schön Ihre Brust geworden ist.«
    Joan Bridge hob die Arme und ließ sich das neue Nachthemd überstreifen. Als ihr Kopf wieder im Ausschnitt auftauchte, sagte sie kläglich: »Bestimmt?«
    »Ganz bestimmt, gnädige Frau.«
    »Ehrenwort, Doc?«
    »Ehrenwort.«
    »Und wenn nicht?«
    »So etwas gibt es bei unserem Chef nicht.«
    Joan Bridge legte sich in die Kissen zurück. Sie wurde wieder müde. Die Nachwehen der Narkose überfluteten sie. Das Zimmer drehte sich um sie. Sie spürte, wie Schwester Frieda ihr Obstsaft zu trinken gab, und sie schluckte ihn tapfer. »Verzeihen Sie«, sagte sie langsam. »Aber ich hatte solche Angst …«
    Dann schlief sie wieder, aber auf ihrem schönen Puppengesicht lag jetzt ein Lächeln.
    Schwester Frieda und der II. Assistent verließen leise das Zimmer. In ihrer Tür stand noch immer die Baronin v. Durrhaus und wartete. Die Neugier war stärker als der Komplex, der sie zu Dr. Lorentzen geführt hatte: ihre Reithosenhüften, wie man medizinisch die gewölbten Fettpolster an den Schenkeln nennt. Der dicke Mann mit der Fettschürze war verschwunden. Er saß wieder auf dem Balkon unter einem bunten Sonnenschirm, trank eine Schorle und beobachtete die Gymnastik der Damen von der Schönheitsfarm. Unter den

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