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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sind ein großer Chirurg, das weiß hier jeder.« Die junge Frau wandte den Kopf zur Seite und sah hinüber zu den turnenden Frauen. »Wohl dem, der durch eine Operation ein neuer Mensch werden kann.«
    »Das klingt sehr traurig, Frau –«
    »Fohrbeck. Ursula Fohrbeck.« Sie faltete die Hände im Schoß. Es sah erschreckend hoffnungslos aus. Ein Mensch, der sich damit abgefunden hat, abseits zu stehen und dem Glück der anderen nur zuzusehen.
    »Sie sind schon länger hier?« fragte Dr. Lorentzen vorsichtig.
    Ursula Fohrbeck nickte kurz.
    »Vierzehn Tage.«
    »Wegen Ihrer Akne.«
    »Ja, wegen der schrecklichen Pickel überall.« Ihre Stimme wurde hart. Die Sonne aus ihrem Gesicht wich, als zöge man einen dichten Vorhang zu. »Aber es nutzt alles nichts. Keine Packung, keine Salbe, kein Bestrahlen, kein Ozon. Alles umsonst. Aber ich habe es geahnt. Und mein Mann hat es auch gesagt: Das kriegst du nie los. So etwas kommt vom schlechten Blut. Das ist unheilbar.«
    Dr. Lorentzen schwieg. Ganz klar sah er die Tragödie der hübschen, jungen, stillen Frau vor sich: Eine glückliche Ehe, vielleicht Kinder, und dann eines Tages überfällt Akne das bis dahin so ebenmäßige Gesicht. Erst denkt man: Ach, das geht vorüber. Dann hofft man auf Salben und Cremes. Schließlich gibt man auf. Nur der Mann, egoistisch wie seine Natur ist, findet sich nicht damit ab, bis zum Lebensende eine Frau mit einem Maserngesicht zu haben. Er wird launisch, böse, ungerecht, er macht Vorwürfe, er nimmt seine Frau nicht mehr mit, er regt sich auf, jedesmal, wenn er sie ansieht. Die Entfremdung schiebt sich zwischen sie. Die Ehe zerbröckelt. Die Seele blutet aus. An Liebe denkt niemand mehr. Und dann geht der Mann vollends weg … gibt es nicht hübsche Mädchen mit glatter Haut genug?
    »Was Sie da sagen – verzeihen Sie – ist Quatsch«, sagte Dr. Lorentzen. »Eine Akne ist heilbar.«
    »Nicht bei mir.« Ursula Fohrbeck warf den Kopf herum. Ihre hellblauen Augen schrien ihn an. »Ich war bei zwölf Hautärzten. Genau bei zwölf. Jeder gab mir andere Salben und Tabletten. Der eine sagte, es käme vom Stoffwechsel, der andere nannte es eine Allergie. Der dritte verbot mir Apfelsinen, der vierte riet mir, das Waschpulver zu wechseln. Der fünfte fragte, ob meine Eltern oder Großeltern Syphilitiker waren, der sechste strich alle Gewürze für mich, der siebte verbot Sonne, der achte verordnete Höhensonne …«
    »Hören Sie auf!« Dr. Lorentzen hob die Hand. »Ich kann mir denken, wie Ihnen zumute war.«
    »Ich kann nicht mehr denken.« Ursula Fohrbeck schüttelte müde den Kopf. »Almfried war meine letzte Hoffnung. Aber auch hier bekommt man die Pickel nicht weg. Sie trotzen allen Kräutern. Vielleicht hilft Salzsäure.«
    »Sicherlich. Nur haben Sie dann überhaupt kein Gesicht mehr.«
    »Wäre das schlimm? Wen kümmert das?«
    »Ihren Mann zum Beispiel.«
    »Mein Mann sieht mich nicht mehr an. Er hat ein Verhältnis mit seiner Sekretärin. Er ist Abteilungsleiter in einer Exportfirma. Fräulein Schumann ist dreiundzwanzig und hat eine zarte Haut.«
    »Sie haben Kinder?«
    »Zwei. Sechs und drei Jahre. Sie sind bei meiner Mutter.«
    Ursula Fohrbeck atmete tief auf. Es war der Seufzer eines Menschen, dem das Leben zu schwer wird. »Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich mich scheiden lassen. Es hat doch alles keinen Zweck mehr, Herr Doktor. Mir kann niemand mehr helfen. Und manchmal, wenn ich vor dem Spiegel stehe und mich betrachte, kann ich meinen Mann sogar verstehen. Dieses Gesicht voller Pusteln und Pickel … es ist ekelhaft. Welche Überwindung muß es kosten, mich zu küssen. Welches Heldentum gehört dazu, mich liebevoll zu streicheln. Und wieviel Heuchelei muß man aufbringen, um immer wieder zu sagen: Es ist ja nicht so schlimm. – O nein, nein! Es ist schlimm! Nur daß mein Mann es so offen zeigt, daß er mit diesem Fräulein Schumann ins Theater geht, mit ihr Geschäftsreisen macht, in Doppelzimmern wohnt, sie als seine Frau im Hotelmeldezettel einträgt, sie sogar seinen Freunden vorstellt – das alles ist so gemein, so erniedrigend. Ich habe ihm zwei Kinder geschenkt, zwei süße, liebe Kinder, die an ihrem Papi hängen. Soll ich ihnen sagen, Papi kommt nicht wieder, weil Mutti so viele Pickel im Gesicht hat?«
    Frau Fohrbeck wandte sich ab und legte das Gesicht auf den Unterarm. Sie weinte leise. Dr. Lorentzen legte leicht seine Hand auf ihre zuckende Schulter.
    »Sie lieben Ihren Mann noch?«
    »Ja, o ja –«
    »Wir

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