Treibhaus der Träume
Durrhaus auf das Bett. Er zuckte zusammen, als ihre heiße Hand auf sein Knie fiel.
»Wie haben Sie Pferde gebändigt, Dicki?« fragte sie. Ihre Stimme war plötzlich dunkler und sang etwas. »Mit diesen Muskeln?« Sie griff nach Dickis Oberarm und drückte ihn. Dabei seufzte sie laut und legte den Kopf mit den gebleichten Haaren gegen seine Schulter. »Waren auch Hengste dabei?«
»Und was für Hengste, Frau Baronin.« Dicki wurde es glühend heiß in seiner weißen Montur. Er schielte zur Tür. Nur sechs Schritte war sie entfernt. Aber es hätten sechs Kilometer sein können. Er wußte, er kam nicht mehr dazu, mannhaft zu flüchten.
»Starke Hengste?«
»Wilde, Frau Baronin. Wenn die eine Stute sahen, rasten sie gegen die Umzäunung und zertrümmerten den Zaun.«
»Wie herrlich! Herrlich! Diese Wildheit der Natur! Wo ist sie bei uns geblieben? Dicki, diese Lust in solchem Hengst? Es ist betäubend.«
Luisa von Durrhaus atmete heftig. Das Oberteil des Bikinis rutschte hinab. Sie achtete nicht darauf, sondern legte den Arm um Adams Hals und zog ihn mit sich auf das Bett.
»Sie sind ein starker Mann, Dicki«, seufzte sie und drückte seinen Kopf zwischen ihre Brüste. »Es gibt so wenig starke Männer.«
»Frau Baronin …« Dicki bewegte sich in ihren Armen, aber wie Eisenklammern hielten sie ihn fest an ihren Brüsten. »Ich muß um 11 Uhr den Rasen schneiden.«
»Er wuchert nicht so stark wie meine Sehnsucht. Dicki, ich zerreiße Sie, wenn Sie jetzt kein Mann sind …«
Luisa v. Durrhaus warf sich herum. Sie war schwerer als Adam Czschisczinski, rollte ihn auf das Bett und drückte ihn mit ihrem Körper in die Kissen. Nach Atem ringend wollte Adam noch etwas sagen, aber ihre vollen Lippen hinderten ihn daran. Sie saugten sich an ihm fest wie Blutegel. Dann fühlte er, wie sie ihm das Hemd aufknöpfte.
Also geschehe es, dachte Adam und wehrte sich nicht mehr. Ich habe es geahnt. Verdammt, das kann in Zukunft ein schwerer Dienst werden.
Und während die Baronin tausend zärtliche Worte stammelte, dachte er an seine schönen belegten Brote, die jetzt trocken wurden und sich in der Sonne bogen.
Am Sonntag vormittag hatte Adam Czschisczinski eine heftige Diskussion an der Pforte. Ein schwerer Reisewagen war vorgefahren, und ein Herr im eleganten hellgrauen Anzug, einen weißen Panamahut auf dem Kopf, stand draußen und klingelte mit einer impertinenten Ausdauer. Dicki ließ ihn zehn Minuten auf den Knopf drücken, dann stürmte er aus seinem Zimmer und schloß die große gläserne Flügeltür auf.
»Sonntag!« brüllte er. »Besuchszeit nur nach Vereinbarung! Ruhe!«
Der Herr im grauen Anzug starrte Dicki verblüfft an. Dann nahm er den Panamahut ab und wischte sich mit einem weißen Taschentuch die schwitzende Stirn.
»Ich bin Patient.«
»Neuanmeldungen nur an Wochentagen!« bellte Adam zurück.
»Es ist aber dringend.«
»Hier ist keine Geburtsklinik, sondern eine Schönheitsklinik. Schönheit hat Zeit bis Montag!«
»Das entscheiden Sie doch nicht!« Der vornehme Herr stülpte seinen Hut wieder auf. »Ich wünsche den Chefarzt zu sprechen.«
»Montag von neun bis zwölf!«
»Sofort!«
Damit war die Unterhaltung zunächst beendet. Dicki blockierte gedrungen und stark die Tür; der vornehme Herr rannte vor dem Eingang hin und her, ballte die Fäuste und schleuderte Adam Blicke zu, die fast tödlich waren. Endlich schien er sich zu beruhigen, griff in die Brusttasche und holte einen Fünfzig-Mark-Schein heraus. Wortlos nahm Dicki das Geld aus den Fingern des Herrn und steckte es ein.
»Der Chefarzt ist im Labor. Was kann ich tun?« fragte er dann.
»Mich hineinlassen und anmelden. Mein Fall ist wirklich dringend.«
»Bitte!«
Dicki gab die Tür frei. Der vornehme Herr rannte in die stille, weiße Halle und warf sich dort in einen der schwarzen Ledersessel. Hier war es angenehm kühl. Die Klimaanlage arbeitete vorzüglich.
Dicki stieg in den Fahrstuhl und fuhr in den Keller, wo die Labors lagen. Hier hatte sich Dr. Lorentzen ein kleines Forschungsreich eingerichtet. Mit Nährlösungen und Wärmekästen, mit Unterkühlung und Schockgefrierung experimentierte er herum, wie man Hautlappen und lebende Knochenteile auf längere Zeit konservieren könne, um sie später wie frische Transplantate zu übertragen.
»Draußen ist ein Verrückter, Chef«, sagte Dicki an der Tür zum Labor. »Er benimmt sich wie ein werdender Vater. Will Sie unbedingt sprechen. Es sei wichtig. Dabei sieht er vollkommen
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