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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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abtrocknete und über die pickelige Haut strich.
    Am fünften Tag ihrer Beobachtung – wieder mittags um 12 – sah sie Karin zusammen mit Ewald aus dem Haus kommen. Sie lachten miteinander, Karins blonde Haare wehten vor seinem Gesicht, sie tänzelte neben ihm her wie ein Zirkuspferd, und dann hakte er sich sogar bei ihr ein und sie lachte laut. Zusammen gingen sie zu Ewald Fohrbecks Auto – ihr eigenes Auto stand daneben – stiegen ein und fuhren ab.
    An diesem Mittag hatte Ursula ganz kurz den Gedanken, nach Hause zu laufen, ihre Kinder an sich zu drücken und dann den Gashahn in der Küche aufzudrehen. Aber dann war dieser schreckliche Wille, mit allem Schluß zu machen, auch schon vorbei, und zurück blieb nur eine große Traurigkeit, eine Resignation und ein Bedauern der Kinder.
    Nach Hause zurückgekehrt, empfing sie die Putzfrau. »Ihr Mann hat angerufen«, sagte sie. »Er kann heute nicht zum Essen kommen. Er muß zu einer dringenden Besprechung.«
    »Ich weiß.« Ursula Fohrbeck nickte mühsam. »Er hat schon gestern davon gesprochen.« Dann saß sie mit ihren Kindern allein am runden Eßtisch und sah ihnen zu, wie sie mit roten Wangen ihre Teller räumten. Das alles kann er aufgeben für ein Paar schlanke, lange Beine, wehende blonde Haare und einen schlanken Körper? Das alles bedeutet ihm so wenig … diese beiden süßen Kinder, die Wohnung, die Gemütlichkeit, die wir uns erarbeitet haben, und ich, die immer nur für ihn da war? Das kann er alles wegschieben wie einen leergegessenen Teller, nur weil die Haut der anderen zehn Jahre jünger und glatter ist?
    An diesem Tage wußte Ursula Fohrbeck, daß sie Ewald verloren hatte und nicht die Kraft besaß, ihn zurückzuholen.
    Das alles kam ihr jetzt wieder ins Bewußtsein, als sie vor der Tür stand, hinter der ihr Mann auf sie wartete. Vielleicht saß er da wie ein gelangweilter Pascha und sagte: »Guten Tag, Ursula. Wie geht's? Heiß heute, was?« Oder er sah sie mit einem faden Lächeln an und sagte höflich: »Nett siehst du aus.« Und dann sah er auf seine Uhr: »Ich habe nur zwei Stunden Zeit. Du weißt … der Betrieb. Man muß sich ranhalten.« Er konnte sehr arrogant sein, der Ewald Fohrbeck. Er konnte das Wort ›nett‹ aussprechen, daß man fast beleidigt war.
    Vom Keller her hörte Ursula Schritte. Die Stimme von Marianne Steegert. Weglaufen, dachte sie. In den Garten. Sich verstecken. Weiter als bis in das Besuchszimmer darf er nicht kommen. Die Schönheitsfarm ist für Männer verboten. Weglaufen –
    Aber sie lief nicht weg. Sie drückte die Klinke herunter und trat ein. Als die Tür aufschwang, setzte ihr Herzschlag aus.
    Ewald Fohrbeck war ein großer, schlanker, gut aussehender Mann mit jener deutlich spürbaren, aber überspielten Nervosität, wie sie Managern anhaftet. Wer dem Geld nachrennen muß wie Windhunde einem Blechhasen, der ist ein Bündel zitternder Nerven, jeden Moment bereit, wie nach einem Startschuß loszustürzen. Als die Tür aufging, erhob sich Ewald Fohrbeck. Er trug einen eleganten grauen Anzug, ein leicht rosa getöntes Hemd und einen grünweißen Schlips. Wie ein junger Playboy, durchfuhr es Ursula. Das hat sie ausgesucht; er soll jugendlich wirken neben ihr.
    Sie starrten sich stumm an. Ewald Fohrbeck hob langsam die Blumen hoch, die er mitgebracht hatte. Ein Strauß herrlicher, dunkelroter Rosen. Ungelenk, wie ein Tanzstundenjüngling beim ersten Anstandsunterricht, stand er da, die Blumen in Brusthöhe und nickte seiner Frau zu.
    »Guten Tag, Uschi …«, sagte er mit unsicherer Stimme. »Bist du's wirklich?«
    »Warum nicht, Ewald? Habe ich mich so verändert?«
    »Du … du bist so wie damals … vor dreizehn Jahren … als wir uns kennenlernten. Du … du hast dich überhaupt nicht verändert … Die Zeit ist spurlos an dir vorbeigegangen.«
    »Aber Ewald!« Ursula spürte, wie sie rot wurde, und das ärgerte sie. Sie war an der Tür stehengeblieben, und nun kam er auf sie zu, legte ihr die Rosen in die Arme, nahm ihren Kopf zwischen beide Hände und küßte sie auf die zitternden Lippen. Dann umfing er sie plötzlich, zog sie an sich, achtete gar nicht darauf, daß die schönen Rosen zerdrückt wurden, und küßte sie wieder und noch einmal und dann lange, ganz lange, daß Ursula kaum noch Atem bekam.
    »Ich bin so froh, daß es dir so gut geht«, sagte er später, als sie nebeneinander saßen, Hand in Hand wie Liebesleute. »Du warst mit den Nerven ja total am Ende. Vielleicht hast du es gar nicht so

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