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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Seine Nerven zitterten schon bei dem Wort Operation. Er war noch nie operiert worden, er hatte noch seinen Blinddarm und seine Mandeln. Zweimal war ihm ein Zahn gezogen worden, und beide Male gab es fast eine Tragödie. Dino Valenti bekam einen Kollaps und lag nach der Zahnextraktion auf dem Sofa, bleich und mit flatterndem Puls.
    »So geht das nicht!« sagte Schwester Ottilie, als Schwester Frieda meldete, die zwei Tabletten Doroma, zwei Tabletten Pacatal zu 50 mg und zwei Tabletten Bellasanol vom vergangenen Abend hätten keinerlei Wirkung gezeigt. »Um den ruhig zu kriegen, sollte man zum guten alten Holzhammer greifen.«
    Dino Valenti wurde bleich, als Schwester Frieda am Morgen mit der Injektionsspritze ins Zimmer kam. Auf seiner Stirn perlte Schweiß. Wie zur Hinrichtung abgeholt, stand er auf und bemühte sich, gerade zu stehen.
    »Was bekomme ich?« fragte er heiser.
    »Eine Injektion mit Phenoziathin.«
    »Ach so.« Der Name wirkte wie ein Schock. Valenti setzte sich sofort wieder auf die Bettkante.
    Schwester Frieda stieß die Nadel in den entblößten Oberschenkel. 100 mg Pacatal intramuskulär. Tapfer stand es Valenti durch. Aber dann sah er etwas auf dem Tablett liegen, das Schwester Frieda hereingetragen hatte, was ihn maßlos erschreckte.
    »Das auch?« fragte er entsetzt.
    »Ja. Ein Vomex-A-Zäpfchen.« Schwester Frieda wickelte es aus dem Stanniolpapier. »Legen Sie sich bitte auf den Bauch, Herr Valenti!«
    »Ich soll …« Valenti machte sich steif.
    »Ja bitte. Auf den Bauch. Und ziehen Sie die Hose herunter.«
    »Schwester –«, stöhnte Valenti, der große Virtuose.
    »Und ganz entspannen. Sonst bekomme ich das Zäpfchen nicht hinein. Nicht zusammenkneifen!«
    Valenti saß noch immer auf der Bettkante. Sein Gesicht glühte. Er starrte an Schwester Frieda vorbei aus dem Fenster. Das kann man nicht verlangen, dachte er gequält. Vor einem jungen, hübschen Mädchen soll ich mich … »Ich möchte den Doktor sprechen«, sagte Valenti schwach.
    »Der Chef operiert gerade.« Schwester Frieda trat mit dem Zäpfchen zwischen den Fingern ans Bett. »Bitte, die Hosen herunter, Herr Valenti.«
    »Alles wegen des Lides?« schrie Valenti und sprang auf. »Muß das sein?«
    »Es muß. Die Praemedikation ist bei Ihnen besonders wichtig, sagt auch der Chef. Bitte auf den Bauch legen … ganz locker … entspannen … So ist es gut …«
    Dino Valenti schloß die Augen und zuckte zusammen, als er das Zäpfchen bekam. Nie ist ein Mensch so erniedrigt worden wie ich, dachte er. Nie! So etwas ist eine Blutrache wert.
    Man muß wissen: Dino Valenti stammte aus Palermo.
    Über eine halbe Stunde war er dann allein und zerfleischte sich selbst innerlich bei dem Gedanken, entehrt worden zu sein. Dann ließ die Spannung nach, er wurde müde und ruhiger, die Welt erschien ihm gleichgültiger, und als Schwester Frieda wiederkam, nahm er das bereits als selbstverständlich hin.
    Noch einmal bekam er eine Spritze, 1 ccm Dromoran. Danach war er so abgekämpft und schläfrig, daß er sich auf dem Rollbett wohlig ausstreckte und wegfahren ließ zum OP.
    Hier wurde er noch einmal unruhig, als er die Lokalanästhesie bekam, aber dann sah er Dr. Lorentzen nur noch wie durch einen Schleier. Sein Sprechen war ein schweres Lallen.
    »Und nun machen wir die Kleinigkeit«, sagte Lorentzen unter dem starken Scheinwerfer. »Bitte, schließen Sie die Augen, Herr Valenti.«
    Valenti tat es, und Lorentzen hob mit zwei feinen Pinzetten die Hautfalte empor.
    »Soviel können wir wegnehmen«, hörte Valenti die Stimme des Chirurgen. »Dieser Hautstreifen ist zuviel.«
    Dann schlief er ein, aber es war ein Dämmerschlaf, in dem er alles hörte, aber nichts mehr fühlte. Mit winzigen feinen Stichen setzte Lorentzen die Naht in die natürliche Hautfalte des Oberlides. Dort würde sie nach ein paar Tagen vollständig verschwinden. Der große Geiger Dino Valenti würde beim Spiel eines Adagios nicht mehr wie ein satter, träumender Hund aussehen.
    »Fertig«, sagte Lorentzen. Valenti wollte protestieren, aber die Zunge war zu schwer. Wieso? dachte er erregt. Fertig? Es fängt doch erst an. Er hat doch noch gar nichts getan. Ich liege ja kaum auf dem Tisch. Er kann unmöglich fertig sein. Etwas muß mißlungen sein. Hilfe!
    Aber die Medikamente hielten ihn nieder. Er fühlte sich aus dem OP gerollt, vier Arme hoben ihn in sein Bett, deckten ihn zu, er bekam eine Augenbinde, und da nun alle Aufregung vorbei war, schlief er sofort ein und schlief

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