Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
und ’nem Freibrief in der Tasche würde ich meine jüngere Version vielleicht wegpusten, weil sie meinen heutigen Wertvorstellungen zuwiderläuft. Und diese Erkenntnis ist schmerzhaft, das wollen nicht ernsthaft viele Menschen. Den Höhepunkt und hoffentlich Abschluss dieser „Serie“ bildete der niederträchtige Verrat dieser Asozialen und der meines vermeintlichen „Freundes“ und „Bruders“. Glücklicherweise standen Anke und Herr Ahrend immer zu mir. Und zudem habe ich immer ein Fünkchen Hoffnung in mir, dass selbst in der tiefsten Dunkelheit irgendwo ein Licht erscheint. Und dieses erschien mir um 13:15 Uhr. Ich wartete mit Herrn Ahrend im ersten Stock vor dem Büro der Ärztin, die pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt die Tür öffnete und heraustrat. Frau Dr. Dr. Dunsche erschien als Engel. Sie war eine attraktive junge Frau mit wundervollen stahlblauen Augen, groß gewachsen und von schlanker, anmutiger Gestalt. Ich gab ihr meine Hand, wir stellten uns vor und als ich ihr in die Augen blickte, wusste ich sofort, dass ich mich endlich öffnen konnte und sie mich verstehen würde. Die Oberärztin strahlte für mich Sympathie, Vertrauen und Kompetenz aus. Auch die Anwesenheit von Herrn Ahrend empfand sie eher als Bereicherung als einen „Störfaktor“. Zudem war sie bestens im Bilde, kannte meine Akte und hatte sogar die Testergebnisse schon studiert. Die Untersuchung durch die bezaubernde Oberärztin begann mit einem langen und intensiven Gespräch, das deshalb möglich war, weil ich mich so richtig offenbaren konnte. Wir sprachen über meinen Werdegang und das Verhältniszu meiner Familie, vor allem redeten wir jedoch über meine Dienstzeit bei der Polizei, die Erfahrungen und Erlebnisse seit dem Motorradkauf und das damit einsetzende Mobbing. Ich berichtete frei heraus über mein körperliches und seelisches Befinden, die Antriebslosigkeit, die Schlafstörungen, die physischen Beschwerden psychosomatischer Natur und meine Sorgen, Ängsten und Beklemmungen. Seit der Festnahme im November hatte sich all das drastisch verschlechtert, und ich litt unter einem regelrechten Verfolgungswahn. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich abgehört, verfolgt und observiert wurde. Trotzdem verhielt ich mich sorglos, weil ich zu keinem Zeitpunkt etwas Kriminelles tat, wofür ich zur Rechenschaft gezogen werden konnte. Meine Gefühle standen also im Widerspruch zum Verhalten. Auch meine Empfindungen gegenüber der Polizei wurden thematisiert, und ich schilderte meine zahlreichen Albträume. Herr Ahrend unterstützte mich während des Gesprächs, indem er unter anderem zur Aufhellung juristischer Fragen beitrug. Nach dem fast zweistündigen Gespräch führte die Oberärztin mit mir noch alleine einige Abschlusstests durch, welche die Untersuchung abrundeten. Sie meinte abschließend, dass sie sich bereits ein umfassendes Bild meines Gesundheitszustandes machen konnte und nun ihren Bericht verfassen würde. Trotzdem sollte am 17.3. der zweite Termin stattfinden, obwohl ich den Eindruck hatte, dass dieser Tag keinerlei neue Erkenntnisse mehr bringen würde. Aber an diesem Tag wollte der Leiter der psychiatrischen Klinik, Herr Prof. Dr. Herold, sich ebenfalls einen Eindruck von mir verschaffen. Wir verabschiedeten uns voneinander, und ich ließ es mir nicht nehmen, Frau Dr. Dr. Dunsche ein Kompliment dafür zu machen, wie sie mir als Patienten begegnet war. Das war schließlich nicht bei allen Ärzten in der langen Kette so gewesen, und demzufolge freute ich mich bereits auf den nächsten Termin, als wir uns im Auto auf dem Rückweg befanden.
54. Ein schlechter Traum? Die „Elite“ rückt aus
Mittlerweile waren die ehemaligen „Kollegen“ dazu übergegangen, „Anhaltemeldungen“ zu fertigen, wenn sie mich im Straßenverkehr antrafen. Eine „Anhaltemeldung“ wird normalerweise nur bei Schwerstverbrechern gefertigt. Sie dient dazu festzuhalten, wann, wo und mit wem der Straftäter angetroffen wurde. Mir dämmerte etwas, als ich mit einem Freund abends nach dem Sportstudio von einem Streifenwagen angehalten und unsere Ausweise kontrolliert wurden. Dass ich den Beamten persönlich bekannt war und wir uns einstmals duzten, zählte nicht mehr. Über eine interne Quelle erfuhr ich Tage später von der Anwendung dieser Maßnahme gegen mich, aber auch, dass aus den Reihen der Polizei daran Anstoß genommen wurde. Nicht wenige waren offensichtlich der Meinung, dass jetzt übertrieben wurde. Zum Glück stand der
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