Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
leergeräumt hatte: Am Montag, den 9.2.2010, sollte ich gemeinsam mit Chavez zu den Bandidos nach Hamm fahren, um eventuell das Brot abzuholen. Ein fingierter Anrufer verschob den Termin um 24 Stunden, da das Brot angeblich einen anderen Termin hätte. Eine Männerstimme, ein angeblicher Bandido, teilte es mir mit. Er redete ja noch von einer Tasche für Chavez. In dieser sollen sich „Waffen und Munition befunden“ haben, wie Chavez später „verriet“. Wie bereits erwähnt, hatte ich die ganze Zeit über ein ungutes Gefühl. Chavez hatte normalerweise nie wirklich Zeit, und den Zeitplan Verenas hätte man mit einer rechtzeitigen Terminbuchung im Sinne des Plans festnageln können. Wie sich anhand der Einzelverbindungsnachweise in Chavez’ Handyrechnung herausstellte, hatte er mich absichtlich genau an diesem Tag von zu Hause„weggelockt“, um ihr den Einbruch mit ihren Helfern zu ermöglichen. Aus den Verbindungsdaten ging ebenfalls hervor, dass er sie telefonisch gewarnt hatte, als ich ihn verließ. Kein Wunder, dass Verena vor dem Gericht aussagte, dass sie nicht genügend Zeit hatte, um alle Klamotten wegzuschaffen. Chavez sollte mich offensichtlich noch wesentlich länger beschäftigen, was ihm nicht gelang, da es mir verdächtig vorkam. Bekanntlich zieht Gleiches ja Gleiches an. Im Falle vom Brot und Chavez traf es wiederum zu. Nicht, dass Chavez gleichermaßen schlicht gestrickt war, im Gegenteil, aber das Schlechte und die Niedertracht, die beiden innewohnt, schienen sich gegenseitig anzuziehen. Ich verstehe nur nicht, warum er die Albaner ins Boot zurückholte. Warum sollten die mit ihm teilen? Wie sollte sie seine Miete zahlen, wenn der Wurm ihr nichts übrig lässt? Hätte ich meine Kohle zurück gehabt, hätte er sie doch aussaugen können. Hauptsache, das Stück wäre aus meinem Blickfeld verschwunden. Aber vielleicht war er an dieser Stelle doch nicht ganz so clever. Oder er ahnte, dass er als kleiner Betrüger nicht in der albanischen Zuhälter-Liga mitspielen konnte. Den absoluten Höhepunkt seiner Lügenorgie stellten aber die von ihm beschafften VS-Dokumente dar, die er angeblich von einem „Bruder“ eines benachbarten Chapters besorgt hatte, der über ausgezeichnete Polizeikontakte verfügte. Zuerst erfuhr ich von seinem Anwalt Herrn Strobe, dass zu keinem Zeitpunkt eine Unterschriftenprüfung unter seiner Mithilfe stattgefunden hat. Dieser hätte er auch niemals zugestimmt. Okay, das ist das, was Chavez mir angekündigt hatte: Niemals fragen, er wird alles leugnen. Aber Rechtsanwalt Strobe versicherte mir glaubhaft, dass er keinen einzigen Angel als Mandanten hat. Ergo gab es auch keine unterschriebene Prozessvollmacht eines Paul B. Und wie ich es richtig vermutet hatte: Das vor Fehlern nur so strotzende Schriftstück war selbst „hergestellt“ worden. Eine Ratten-Bekannte hatte im Auftrag eine Vorlage abgetippt, in der es nach ihren späteren Worten um „Belehrung“ und „Zeugen“ gegangen war. Ich ärgere mich noch heute darüber, dass ich diesen Wisch nicht als Signal gewertet habe, Chavez künftig mit ganz vorsichtigen Fingern anzufassen. Der Beweis war vor meiner Nase. Niemals würde so ein legasthenisches Werk aus einer Behörde stammen, und doch ließ ich michweiterhin von ihm einwickeln. Mittlerweile war eine regelrechte Aufklärungsgruppe darum bemüht, all seine Lügen aufzudecken. Ich versuchte also meinen Fall nicht alleine zu rekonstruieren. Bei dem abgetippten Dokument handelte es sich um das Schreiben, welches mir Chavez an dem Abend übergeben hatte, als angeblich das ganze Clubhaus voller Bandidos gewesen war. Die Anwesenheit war ebenfalls reine Fiktion. Ich ging nun fest davon aus, dass alle Dokumente, die Chavez mir besorgt hatte, gefälscht und von ihm manipuliert worden waren. Welches Risiko er damit einging, schien seinem kranken Hirn gar nicht klar zu sein. Er schien sich blind auf mein Wort zu verlassen, dass ich unter keinem Umstand seinen Namen als Quelle preisgeben würde. Ich entbinde mich jedoch von meinem gegebenen Wort, denn wer mich vorsätzlich belügt und in Gefahr bringt, der ist mein Vertrauen nicht wert. Und trotzdem, ein Dokument war echt gewesen. Wie kam er an die Blanko-Kopie der Belehrung? Sobald Chavez den angekündigten Freigang hätte, sollte ein Clubabend stattfinden, bei dem er mit allen Vorwürfen konfrontiert werden sollte. Im Knast träumte er ja noch immer von seiner „Rockerlaufbahn“ und ahnte nicht das Geringste. Zwar hatte
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