Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
einem kurzen Gespräch los, das Aufschluss über meinen bisherigen Werdegang und meine physischen und psychischen Probleme bringen sollte. Im Anschluss startete dann die erste Testsequenz. Mir wurden zahlreiche Worte vorgelesen, die ich mir einprägen sollte. Es fanden fünf Wiederholungen statt, anschließend wurde ermittelt, wie viele Worte ich behalten hatte. Es folgte eine weitere Überprüfung der Merkfähigkeit, und als diese abgeschlossen war, wurde noch einmal die erste Übung aufgegriffen. Anschließend musste ich mithilfe von kleinen Holzstäben diverse Muster „nachlegen“, die mir zuvor auf kleinen Karten gezeigt worden waren. Es folgten mehrere schriftliche Tests, in denen ich Symbole und unterschiedliche Reihen und Abfolgen logisch weiterbilden musste. Alles erfolgte unter Zeitdruck. Nach etlichen schriftlichen Aufgaben und Übungen musste ich noch vor einem Bildschirm Platz nehmen und bekam Kopfhörer aufgesetzt, damit meine audiovisuelle Wahrnehmungsfähigkeit geprüft werden konnte. Während der Tests wirkte die Klinikmitarbeiterin zunehmend gereizt. Sie schien mit meiner Leistung nicht zufrieden zu sein, obwohl ich mein „Bestes“ gab. Zum Abschluss fragte sie, wie ich meine „Leistung“ selbst einschätzte. Ich antwortete, dass ich ganz zufrieden sei, wassie wohl als Hohn empfand. Ich weiß ja nicht, was sie erwartet hatte, aber ihre Aufgabe war es, mich zu überprüfen, nicht, mich zu bewerten. Darum verstehe ich nicht, warum sie ihrer Arbeit mit sich stetig verschlechternder Stimmung nachging. Im übrigen kann jeder PC diese Tests durchführen, da benötigt man keine frustrierte Angestellte, die für schlechte Stimmung, Eitelkeiten und bissige Kommentare einen Haufen Geld verdient. Aber damit war auch klar, warum sie den Anwalt nicht dabei haben wollte. Ich begab mich nach diesem ersten Teil mit meinem Anwalt erschöpft in die Cafeteria. Wir hatten rund zwei Stunden Zeit, bis es um 13:15 Uhr mit meiner Untersuchung durch eine Ärztin weitergehen sollte. Wir verbrachten sie in der Cafeteria, unterhielten uns über die Tests, Alltägliches und auch über das noch laufende Strafverfahren sowie das Fiasko mit der unmöglichen Person. Zwei Dinge dieses Gesprächs blieben mir genau in Erinnerung: Zum einen die köstlichen Butterbrote und Frikadellen, die Herr Ahrend für uns mitgebracht hatte, zum anderen seine Antwort auf meine Frage: „Herr Ahrend, ist man denn in seinem Leben fast nur noch von Ratten umgeben?“ „Ja!“ So kurz und prägnant die Antwort war, so zutreffend war sie auch. Vielleicht ist die gesamte Menschheitsgeschichte eine Geschichte der Ratten. In besonderem Maße galt die Antwort für mein Leben. Denn bis auf ganz wenige Ausnahmen bin ich ausgerechnet von den Menschen belogen und verraten worden, denen ich am meisten vertraut und geholfen habe. Dahinter musste doch ein System stecken. Möglicherweise musste dies zwangsweise geschehen: Täter und Opfer finden sich. Energiegesetz! Etwas in mir musste „befriedigt“ werden: nämlich die Opferrolle. Der Kampf des Lebens ist in erster Linie ein Kampf gegen sich selbst und das Unbekannte in einem. Es zu erkennen und sich zu stellen ist aber den wenigsten gegeben. Und selbst wenn, da der Kampf gegen sich selbst mit Schmerzen verbunden ist, scheuen ihn die meisten. Ganz zu schweigen von der Unwissenheit, was danach kommt. Ich habe Leute kennengelernt, die lieber versuchen, vor sich selbst wegzulaufen, obwohl das wie Hase und Igel ist. Man kann nicht vor sich selbst weglaufen. „Täter“ haben es da einfacher, weil sie mit ihrem alten Leben bequem weitermachen können. Für Opfer hingegen ist das „Weitermachen“ vernichtend. Wer ständig sein Leben zerstört und dieFehler der Vergangenheit immer und immer wieder stereotyp wiederholt … Nun ja, erscheint nicht clever, ist aber auf unserem Planeten milliardenfache Realität. Ich versuche gegen mich zu kämpfen, ich stelle mich und versuche von mir selbst zu lernen, erkenne aber auch, dass bestimmte Grenzen nur schwer oder gar nicht überwindbar sind. Oftmals setzt dann eben Resignation ein, dann ist es eben so und basta. Aber ich weiß um mich. Andere nicht. Die müssen erst einmal an dem Punkt ankommen, wo sie sich mit sich selbst beschäftigen müssen, so wie ich durch die Mobbing-Parade gezwungen wurde. Ich bin doch jetzt das, gegen das ich noch vor 20 Jahren gestanden habe. Und vielleicht möchte ich nichts mehr mit Leuten wie mir vor 30 Jahren zu tun haben. Mit Kanone
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