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Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Titel: Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim K.
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Was, wenn sie meine persönlichen Aufzeichnungen, also dieses Buch, finden würden? Ich wischte den Gedanken weg, denn schließlich waren die JVA-Bediensteten keine Polizisten. Ruhig bleiben! Zu Glück wurde gar nichts kontrolliert, und ich gelangte durch die Sicherheitspforte hinaus in die Freiheit. Was für ein unglaubliches Gefühl! Sieben Monate lang währte dieser Albtraum. Alleine mit sich und der Sorge, möglicherweise noch acht bis zehn Jahre eingesperrt zu bleiben. Ich war draußen! Herr Ahrend, mein Pflichtverteidiger und eine Freundin nahmen mich in Empfang und ich setzte mich auf den Beifahrersitz von Herrn Ahrends schwarzem AMG. Ich konnte esimmer noch nicht fassen. Dann las ich Salems Zeilen auf dem Umschlag und der Rückseite des beigefügten Fotos. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Noch nie hatte ich solche aufrichtigen und kostbaren Zeilen empfangen. Der Umschlag steht heute auf dem Kopfende meines Bettes, und ich schlafe unter ihm. „Mein Bruder Salem, auch du wirst nicht mehr allzu lange gefangen sein.“ Nachdem wir alle gemeinsam in einem jugoslawischen Restaurant schräg gegenüber des Landgerichts gegessen hatten, ging es endlich wieder nach Hause. Ich nahm jedoch nichts wirklich wahr. So stand ich beispielsweise in einer Tankstelle und betrachtete die frei verkäuflichen Zeitschriften und Getränke. So muss sich der erste Besuch im „Westen“ nach dem Mauerfall angefühlt haben. Der Weg durfte nicht direkt zu mir nach Hause führen. Genau wie im Knast gab es noch eine Kür. Erst zu meiner Mutter und danach zu meiner besten Freundin Anke. Alles erschien irgendwie fremd, irreal, aber dennoch unbeschreiblich schön.

63. Das Urteil und die Zeit danach
    RA Ahrend und Richter Keil hatten einen guten Draht. Die beiden schätzten sich als Juristen, was Herrn Ahrend einmal dazu veranlasste, ihn als „alten Fuhrmann“ zu bezeichnen (übersetzt einen erfahrenen und brillanten Juristen). Trotzdem existierte nicht immer Harmonie unter ihnen. Als der Vorsitzende einmal eine Pause ankündigte und zu Herrn Ahrend gewandt sagte, er könne ja einen Kaffee trinken gehen, antwortete Ahrend: „Und Sie können ja auch ein Bier trinken.“ Aber so war er eben, und auch die Oberstaatsanwältin bekam ihr „Fett“ weg. Sie „erdreistete“ sich zu fragen, ob das Verhalten der eingesetzten Beamten (Vernehmungsbeamte des KK 21) so überhaupt möglich gewesen sein könne. Herr Ahrend trocken: „Ich habe über 20 Jahre in diesem Saftladen gearbeitet, und ich sage Ihnen: Ja!“ Aber nicht nur die „Gegner“ traf es, auch ich bekam von ihm eine klare Ansage während der Verhandlung. Als ich einmal meinen Unmut äußern wollte, wurde ich mit einem knappen „K., halten Sie die Schnauze!“ zur Räson gebracht. Aber zurück zum sechsten Verhandlungstag, der nun anstand. Keine Geringere als die KHKin Starke wurde zu den abgegebenen Aussagen während der ersten Festnahme befragt.Sie hatte, wie in einem solchen Fall üblich, die Aussagen gelesen, auswendig gelernt und gab diese schlicht eins zu eins wieder. Obwohl ich auch dieses Subjekt mehrfach direkt mit meinem Blick fixierte, erwiderte sie diesen nicht ein einziges Mal. Das war wieder einmal typisch für diese Art von „Kollegen“. Nach ihrer Aussage wurden erneut alle Robenträger ins Hinterzimmer des Gerichtssaals gebeten, um einen verfahrensabkürzenden „Deal“ zu besprechen. Die Kammer stellte eine Bewährungsstrafe von unter einem Jahr in Aussicht, wenn ich der richterlichen Überzeugung nicht widersprechen würde. Sie ging davon aus, dass ich mit der Tat in Hamm etwas zu tun haben muss. Man kann mir zwar nicht beweisen, dass ich in der Wohnung gewesen war, und wenn, etwas getan hatte, aber die Kammer war der Überzeugung, dass ich die unbekannten Täter zumindest gekannt haben musste. Aus einem ursprünglich von der Polizei und Staatsanwaltschaft aufgebotenen Tatkomplex, bestehend aus fast allem außer Mord, nämlich einem erpresserischen Menschenraub, einer versuchten schweren räuberischen Erpressung, schwerem Raub, einer gefährlichen Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Nötigung, zuzüglich mehrerer Verfahren wegen Zuhälterei, unerlaubten Waffenbesitzes, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und Geheimnisverrat, blieb unter dem Strich eine Mittäterschaft bei einer gefährlichen Körperverletzung und Freiheitsberaubung übrig. Aufgrund der Tatsache, dass die „Brut“ mich im wahrsten Sinne des Wortes hängen sehen wollte, war dieses

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