Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Ich muss eingestehen, dass ich fest davon ausgegangen war, schon an diesem Tag mit ihm zu sprechen. Da ich von Anfang an ein gutes Gefühl hatte, meinem Gesprächspartner trauen zu können, erklärte ich mich bereit. Ich spielte mit offenen Karten und berichtete von meinem Beruf und meiner Krankheit, strich immer wieder heraus, dass es mir um meinen Freund Toni und das ihm zugefügte Unrecht ginge. Natürlich wurden auch die existierenden Verdachtsmomente auf den Tisch gelegt. Dem Angel ging es komischerweise gar nicht so sehr um den Ratten-Verdacht, sondern mehr um den möglichen BTM-Handel. Sein Standpunkt war: „Es gibt eine klare Linie und Abmachung, dass nicht mit Drogen gehandelt wird. Es ist klar, dass man damit viel Geld verdienen kann, jedoch halten sich alle daran. Deshalb ist es eine Sauerei, wenn einige doch meinen, gegen diese Regel verstoßen zu müssen.“ Diese Einstellung gefiel mir, und ich war beeindruckt. Nach dem Ende des Gesprächs verabredeten wir uns auf die darauf folgende Woche an der selben Straßenkreuzung des Bistros. Der Kontakt sollte von nun an nur noch direkt zwischen uns laufen und auch nicht mehr über Telefonvereinbart werden. Deshalb tauschten wir auch keine Nummern aus, was mir beim nächsten Treffen beinahe zum Verhängnis wurde. Marko löcherte mich im Anschluss natürlich mit Fragen, und ich antwortete, dass alles gut sei. Ich erzählte Chavez zu keinem Zeitpunkt, wann und mit wem ich mich in Hannover traf, obwohl er es sich mittlerweile auch zu seinem Anliegen gemacht hatte, den vermeintlichen „Bullenspitzel“ Braunbär beweiskräftig zu entlarven. Auf die Frage, warum er das eigentlich tun würde und was seine Beweggründe wären, antwortete er, dass die Entlarvung eines möglichen Spitzels die mit den Outlaws rivalisierenden B.-Stadter Hells Angels deutlich schwächen würde und er Braunbär auch einfach nicht ausstehen könnte. Außerdem fügte er als „langjähriger Rocker“ an, dass eine Ratte innerhalb der Szene nichts zu suchen hätte, egal in welchem Club. Dieses entspricht im Übrigen auch ganz meiner Meinung, denn es gibt im Allgemeinen nichts Schlimmeres und Verwerflicheres als den Verrat. Bisher wussten weder Stefan noch Chavez, dass ich offiziell noch als Polizeibeamter geführt wurde. Es gab mehrere Gründe, warum Letzterer es noch nicht erfahren hatte. Ich hatte ihm des Öfteren angeboten, mich einmal bei mir zu Hause zu besuchen, dann würde ich ihm einiges über mich erzählen. Da er nie Zeit hat, war es dazu noch nicht gekommen. Außerdem hielt ich mich zurück, da ich befürchtete, dass er mir dann alle zugesagten Informationen vorenthalten oder sogar den Kontakt beenden könnte. Ich war natürlich auch neugierig, inwiefern er wirklich zu einem/einer Polizist/-in aus „höheren“ Kreisen der Gütersloher Kripo Kontakt hatte. Dies hatte er zumindest behauptet. Er sagte mir noch, dass er ihn/sie aus dem Umfeld des Motorradclubs kennen würde und er ihm/ihr sogar einmal Gras verkauft hätte. Insofern bestünde da eine gewisse Schuld und Abhängigkeit, da er ihn/sie deshalb gewissermaßen in der Hand hätte. Da mir bekannt ist, dass es einige „Bullen“ gibt, die Gras rauchen, klang es glaubhaft. Auf der Fahrt zum zweiten Treffen mit dem Angel in Hannover geriet ich in einen Stau auf der A2. Zum Glück war ich überpünktlich losgefahren und hatte eine zeitliche Knautschzone. Ich kam dennoch ganz schön ins Schwitzen, während ich hilflos in der Blechlawine stand. Wir hatten ja keine Handynummern ausgetauscht, und Marko wollte ich auf keinen Fallanrufen. Schließlich war er nach erfolgreicher Kontaktherstellung „wegrationalisiert“ worden. Kurz nach 18:00 Uhr parkte ich meinen Wagen in einer Seitenstraße neben dem Treffpunkt, als ein schwarz gekleideter Biker ohne Kutte auf seiner Harley langsam an mir vorbeifuhr. Mir war sofort klar, dass die Angels offensichtlich Vorsorge getroffen hatten und die Aktion von ihrer Seite aus abgesichert war. Es hätte sich ja auch um eine Finte meinerseits handeln können. Von Weitem sah ich schon meinen Gesprächspartner. Wir begrüßten uns wie alte Freunde und umarmten uns. Der Respekt war auf beiden Seiten vorhanden. Ich denke, dass er extra für unser Treffen aus dem Bett gekrochen war, wo ihn die Grippe festhielt. Wir saßen wieder in dem Bistro und unterhielten uns über „dieses und jenes“, und schließlich gab ich ihm einen DIN-A4-Umschlag für seinen Präsidenten, den ich bis dahin unter meinem
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