Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
anfordern zu wollen. Da dies alles sehr heikel war, bräuchte er ein bisschen Zeit dafür. Als sich abzeichnete, dass ich schon bald nach Hannover fahren würde, bat ich ihn darum, endlich etwas Handfestes zu liefern. Chavez sagte es mir zu. An einem schönen sonnigen Tag fuhr ich in einen Ort nahe Minden. Als ich das Ortseingangsschild passiert hatte, rief ich ihn wie vereinbart an. Kurze Zeit später setzte er sich mit einem geliehenen Fiat vor mich und leitete mich zu unserem Treffpunkt, ein Parkplatz vor einem Lokal, das in einer Seitenstraße lag. Alles erweckte den Anschein, dass es ein hoch geheimes Treffen war. Warum es so aussah, erfuhr ich sofort. Während er sich ständig nervös umdrehte, um zu gucken, dass uns keiner beobachtete, erzählte er, dass er nicht von „seinen Jungs“ dabei gesehen werden dürfe, wie er sich mit einemvon den Rot-Weißen trifft. Nachdem er sich sicher fühlte, zeigte er mir ein Schriftstück, aus dem hervorging, dass Braunbär eines Drogendeals überführt worden war und angeblich dort als V-Person agierte. Weil Chavez mal wieder keine Zeit mitgebracht hatte, konnte ich das mehrseitige Dokument nur überfliegen. Ich war natürlich begeistert, zumal das Schriftstück wie eine Fotokopie eines amtlichen Dokuments aussah. Ich wollte die Kopien gleich mitnehmen, doch Chavez meinte, dass er dieses Exemplar nicht aus der Hand geben dürfe, ich später aber eine Kopie bekommen würde. Ich erklärte mich einverstanden und fuhr erwartungsvoll wieder nach Hause. Unglaublich, aber wahr: Am selben Tag hatte Anke interessehalber den Namen „Braunbär“ bei Google eingegeben und auch mehrere Ergebnisse erhalten. Ein Treffer führte auf die Website eines Strafrechtsanwalts, der spezielle Dokumente auf seiner Seite zur Schau stellte, eines davon war die Haftbeschwerde des Paul B. Sein Anwalt, so wurde dokumentiert, hatte erfolgreich Beschwerde gegen seine UHaft eingelegt. Es war inklusive des Aktenzeichens dasselbe Dokument, welches mir Chavez präsentiert hatte. Einerseits war ich irritiert und enttäuscht, andererseits froh, das Dokument, nachdem ich es ausgedruckt hatte, in den Händen zu halten. (Die Haftbeschwerde müsste eigentlich immer noch für jedermann im Internet einsehbar sein, insofern man bei Google Braunbärs richtigen Spitznamen eingibt.) Marko war inzwischen ebenfalls tätig geworden und hatte ein Treffen mit dem hochrangigen Angel verabredet. Sicherlich wollte er seinem Freund Toni helfen, jedoch sah er auch seine Chance darin, sich bei den Hannoveranern einen Namen zu machen und sich Respekt zu verschaffen. Den „Ritterschlag“ des mächtigen Präsidenten hatte er bereits erhalten, als der ihn auf einer Feier mit Handschlag begrüßte. Marko sah sich mittlerweile auch als wichtigen Bestandteil der bevorstehenden Geheimtreffen. Ich möchte ihm an dieser Stelle noch einmal meinen speziellen Dank bekunden, denn ohne ihn wäre niemals zustande gekommen, was noch vor mir lag. Nachdem der erste Anlauf in Hannover eher unfruchtbar verlief, suchte ich selbst nach Alternativen, um mit den richtigen Leuten sprechen zu können. Ich stand kurz davor, den prominenten Hannoveraner Anwalt von Falk G. zu kontaktieren, um über diesen Weg an ihn heranzukommen. DankMarko musste ich diesen Schritt nicht gehen. Das Treffen fand wiederum an einem noch sonnigen Frühabend in Hannover statt. Treffpunkt war der Parkplatz hinter dem Steintor. Auf Grund der Verkehrslage auf der A2 verspätete ich mich um wenige Minuten, und Marko schrieb mir schon nervös eine SMS: „Wo bleibst du? Der Kunde wartet schon gespannt.“ Eigentlich mag ich diese Art gar nicht, sah es ihm jedoch nach, weil er natürlich hochgradig nervös und angespannt war. Im Vorfeld hatte er mich bereits mehrmals gefragt: „Ist das auch gut, was du hast? Ich muss das auch vorher sehen.“ Ich sagte ihm jedoch lediglich: „Mach dir keine Sorgen.“ Ich parkte meinen Golf etwas abseits und ging das letzte Stück zu Fuß, als ich Marko und seinen Begleiter schon von Weitem sah. Ich erkannte den Angel sofort, zumal er oft auf Bildern zu sehen ist und auch in der Sternreportage abgebildet war. Ich wurde freundlich begrüßt, danach stiegen wir in Markos Auto und fuhren zu einer Bar einige Straßen weit entfernt. Als wir ausstiegen, erhielt Marko die Anweisung, im Wagen sitzen zu bleiben. Der Angel und ich gingen in das Bistro, wo er mir eröffnete, dass er selbst erst einmal mit mir reden wolle, ehe ich mit Falk sprechen könnte.
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