Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
schloss mit den Worten: „Jetzt könnte Frau Pfahl endlich zum ersten Mal die Erziehung ihrer Tochter in die eigenen Hände nehmen, und gerade jetzt wollen Sie ihr die Tochter wegnehmen.“ Statt auf diesen eklatanten Widerspruch in ihren Handlungen einzugehen, richteten sie sich an Verena: „Wie bestreiten Sie ihren Unterhalt?“ Da Verena immer noch indisponiert war, antwortete ich, dass ich Frau Pfahls Lebensgefährte sei und sie und ihre Tochter in jeglicher Hinsicht, insbesondere auch finanziell, unterstütze. Des Weiteren wies ich darauf hin, dass wir der Kleinen auch schon eine Nachhilfelehrerin besorgt hatten. Nützte aber nichts. Das Jugendamt lässt Kinder lieber bei prügelnden Assis, und wenn sich die Verhältnisse zum Guten wenden, schreiten sie ein. Gratulation! Von dem Tag an, als Verena erfuhr, dass die Rückkehr ihrer Tochter in ungewisser Zukunft liegt, brach sie komplett in sich zusammen. Sie verlor jedweden Lebensmut, jegliche Lebensenergie und lag nur noch antriebslos auf dem Sofa. Dabei schüttete sie literweise Alkohol in sich rein und konsumierte Unmengen von Drogen, die sie sich wahrscheinlich von ihrem ehemaligen Dealer aus dem Harem besorgte. Das dauerte einen Monat und wurde immer schlimmer. Verena wurde immer dicker, obwohl sie nichts aß, war nur im Rausch, schlief oder kratzte sich den ganzen Körper und besonders das Gesicht blutig. Weder Anke noch ich kamen an sie heran. Die Frau war regelrecht kollabiert und hatte sich aufgegeben. Ich riet ihr viele Male, dass sie sich in Behandlung begeben und sich einer Therapie unterziehen solle, doch sie weigerte sich hartnäckig. Sie hatte Angst, dass sie ihre Tochter dann gar nicht mehr zurückbekommen würde. Ich denke bis heute, dass es richtig gewesen wäre, denn wen wollte sie in ihrem jämmerlichen Zustand davon überzeugen, künftig eine gute Mutter zu sein? Die Lage änderte sich erst ein wenig, als Verena in Aussicht gestellt wurde, ihre Tochter unter Aufsicht des Jugendamtes alle zwei Wochen für eine Stunde sehen zu dürfen. Das erste Wiedersehen fand in den Räumlichkeiten des Jugendamtes des Kreises Lippe statt und war für Mutter und Tochter gleichermaßen größtes Glück und tiefste Trauer. Beide waren überglücklich, sich wiederzusehen, umso schwerer fieldann der Abschied. Inzwischen war dem Jugendamt die katastrophale Situation in Hamm bekannt. Befragungen in der Schule, bei Nachbarn, Verwandten und von früheren Besuchen des Amtes bei Verena und ihrem ehemaligen Lebensgefährten hatten ergeben, dass die Kleine total verstört, in ihrer Entwicklung zurückgeblieben und zudem häufig körperlich misshandelt worden war. Dies deckte sich mit den Erzählungen Verenas und auch mit ihrer Aussage bei der Polizei in Dortmund, wo sie angegeben hatte, dass ihr Zuhälter die Kleine geschlagen und eingeschlossen hatte. So musste sie beispielsweise einmal eine ganze Stunde lang mit erhobenen Armen vor dem Sofa stehen, weil sie „unartig“ gewesen war. Mir absolut schleierhaft, warum das Jugendamt in Hamm nicht reagiert hatte, obwohl es um die Zustände wusste oder hätte wissen müssen. Denn die Erkenntnisse, welche die lippische Behörde schnellstens zusammensammelte, hätten ihre Hammer Kollegen ebenso schnell sammeln können. Ich will ja niemandem etwas unterstellen, doch die Frage drängt sich auf, warum man dem Zuhälter das Druckmittel „Tochter“ einfach so überließ und ob nicht jemand davon profitierte. Die Regelung sah vor, dass Verena alle zwei Wochen ihre Tochter sehen durfte, bis ein Richter des Familiengerichtes in Detmold über den Sorgerechtsstreit zwischen Verena Pfahl und dem Jugendamt des Kreises Lippe entschieden hatte. In dieser für Verena grausamen Zeit voller Trauer, Angst und Ungewissheit versuchte ich, ihren Kummer durch Freuden in Form von Geschenken zu kompensieren oder zumindest ein wenig zu lindern. Ich verwöhnte sie, indem ich mit ihr Schuhe, Bekleidung und Düfte kaufen ging. Weil sie nur noch faul zu Hause lag, schenkte ich ihr sogar eine Wii-Konsole mit Sportprogramm. All dieses erfreute sie zwar, allerdings immer nur für kurze Momente. Leider begriff ich Idiot nicht, dass Geschenke nicht helfen, weil sie nur oberflächliche Ablenkung bieten. Jemand mit Krebs kann auch nicht geheilt werden, indem man ihm Schuhe und Schmuck schenkt. Aber zu meiner „Entschuldigung“ sei angemerkt, dass ich irgendwie versuchen wollte, sie aufzubauen und ihr Mut zu geben. Ich verzweifelte schier an ihrem Drogen-
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