Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Krankheit entlassen worden.“ Bumm! Quasselstrippe Marko in Aktion. Sandra rief natürlich umgehend Chavez an und wandte sich total verwirrt und hilflos an ihn. Polizist, Verhaftung, Menschenhandel … ich will nicht wissen, was in diesemMoment in Chavez’ Kopf vorging. Am Telefon mimte er jedoch, dass er schon längst vollkommen im Bilde gewesen sei. Er teilte mir des Weiteren mit, dass er bereits seinen Anwalt mit einbezogen hatte, um mich herauszuholen. Zur Not hätte er das vorerst aus der Clubkasse des Outlaws MC bezahlt. Ich fühlte mich geschmeichelt. „Genaueres über die ganze Sache werde ich sicherlich noch aus Polizeikreisen über meine Kontakte erfahren, aber dass du ein ,Bulle‘ bist, hat mich echt umgehauen.“ „Ich hatte immer gesagt, dass ich dir bei mir Zuhause mal etwas erzählen wollte.“ „Ja, ja, ich weiß. Ist ja auch o.k. Ich kenne dich ja. Übrigens, man hat nur auf Intervenieren deines ehemaligen DGL von einem SEK-Einsatz bei dir abgesehen.“ Woher hatte er diese Info schon wieder, wenn er mit seinen Polizeikontakten noch nicht einmal geredet hatte? Alles, was er erzählte, konnte von mir zu keinem Zeitpunkt widerlegt werden. Noch heute kenne ich nicht seinen „wahren Auftrag“. Und dann erzählte er mir folgende Geschichte: Marko hatte schon am gestrigen Tage angerufen, da er die Nummer von Sandra erhalten hatte. Die beiden hatten sich verabredet, und Marko, oder „Conehead“, wie er ihn vielleicht wegen seines Glatzkopfes mit ähnlicher Form nannte (obwohl Chavez nicht großartig anders aussah), marschierte mit seinem „Big Red Machine“-Schlüsselband aus der Hosentasche hängend ahnungslos direkt in das Tattoo-Studio im Clubhaus des Outlaws MC hinein. Chavez war glücklicherweise nur alleine da. Marko hat dann Chavez alles erzählt und ihn auch auf diverse Papiere, die noch ausstehen, angesprochen. An dieser Stelle zweifelte ich ein wenig. Entweder reimte Marko sich etwas zusammen, oder Chavez’ Fantasie ging mit ihm durch. Marko wusste zu keinem Zeitpunkt von Chavez’ Verknüpfung in dieser Sache. Niemand wusste, über welche Kontakte ich was besorgen wollte. Marko konnte auch nicht wissen, ob von der Lieferung noch etwas offen ist. Nichtsdestotrotz soll er Chavez angeboten haben, dass dieser nun alles in seine Hände übergeben könne. Naja, Marko wollte sich bekanntlich seine Sporen verdienen und vielleicht stocherte er einfach nur im Dunkeln herum, um zu sehen, ob er was finden würde. Denkbar wäre dies. Wenn dem so war, erfuhr er damit, dass er ins Schwarze getroffen hatte, denn Chavez gab ihm zu verstehen, dass alles so weiter läuft wie bisher, egal ob ich im Knast wäre oder nicht. „Ich bin stolzauf dich“, antwortete ich. „Na hör mal, ist doch klar. Wir sind doch Brüder!“ „Ich weiß nicht, wie Marko auf die Papiere zu sprechen kam. Ich habe dir versprochen, dass niemand die Quelle erfährt und habe ihm nichts davon gesagt.“ Darauf wusste er nicht wirklich plausibel zu antworten und spekulierte, dass Conehead dies vielleicht vermutet habe. Es war mir zu diesem Zeitpunkt aber auch egal, wer sich hier was ausdachte, vermutete oder herumspekulierte. Fakt war, dass Marko irgendetwas erfahren hatte und Chavez etwas wusste, was er eigentlich gar nicht wissen konnte. Es gab jetzt auch erstmal Wichtigeres: Wir mussten schließlich noch die Kleine abholen. Das Jugendamt erwies sich aber alles andere als freundlich gegenüber Anke als „Vertreterin“ der Mutter. Mit dem Hinweis, dass es mittlerweile Freitagabend und somit Wochenende wäre, wurde das Gespräch mehr oder weniger abgewimmelt. Man sah sich schlicht nicht in der Lage, in Erfahrung zu bringen, wo sich die Tochter befinden würde. Und eine Notfallnummer des mit diesem Fall befassten Jugendamts besaß angeblich nur die Polizei. Super Organisation, sehr familienfreundlich! Also fuhren Anke und Verena gemeinsam zur Polizeiwache nach Detmold, nachdem sie mich zu Hause abgesetzt hatten. Ergebnis: Die Kleine war bei einer Pflegefamilie und konnte erst nach Zustimmung des Jugendamtes Lippe wieder herausgegeben werden. Dies widersprach allerdings der Aussage der Dortmunder Polizei, die Verena zugesichert hatte, dass sie ihre Tochter unmittelbar nach Beendigung der polizeilichen Maßnahme wiederbekommen würde. Es war ein Schock für Verena und bedeutete zugleich den Anfang von ihrem Ende. Die Polizei hatte übrigens bewusst keine Anzeige aufgenommen oder etwaige Schutzmaßnahmen für Verena eingeleitet.
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