Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
und Alkoholkonsum, war aber machtlos. Die Sucht beherrschte sie. Was hätte ich tun sollen? Sie einsperren? Sie war, zumindest auf dem Papier, volljährig und jegliche Art vonDruck und Zwang zur Genüge gewohnt. Was hätte ich dem noch draufsetzen können? Nichts! Ohnehin ist es mir fremd und zuwider, Druck auf andere Menschen auszuüben. Verena sprach ständig davon, dass sie Hunde über alles liebte und in ihrer Vergangenheit auch schon mehrere besessen hatte. Einen hatte ihr die Mutter weggenommen, und den anderen hatte ihr Zuhälter an einer Tankstelle ausgesetzt, weil der Hund krank gewesen sei und der Kerl kein Geld für den Tierarzt ausgeben wollte. Außerdem störte er beim Anschaffen, und so musste er sich dann um ihn kümmern. Wie diese Art von Leuten mit Tieren umgehen, so gehen sie auch mit Menschen um und verhalten sich gleichsam innerhalb der Gesellschaft. Nun wünschte sich Verena wieder einen Hund, und zwar eine französische Bulldogge. Diese sollte ihr helfen, den Schmerz über den Verlust des Kindes ein wenig zu lindern und gleichzeitig eine Freude und Überraschung für die Kleine sein, wenn sie irgendwann wieder zu ihr zurückkehren würde. Ich hielt es für möglich, dass ein Hund ihr gut tun und neue Lebenskraft geben würde. Haustiere sind bewährte Methoden gegen Alterseinsamkeit bzw. -depressionen, und selbst Autisten reagieren teilweise positiv auf Tiere. Ein Züchter, der noch über französische Bulldoggenbabys verfügte, war schnell gefunden. Unser Weg führte uns nach Bayern, wo ich Verena den kleinen Pascha kaufte. Der kleine schwarz-weiße Racker sollte uns alle mehr als erfreuen. Er war süß, energiegeladen und wollte immer spielen. Wenn er einmal müde war, was Hundebabys bekanntlich des Öfteren sind, schlief er dort ein, wo er sich gerade befand. Meistens war das in den Armen oder auf dem Schoß seiner Menschenmama Verena. Deren Gemüt konnte der kleine Pascha jedoch nur für kurze Zeit aufhellen. Schon bald verfiel sie wieder in ihre alte Lethargie und gab sich dem Alkohol und den Drogen hin. Sie war dann so teilnahmslos, dass sie nicht einmal den Hund Gassi führte. Stattdessen ließ sie ihn die ganze Wohnung vollpissen und scheißen. Mit solchen Aktionen verspielte sie bei mir und Anke auch das letzte Fünkchen Vertrauen und Verständnis. Sie bekam einfach nichts alleine geregelt. Dies fing bei der Ummeldung beim Einwohnermeldeamt an und endete bei der Impfung des Hundes. Heulkrämpfe lösten Wutausbrüche ab, und sie hielt sich fast nur noch auf dem Sofa im Wohnzimmer auf. Seit derWohnungsdurchsuchung hatte sie wieder ausschließlich dort geschlafen. Das Schlafzimmer verband sie nun mit schlimmen Erinnerungen, weshalb sie dort nicht mehr schlafen konnte. Sie hatte es also genau einmal genutzt – mit mir in der Nacht vor der Festnahme. Anke und mir wurde immer deutlicher vor Augen geführt, dass Verena schwerst drogensüchtig war und professionelle Hilfe benötigte, sprich eine Therapie unter ärztlicher Aufsicht. Aber an dieser Stelle drehten wir uns im Kreis. Es war ein Teufelskreislauf: Ihr Geld neigte sich dem Ende entgegen, sie brauchte aber immer mehr Drogen, eine Therapie lehnte sie ab, weil sie befürchtete, ihre Tochter zu verlieren, und weder Kraft noch Willen waren zum „Arbeiten“ vorhanden. Nun, ihr ehemaliger Kerl hatte in solchen Situationen dubiose „Motivationshilfen“ eingesetzt. Es war wohl die einzige Sprache die Verena verstand. Aber ich hatte sie schließlich in die Freiheit geholt, und dort war sie für sich selbst verantwortlich. Nur kostete mich diese Person in diesem Zustand immer mehr Geld, Zeit und vor allem Nerven. Gerade Letzteres war wegen meiner eigenen Krankheit Gift für mich. So erreichte auch meine Geduld ein Ende. Dank Verena und der Umzugshilfe in Hamm hatte ich, genau wie sie, ein Strafverfahren am Hals, das uns beide viel Geld kostete. Ich hatte für Verenas Mandat gebürgt, und würde, wenn es hart auf hart kam, auch ihre Anwaltskosten aufgebürdet bekommen. Dazu kamen Miete, Strom, sowie die Kosten eines Mobilfunk- und Internetvertrages. Es lief bekanntlich alles über mich. Das war eine Sicherheitsvorkehrung, um Verena für die Sippe des Ex unauffindbar zu machen. Um also für ihre laufenden Kosten selbstständig aufkommen und ihre wachsenden Schulden bei mir wieder zurückzahlen zu können, musste Verena wieder arbeiten. Einige Wochen später war sie endlich wieder bereit, Geld zu verdienen. Erneut war ich es, der eine Verbindung
Weitere Kostenlose Bücher