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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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rufen?»
    «Sie werden lachen, Sie sind nicht die Erste, die mir das vorschlägt.»
    «Und?» Jetzt vielleicht schon im Gehen, sie atmete anders.
    «Bevor wir das vertiefen, zwei Fragen: Woher kannte Ihr Mann Wilken Peters von der Gesundheitsbehörde?»
    «Keine Ahnung.»
    «Wilken Peters? Nie gehört?»
    «Ich glaube nicht. Aber mein Mann redet oft von Kunden und anderen Kontakten und was weiß ich. Peters ist kein exotischer Name.»
    Dreck, dachte Danowski. Wenn sie lügt, dann gleich vielleicht nicht mehr. «Das andere», sagte er harmlos, «ist Folgendes: Ihr Mann war in Newcastle, um von einer Quelle dort viral belastetes Blutserum zu erwerben.»
    «Ist das nicht verboten?» Eins musste man ihr lassen: Sie war schnell und gut im Ausweichen.
    «Außerordentlich verboten. Aber wissen Sie, was noch verbotener ist? Seine Frau mit so was vergiften zu wollen. Mit Filoviren, die jeder für afrikanisch hält. Auf einer Safari. In Afrika. Im September.»
    Er war sich nicht sicher, ob man verschiedene Arten von Schweigen unterscheiden konnte. Wenn ja, dann fiel das Schweigen, wenn man gerade damit konfrontiert worden war, dass der eigene Mann einen hatte umbringen wollen, in seine ganz eigene Kategorie, und so hörte es sich an.
    «Sagen Sie das noch mal», sagte sie.
    «Wirklich?»
    «Nein. Nicht nötig.» Sie schwieg. Dann: «Und warum ist er jetzt tot?»
    «Ich glaube, dass er die Ampulle mit Virenblut in einer speziell präparierten Whiskyflasche in Newcastle an Bord geschmuggelt hat und dass er diese Flasche dann im Minibar-Kühlschrank aufbewahrt hat. Die Kabinenstewardess hat davon erzählt. Ich vermute, dass Simone Bender die Flasche gefunden und irgendwie falsch behandelt hat, sie nicht zurück in den Kühlschrank gestellt hat oder so. Jedenfalls muss sie die Ampulle entdeckt haben, und dann hat es Streit gegeben. Vielleicht, weil Simone Bender entsetzt war und nicht wollte, dass Ihr Mann Sie tötet. Und im Streit ist die Ampulle beschädigt worden, und Ihr Mann hat sich infiziert.»
    Schweigen. Sie atmete. «Das kann wohl nur Simone Bender erklären», sagte sie schließlich. «Haben Sie die gefunden?»
    «Sie ist infiziert und stirbt», sagte Danowski.
    «Warum», sagte Kathrin Lorsch, aber eigentlich war es keine Frage und mehr ein Kommentar.
    «Weil Ihnen die Firma gehörte, und weil er sie nur nach Ihrem Tod hätte verkaufen können. Um mit Simone Bender ein neues Leben anzufangen. Auf Inchkeith in der Meerenge vor Edinburgh.»
    «Nein», sagte sie, ihre Gedanken offenbar wieder beisammen. «Wie hätte das sein können? Ich sollte doch mitfahren. Ich sollte doch auf der Kreuzfahrt sein und nicht diese Frau Bender.»
    «Kann es sein, dass Ihr Mann das eingefädelt hat? Dass Sie doch nicht mitkommen konnten, weil Sie diesen Auftrag mit dem Bild hatten? Mit dem Doppelporträt von den beiden Kindern?»
    «Wie soll das gehen?»
    «Er könnte Ihren Kalender oder Ihre Mails durchsucht haben nach bevorstehenden Aufträgen, falls Sie ihm so was nicht sowieso erzählt haben. Und dann hat möglicherweise er zu Ihnen gesagt: Du, die Stiftung Gesundes Kind hat angerufen, die brauchen ganz schnell das Bild, Mist, noch nächste Woche? Egal, ob das stimmt oder nicht. So geht so was. Wenn das gut gemacht ist, merkt man das in dem Moment gar nicht.»
    «Nein. Nein, ich hab immer direkt mit denen Kontakt gehabt. Carsten hatte gar nichts mit meinen Auftraggebern von der Stiftung zu tun. Außer, dass das ein Kontakt über ihn aus dem Golfclub war …»
    «Was?»
    «Hören Sie, vernehmen Sie mich? Ich muss das alles erst mal … Wissen Sie, was Sie mir da gerade erzählt haben?»
    «Nein, ich vernehme Sie nicht, ich …»
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Stuhl unter dem Türknauf sich dicht oberhalb der Wahrnehmungsgrenze bewegte. Er stand auf, als könnte er dadurch verhindern, was als Nächstes passieren würde.
    Okay, dachte er. Entweder, die bringen mich jetzt um, oder ich komme hier irgendwie runter. Er sah es klar vor Augen. Tot oder ins Wasser springen. Unter Umständen also: tot auf die eine oder tot auf die andere Weise. Und noch ein Nachteil der preiswerten Innenkabine: Man konnte nicht aus dem Fenster springen.
    «Hören Sie», sagte er, «Sie haben mir vorige Woche erzählt, dass Sie ein Segelboot haben, das im Yachthafen liegt.»
    «Ja?», sagte sie und hörte sich an, als wäre sie endlich stehen geblieben.
    «Würden Sie mich aus der Elbe fischen?»
    «Wie bitte?»
    Das Schloss schnappte noch einmal

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