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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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nach.» Alles besser als einschlafen, fand er, und inzwischen war er ja auch ganz gut in Fahrt.
    «Mit der …», Behlings suchende Pause, «… Wolka Jordanova war das nicht einfach, nichts hier bei den Meldebehörden, wahrscheinlich illegal oder mit Touristenvisum.»
    «Toll. Danke. Das hilft. Echt.»
    «Aber ich hab sie bei Facebook gefunden.»
    «Knud, du bist bei Facebook? Warum? Um Teenager zu beobachten, damit sie nicht von Pädophilen gefriendet werden? Oder um mit deinen alten Freunden aus dem letzten Aufgebot Kontakt zu halten, Flakhelferklasse von 1945 ?»
    «Dienst-Account, Adam. Bei der Schulung hast du in irgendeiner Asservatenkammer gesessen oder hast dich hinter Aktendeckeln versteckt. Jedenfalls gibt es da eine Wolka Jordanova, die in Hamburg ist, ihrem Titelbild nach zu urteilen. Titelbild, Adam. Nicht Profilfoto. Zwei verschiedene Dinge.»
    «Mach schneller, Zuckerberg. Ich muss aufs Klo.»
    «Kommt aus Bulgarien, hat ursprünglich Germanistik in Sofia und Berlin studiert, arbeitet auf irgendeinem Golfplatz im Westen, könnte aber auch Kiez sein. Wie gesagt: Nutte. Meine Meinung.»
    «Gut, das vom Fachmann zu hören.»
    «Ich schick dir jetzt ihre Telefonnummer. Steht bei ihr im Profil.» Danowskis Telefon vibrierte.
    «Angekommen», sagte er, um nicht aus Versehen danke zu sagen. Seine Aufmerksamkeit, das musste er zugeben, begann nachzulassen. Am Ende war es dann doch der Harndrang, der stärker war als sein Interesse daran, sich mit Behling zu kabbeln, wie dieser sicher gesagt hätte. Harndrang, vielleicht sogar stärker als sein Überlebensinstinkt. Das würde er bald herausfinden.
    «Kommt aber noch besser.» Behling, jetzt noch breitbeiniger als sonst. «Überwachungskameraanfrage in Newcastle läuft, das ist aber ein Riesending, nicht nur die Uni, sondern die ganze Stadt ist ja voller Kameras. Ganz England. Da gibt es Millionen Kameras. Das ist das bestüberwachte Land der Welt.»
    «Das ist so faszinierend, Knud. Ich versteh schon, dass das eine Scheißidee war. Aber weißt du was, mir ist das im Moment …»
    «Nu wart doch mal, Adam. Die Bobbys sind plietsch: Die haben die ganzen Dateien aus dem Nachfragezeitraum requiriert, und wir können die jederzeit sichten, aber parallel haben die einfach mal geguckt, wer sich an dem Tag, als die ‹Große Freiheit› in der Nähe von Newcastle lag, bei der Newcastle University am Empfang der Mikrobiologie als Besucher von James Kenwicks Abteilung eingetragen hat. Da war nicht viel los, sechs Männer und eine Frau. Und die Bender hat doch bestimmt einen falschen Namen angegeben. Meist bedeutet das aber was, die Leute nehmen oft einen Namen, der mit irgendwas was zu tun hat. Kennst du ja. Du warst doch bei der zu Hause. Vielleicht fällt dir was auf.»
    «Sag mal den Namen der Frau.»
    «Jennifer Mills.»
    «Knud?»
    «Ja?»
    «Das ist mit Abstand der Name von allen Namen auf der ganzen Welt, also von allen rund sieben Milliarden Namen, ganz im Ernst, wenn du mir die jetzt alle vorlesen würdest, theoretisch, wenn das ginge, echt, dann wäre das der Name – und das sage ich ohne Übertreibung –, mit dem ich von allen sieben Milliarden Namen auf der ganzen Welt am allerwenigsten anfangen könnte. Jennifer Mills. Was soll ich denn damit!»
    «Hätte ja sein können.»
    «Sicher.» Er rieb sich mit der freien Hand seine Schläfe und sah sich um. Die Quetscher lauerten mit ausgesuchter, fast höflicher Geduld. Er bedauerte, dass er ein wenig laut geworden war. Auch wenn das alles Unsinn war, musste genau das ja nicht jeder wissen. Er drehte sich in Richtung Tenderpforte und schob seine Hand eher demonstrativ als sinnvoll über das untere Ende seines Telefons. Sollten die Quetscher wenigstens denken, dass er an irgendwas dran war.
    «Lies mal die Namen von den Männern vor», sagte er, um was zu tun zu haben. Behling im Ohr war besser als nichts, so weit war es gekommen.
    «Robert McAloon, Durham. Was mit Papier. Neil Smith, kein Betreff, vielleicht ’n Ehemann oder so was. Von jemandem, der da arbeitet.»
    «Müsste ich drüber nachdenken, klingt aber schlüssig.»
    «Michael Agutter, London, Laborgeräte. Keith Inch, Datenrettung. Ich übersetz das alles schnell parallel.»
    «Das machst du sehr gut.»
    «Kevin Conti, Belüftungssysteme …»
    «Sag mal noch mal den davor.» Licht in der Müdigkeit.
    «Keith Inch.» Danowski wiegte langsam den Kopf. Dann schürzte er die Lippen und erlaubte sich ein verblüfftes Lächeln. Damit die anderen was

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