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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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«Butter bei die Fische. Ich bin der Ansicht, dass wir jetzt schon eine Entscheidung treffen sollten. Das ist ein Zoo da draußen.» Er schwenkte den Arm in Richtung Westen, wo auch auf dem Parkplatz des Altonaer Rathauses Ü-Wagen und Journalisten mit Kameras und Aufnahmegeräten warteten. Die meisten Anwesenden nickten zustimmend.
    «Was schlagen Sie vor?», sagte Peters zu Schelzig.
    «Ich schlage gar nichts vor, aber ich kann Ihnen sagen, was Sie tun müssen», sagte Schelzig und schien nicht mal zu merken, wie arrogant sie wirkte. Danowski konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Ihm wäre jede Beschwichtigung und halbgare Lösung lieber gewesen, aber er mochte es, wenn Leute sich nicht von der allgemeinen Stimmung in einem Raum anstecken ließen. «Vierzehn Tage Quarantäne, uneingeschränkt, kompromisslos. Komplette einseitige Abriegelung des Schiffes. Niemand geht von Bord, kein Besatzungsmitglied und kein Passagier, keine Großmutter, kein Kind, keine Angehörigen anderer Staaten. Zutritt an Bord nur in Schutzkleidung für Biohazard  2 , in den kontaminierten Zonen nur in Schutzkleidung für Biohazard  4 . Eppendorf und Altona gehen auf Stand-by, aber nicht mit einer sinnlosen Screening-Station, sondern mit Isolationscontainern, die wir direkt vor dem Cruise Terminal aufbauen, sofort. Im Modulsystem, beliebig erweiterbar.»
    Jetzt wurde es dem Bürgermeister-Assistenten doch zu bunt. «Isolationscontainer? Können Sie sich vorstellen, wie das aussieht? Wie wollen Sie das erklären? Wie soll ich das verkaufen?»
    Schelzig musterte ihn und sagte trocken: «Glauben Sie mir, Sie wollen keine Biohazard- 4 -Patienten quer durch die Stadt transportieren. Vielleicht drei oder vier, aber nicht Hunderte, falls es so kommt.»
    Peters klopfte kurz und gerade laut genug auf die Tischplatte, dass alle im Raum verstummten und zu ihm sahen.
    «Vierzehn Tage Quarantäne», sagte er. «Die Details klären wir auf dem kleinen Dienstweg. Presse mache ich jetzt, aber spätestens heute Abend muss der Bürgermeister ran. Am besten in Sichtweite des Schiffes, damit die Leute sehen, dass man sich nicht sofort irgendwas wegholt, sobald man an die Elbe geht.»
    Alle standen auf, nur der Bürgermeister-Assi verharrte sitzend, als drückte die Dummheit der anderen ihn in den Stuhl. In der Tür ließ Wilken Peters von der Gesundheitsbehörde Danowski vor, lächelte ihm freundlich zu und sagte dann von schräg hinten konstruktiv: «Sie sollten mal ein Stimmtraining machen, Herr Dombrowski. Sie klingen flach, wenn Sie angespannt sind.»
     
    Im Flur wartete Tülin Schelzig auf ihn.
    «Bewegen Sie sich immer so langsam?», fragte sie.
    «Eigentlich nicht», sagte Danowski. «Aber normalerweise halte ich um die Zeit meinen Mittagsschlaf im Präsidium.»
    «Immer noch die Witze», sagte sie und nestelte im Gehen an ihrer Aktenmappe. «Hier sind Ihre Fotos vom Tatort, falls es denn einer ist.» Danowski nahm einen auseinanderfallenden Stapel DIN -A 4 -großer Ausdrucke auf Fotopapier entgegen.
    «Gehen wir morgen direkt nach dem Treffen zusammen an Bord? Ich führ Sie rum», sagte Schelzig, merkbar in Eile.
    «Das klingt richtig nett, ich packe ein Picknick ein», sagte Danowski, der beschlossen hatte, ihr nie wieder eine ernsthafte Antwort zu geben. Sie schüttelte nicht mal mehr den Kopf, als sie vor dem Rathaus abbog und auf ein weißes Rennrad zusteuerte, das an eine Laterne geschlossen war.
    «Äh, Moment mal», rief Danowski ihr hinterher. «Was ist das hier? Ein Suchbild?» Jede der Aufnahmen, die er im Gehen durchgeblättert hatte, zeigte in anderem Winkel Großaufnahmen von Teppichfasern, die hier und da befleckt waren; auf zwei oder drei waren Glassplitter zu sehen, die fast das ganze Format füllten.
    Schelzig mühte sich mit ihrem Schloss ab und rief ihm zu: «Das sind die Splitter, die ich auf dem Teppich gefunden habe. Ich vermute mal, dass das alles hoch kontaminiert ist. Wir analysieren heute auch davon Proben.»
    Danowski wedelte mit den Fotos, zum ersten Mal heute wirklich auf dem Weg, wütend zu werden statt einfach nur genervt oder leicht überfordert.
    «Das sind keine Tatortaufnahmen! Man sieht ja überhaupt nichts von der Umgebung, nichts von der Kabine. Ist das in einem Teppichlager aufgenommen? Bei Ihnen zu Hause? Das sind … keine Ahnung, das sieht aus wie irgendwas aus dem Foto-Memory für Kinder. Sie sind viel zu nah rangegangen.» Erschöpft ließ er die Bilder sinken. «Scheiße», sagte er halblaut. Jetzt

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