Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
Hinblick dessen, noch fast die Hälfte des Lebens vor sich zu haben: »Soll das alles gewesen sein? « Entweder sie nehmen es, wie es ist, oder sie versuchen, etwas zu verändern. Häufig beginnt die Suche nach einem »neuen Kick«. Das Gesuchte hängt oft mit Bestätigung und Anerkennung zusammen. Es kann eine neue Aufgabe oder ein neues berufliches oder persönliches Ziel sein. Es kann aber auch der Wunsch nach einer »Modernisierung der Beziehung«, wie es eine Klientin nannte, sein. Nicht wenige beginnen zu testen, welche Chancen sie beim anderen Geschlecht noch haben. Bereits Kierkegaard meinte: »Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit . «
Sind unsere Erwartungen aneinander zu hoch geworden? Ist es im Zuge unserer wachsenden Lebenserwartung nicht unrealistisch, sich für eine zunehmend längere Lebenszeit an einen Partner zu binden? Laufen wir einem Beziehungsideal nach, das es so nicht mehr gibt?
▶▶ Beispiel: Jetzt bist du dran
Herr A. heiratet eine zehn Jahre jüngere Frau und lebt zufrieden, aber sehr arbeitsintensiv auf eine Zukunft mit mehr Urlaub hin. Er nimmt an, dass seine Frau genauso denkt und sich auf spätere Zeiten freut. Sie kümmert sich um den Sohn, er um seine Selbstständigkeit. Frau A. empfindet ihr Leben zunehmend als leer und beginnt, sich im Internet nach interessanten Kontakten umzuschauen, zunächst sind es »Brigitte-Kontakte«, dann auch Männerbekanntschaften. Unmittelbar nach ihrem 40. Geburtstag teilt sie ihrem Mann mit, dass sie zu einem anderen Mann zieht und endlichleben will – der pubertierende Sohn könne bei ihm bleiben. »Ich habe dir die ganzen Jahre den Rücken freigehalten. Jetzt bist du dran.«
Der Paartherapeut Jellouscheck meint, dass Trennung das Ergebnis sehr unterschiedlicher Entwicklung ist. Ein Partner oder beide investieren nicht mehr in die Beziehung und identifizieren sich nicht länger damit. Es geht etwas zu Ende, und die Beziehung muss aufgegeben werden. So verschieden die Entwicklungen von Paarbeziehungen auch sind, so vielfältig sind die Gründe, warum Paare sich trennen. Es gibt Paare, die verstehen sich eigentlich gut und gelten im Freundes- und Bekanntenkreis als das Ideal-Paar. Einer von beiden fühlt sich auch so, während der andere aufhört, sich gut zu fühlen, jedoch die eigene Unzufriedenheit und Entfremdung nicht kommuniziert und lange verheimlicht (manchmal auch vor sich selbst). Er trennt sich dann ohne große Vorbereitungszeit für den anderen. Für sich selbst ein logischer Schritt, für den anderen eine Katastrophe. Der Verlassene hat keine Chance und versteht zunächst und vielleicht nie richtig, was eigentlich passiert ist. Nicht wenige Trennungen sind und bleiben für den Verlassenen und für Nahestehende unverständlich. Offensichtliches Leid wie seelische und körperliche Gewalt, Missbrauch und Sucht (gelten heute nicht mehr als vorrangige Scheidungsursachen), aber auch wiederholte Affären lassen uns leichter verstehen, warum jemand eine Beziehung oder Ehe verlässt. Andere, weniger sichtbare Gründe wie chronische Unzufriedenheit, Entfremdung und Vereinsamung in der Beziehung werden von vielen schon weniger als Trennungsgründe akzeptiert, besonders dann, wenn Kinder betroffen sind.
Erwiesen ist: Eine chronisch unglückliche und disharmonische Partnerschaft ist ausgesprochen belastend – oft auch krank machend – für die Kinder und für die Erwachsenen. Wenn Paare sich trennen, spielen immer mehrere Faktoren mit, und nicht alle verstehen wir. Derjenige, der sich trennt, weiß es am besten. Auch Sie und Ihre getrennte Partnerin werden sicher unterschiedliche Gründe benennen, was in Ihrer Beziehung zur Trennung geführt hat. Sicher wird IhreBeziehung zumindest für einen von Ihnen keine Bereicherung mehr gewesen sein oder so quälend, dass Trennung der letzte Ausweg ist.
Sollten Sie sich gerade oder zum wiederholten Mal mit den Ursachen Ihrer Trennung befassen, können Sie folgenden Fragebogen zu Hilfe nehmen.
FRAGEBOGEN: TRENNUNGSURSACHEN
Lesen Sie folgende Auflistung von Trennungsgründen. Kreuzen Sie diejenigen an, die für Sie zutreffen. Bei Oder-Fragen unterstreichen Sie das Zutreffende. Wenn Sie wollen, können Sie auch neben den Kästchen die ausgesprochenen oder von Ihnen vermuteten Trennungsgründe Ihres ehemaligen Partners markieren. Im unteren Teil des Fragebogens ist Platz für zusätzliche Trennungsgründe.
zu hohe Erwartungen an die Beziehung
einschneidende
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