Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
Sie vor einer erneuten Trennung nicht geschützt. Bestenfalls haben Sie nicht mehr so viel Angst davor und spüren rechtzeitig, wann es Zeit ist zu gehen. Sie haben gelernt, sich abzugrenzen, wachsam zu sein und aufzuhören, wenn etwas nicht mehr erfolgreich oder sinnstiftend ist. Obwohl Sie wissen, dass eine Trennung wieder schmerzvoll und anstrengend sein würde, dass die Übergangsphasen wieder Unsicherheiten mit sich brächten, haben Sie die innere Sicherheit, dass Sie es erneut schaffen werden. Auch falls Sie wieder verlassen werden, wissen Sie, dass Sie sich nicht Ihrem » Schicksal « ergeben müssen und offen für andere Menschen bleiben können.
Gehören Sie zu denjenigen, die beharrlich festhielten und lange nicht loslassen konnten, werden Sie sich nicht mehr mit » Haut und Haar « einlassen und können sich rechtzeitiger verabschieden. Gehören Sie zu denjenigen, die sich fluchtartig und ohne emotionale Trennungsarbeit getrennt haben, werden Sie bei nächsten Trennungen an Trauerprozessen nicht vorbeikommen.
Egal, ob Sie nach einer Trennung allein oder in einer Beziehung weiterleben, Sie brauchen Kraft, Mut und Zeit, um Ihre neue Wirklichkeit zu gestalten. Sie brauchen Zeit, um das an sich zu verändern, was Sie erkannt haben, und das zu belassen, was Ihnen bewahrenswert erscheint. Vielleicht haben Sie durch Ihre Trennung die Wege gefunden, die Sie finden mussten, um bei sich selbst anzukommen. Vielleicht können Sie zustimmen, dass »Gewinnen und Verlieren zum Leben gehören« (mündliche Überlieferung Verena Kast).
»Beides hat einen Wert – zu bleiben und zu gehen.«
Ehen und Lebenspartnerschaften als auch Trennungen und Scheidungen gehören zu unserem Leben dazu und sind integraler Bestandteil unserer Gesellschaft. Statt über Scheidungen zu lamentieren, oder schlimmer noch, zu moralisieren, gilt es, Wege zu finden, Trennungsprozesse fair zu gestalten und die Situation von getrennten und Folgefamilien zu verbessern. Damit besteht die Chance, dass aus Kindern nicht »Scheidungswaisen«, sondern »weise Kinder« werden, die beide Eltern lieben dürfen und erleben, dass liebende und fürsorgliche Eltern nicht in einem Haus wohnen müssen.
Schlusswort von Bertolt Brecht:
Alles wandelt sich
Alles wandelt sich. Neu beginnen
Kannst du mit dem letzten Atemzug.
Aber was geschehen, ist geschehen. Und das Wasser
Das du in den Wein gossest, kannst du
Nicht mehr herausschütten.
Was geschehen, ist geschehen. Das Wasser
Das du in den Wein gossest, kannst du
Nicht mehr herausschütten, aber
Alles wandelt sich. Neu beginnen
Kannst du mit dem letzten Atemzug.
Literatur
Ahrons, C. R. (1997): Die Familie erhalten, wenn die Ehe zerbricht. Die gute Scheidung. München, Knaur.
Alt-Saynisch, B., Raabe G., (2002): Das Ende als Anfang – Rituale für Paare, die sich trennen. Gütersloh, Gütersloher Verlagshaus.
Bodenmann, G. (2010): Die Bedeutung der Partnerschaftsqualität für Partner und Kinder. Universität Zürich (Powerpointpräsentation München 2010).
Brender, I. (1984): Lieber ein Versager als weiter unglücklich sein. In: Schultz, H. J. (Hrsg.): Trennung. Stuttgart, Kreuz Verlag.
Bundesfamilienministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): »Wegweiser für den Umgang nach Trennung und Scheidung«.
Canacakis, J. (1990): Ich begleite dich durch deine Trauer. Stuttgart, Kreuz Verlag.
De Shazer, S. (2010): Wege der erfolgreichen Kurzzeittherapie. Stuttgart, Klett-Cotta.
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung (Hrsg.): »Eltern bleiben Eltern« – Hilfen für Kinder bei Trennung und Scheidung.
Ernst, H. (2011): Vergebung: Die Chance zum Neuanfang. In: Psychologie Heute (compact).
Enright, R., D. (2006): Vergebung als Chance. Bern, Huber.
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Fthenakis, E. u. a. (2008): Die Familie nach der Familie. München, Beck.
Griebel, W. (2008): Erfolg beim zweiten Anlauf: Neue Partnerschaft und Stieffamilie. In: Fthenakis, E. u. a.: Die Familie nach der Familie. München, Beck.
Härtling, P. (1997): Lena auf dem Dach. Weinheim, Beltz.
Hötker-Ponath, G. (2009): Trennung und Scheidung – Prozessbegleitende Interventionen in Beratung und Therapie. Stuttgart, Klett-Cotta.
Jellouscheck, H. (2000): Warum hast Du mir das angetan? München, Piper.
Kast, V. (1982): Trauern – Phasen und Chancen des psychischen Prozesses. Stuttgart, Kreuz Verlag.
Krantzler, M. (1984): Kreative
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